Vielen Dank an Christof Kuhbandner für den schönen Artikel. Von dieser RKI-Studie hatte ich noch nicht gehört, aber von einer ähnlichen Studie aus UK aus dem letzten Jahr:
https://wellcomeopenresearch.org/articles/5-75/v2
Wie man sehen kann, ist bei diesem Paper der Reviewprozess noch im Gange - und er ist öffentlich, d.h. man kann die (zum Teil negativen) Kommentare der Gutachter lesen. Dort findet man dann teilweise auch Argumente von Herrn Kuhbandner wieder, z.B. dass die Lebenserwartung von Menschen in Pflegeheimen deutlich unter der von gleich alten Menschen insgesamt liegt, und dass dies nicht berücksichtigt wurde. Immerhin hat man hier die Vorerkrankungen in die Analyse mit einbezogen - allerdings nur die grobe Diagnosen, nicht aber die jeweilige Schwere der Erkankungen (die entsprechenden Daten lagen nicht vor). Das reicht aber natürlich nicht aus, um zu einer sicheren Abschätzung der "verlorenen Lebensjahre" zu kommen.
Wenn man fragt, wie lange jemand gelebt "hätte", wenn er kein Corona gehabt "hätte", dann argumentiert man kontrafaktisch. Das ist aber sozusagen die Königsdiziplin des kausalen Schließens, schwieriger geht es kaum. Die Anforderungen an ein solches Argument sind viel höher, als wenn z.B. ein Versicherungsmathematiker berechnen will, wie lange die Lebenserwartung einer bestimmten Bevölkerungsgruppe ist.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (22.02.2021 16:10).