Der die kurze Darstellung der Zahlen zur Übersterblichkeit des Autors Pomrehn ist zunächst einmal korrekt.
In der Tat gibt es eine signifikante Übersterblichkeit, welche über sowohl dem Durchschnitt von 2016-2019 als auch in der Einzelbetrachtung der Jahre, zum Beispiel 2018 (nicht 2019, das war ein eher schwaches Jahr). Zwar gab es in 2018 mehrere Wochen mit einer höheren Sterblichkeit als 2020, aber in der Summe ist in der Tat, das zeigt die Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes. (https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/Tabellen/sonderauswertung-sterbefaelle.html).
Swoeit, so richtig.
Was inkorrekt ist, ist, dass die Intensivstationen insgesamt am Anschlag sind. Zudem wird nirgendwo belegt, dass die insgeheime Triage über das Maß von 2018 hinausgeht. Anekdotisch habe ich dazu mit einem befreundeten Arzt in der Offenbacher COVID-Station darüber gesprochen, der das bestätigt, das ist aber wie gesagt nur anekdotisch.
Wenn ich auf das DIVI (https://www.intensivregister.de/#/aktuelle-lage/zeitreihen) schaue, wie es der Autor vorschlägt, sieht man immer noch deutlich, dass deutschlandweit Kapazitäten vorhanden sind. In einzelnen Kreisen (Offenbach zum Beispiel) sind die Krankenhäuser voll, das ist korrekt. Allerdings hat man alleine in einem Krankenhaus in Offenbach die Kapazität in den letzten 3 Monaten (nochmal direkte Anfrage an den Arzt) von 17 Betten auf 10 Betten reduziert. Auf Nachfrage warum sagte mir der Arzt: "Das musst Du die Krankenhausleitung fragen".
Das zeigt auch der Blick auf die Bettenkapazität, welche sich in den letzten 6 Monaten um ca. 5000 Betten reduziert hat. Zudem wurden 20 Krankenhäuser deutschlandweit geschlossen. Die Gesamtzahl aller Intensivpatienten hat sich vom Normalwert um die 20.000 über das Jahr um ca. 700 erhöht.
Man muss also beim Blick auf die Übersterblichkeit sagen, dass die Aussage korrekt ist, dass die Pandemie eine signifikante Auswirkung hat.
Die Frage ist nun, ob die Maßnahmen (Lockdown, Masken etc) das abgedämpft haben, nicht beeinflusst haben, oder aber negativ beeinflusst haben.
Basierend auf der Studie von Ioannidis (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/eci.134840) scheinen die Maßnahmen keinen oder im schlimmsten Fall negative Auswirkungen auf das Geschehen haben.
In Deutschland ist auffällig, dass nicht nur die Sterberate pro 100.000 bei den Älteren viel höher ist (das ist ja eine bekannte Eigenschaft des Virus), sondern auch die Inzidenz (also Ansteckung) pro 100.000 deutlich höher ist und mit dem Alter ansteigt. Das RKI hat die Zahlen hier veröffentlicht: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Daten/Altersverteilung.html
Ich habe das mal grafisch aufgearbeitet: https://sites.google.com/view/corona-germany-stats/home
Bei der Inzidenz weiß ich nicht, ob das RKI hier den Meldeverzug (3-4 Tage) korrigiert hat oder nicht. Man sieht aber dennoch, dass der Lockdown 1 für die Gruppe 90 plus und 85 - 89 eher kontraproduktiv war, der Lockdown light für alle Gruppen kontraproduktiv war.
Der Lockdown hart war scheinbar hilfreich, wenn man aber bedenkt, dass exakt 4 Tage (Meldeverzug?) nach dem Start des Lockdown Hart die Tests massiv (um die Hälfte bis Januar 3, 2021) zurückgefahren wurden, dann ist das nur ein Artefakt, in der Tat wären die zahlen, wenn man das bereinigt weiter gestiegen. (Ich werde das noch besser aufbereiten und bereinigen.)
Zur Maskenpflicht muss man glaub ich anhand der Daten nix sagen.
Man muss bedenken, dass der Anteil der sehr alten Altersgruppe Ü84 eine sehr viel größere Inzidenz aufweist, als der Rest der Bevölkerung. Das ist eigentlich verwunderlich, da man gerade die durch die Lockdowns schützen wollte.
Wenn man aber bedenkt, dass diese Altersgruppe sehr stark in Pflegeheimen und Altersheimen verwahrt wird und man sieht, dass mindestens 2/3 aller Verstorbenen von dort kommt (bitte Googlen), muss doch eigentlich der Schluss sein, dass der Lockdown nicht die Lösung ist, sondern man stattdessen die Alten nicht zentral in den Altersheimen pflegen sollte, sondern dezentral zu Hause.
Das Problem sind die Alters- und Pflegeheime, sowie die Ansteckung der Alten bei Ärzten und in Krankenhäuser!