Wer Wissenschaft betreibt, darf nichts ausschließen und sollte immer induktiv vorgehen. Das ist auch für mich keine Frage. Real wird jeder Wissenschaftler mit einer Mischung aus Induktion und Deduktion vorgehen - man braucht irgendeine Idee/Hypothese auf deren Basis man Experimente bzw. statistische Analysen entwirft.
Die Idee, daß eine Impfreaktion, die zum Tode führt, eher eine kurzfristige ist, beruht dabei auf der (heutigen) Kenntnis des Immunsystems.
Wenn ich mir das Komplementsystem (hauptsächlich wirksam gegen Bakterien, Pilze und Fremdoberflächen) anschaue, so wirkt es im Minuten bis Stundenbereich. Findet hier eine Aktivierung statt, so kommt es nachfolgend zu einer Aktivierung von Zellen des Immunsystems. Auch diese findet noch schnell - wiederum im Minutenbereich, einige Stunden, wenige Tage statt.
Mit diesem Instrumentarium kann ich akute Reaktionen gegen RNA-Impfstoffe (CARPA-Reaktion - komplementvermittelt) oder die Hirnvenenthrombosen bei den Vektorimpfstoffen (Komplement, zelluläre Reaktionen und Gerinnung) erklären.
Wenn ich längere Zeiträume benötige, um eine Reaktion zu erklären, habe ich es mit Reaktionen des "adaptiven Immunsystems" zu tun. Dort geht es um die Bildung von Antikörpern und von Zellen, die Krankheitserreger/befallene Körperzellen direkt angreifen. Wenn sich diese Systeme im Sinne einer Autoimmunreaktion gegen den eigenen Körper richten, kommt es durchaus zu einem heftigen Problem. Dort besteht aber ein dauernder Reiz, der die Reaktion aufrecht erhält (das körpereigene Gewebe gegen das sich die Autoantikörper richten). Das sind aber keine Reaktionen, die akut zum Tode führen. Das sind Erkrankungen wie MS oder vermutlich auch "Long-Covid" & CFS (soweit sie auf Autoimmunreaktionen beruhen). Das sind Krankheitsbilder, die sich schleichend immer weiter entwickeln und schlimmer werden (können).
Ein anderer Typ von Reaktion ist die "Allergie". Auch sie beruht auf Antikörpern (IgE). Eine Allergie kann akut zum Tode führen, ist aber klar umrissen, nachweisbar und behandelbar (zumindest die Symptome).
Was will ich mit dem ganzen Zeug sagen? Das was ich oben beschrieben habe, ist sozusagen mein Startpunkt als Wissenschaftler. Ich versuche Dinge zunächst in diesem System einzuordnen. Wenn ich damit scheitere und auf so etwas wie ein Immunsystem "mit erhöhter Sensitivität" stoße, muss ich dieses definieren (wieviele Patienten, wie ist die Symptomatik, gibt es greifbare biochemische Parameter, die entgleist sind). Dann kann ich dann durchaus zu dem Schluss kommen, daß ein neuer Mechanismus vorliegt, den ich dann erstmalig beschreiben kann - was sich kein Wissenschaftler "entgehen" lassen wird. Bisher habe ich aber nicht einmal einen Hinweis woran die Leute aus der Übersterblichkeitsstatistik gestorben sind. Deshalb auch meine Frage/Anregung.
Tödliche Impfreaktionen nach langen Zeiträumen sind vom Mechanismus bisher eben nicht bekannt. Wenn ich die Übersterblichkeitsstatistik sehe, würde ich zunächst bei den bekannten Mechanismen suchen, ob mir diese eine Erklärung liefern (was machbar sein sollte). Wenn das nicht der Fall ist, muss man Arbeit hineinstecken und aufklären warum es den Übersterblichkeitseffekt gibt. Denn klären sollte man ihn! Mit einer (für mich) unwahrscheinlichen Hypothese würde ich aber nicht beginnen.
Wie schwierig so etwas ist, kannst Du ermessen, wenn Du dir die Forschung zum chronic fatigue syndrome (CFS) anschaust.
Betroffene Patienten wurden initial als psychisch krank einsortiert - geholfen hat es niemandem, weil die Hypothese falsch war. Heute gibt es mehrere Ansatzpunkte, die endlich die biochemische Seite der Erkrankung angehen (möglicherweise Autoimmunreaktionen). Hier sind nun auch die unzähligen "Long-Covid"-Fälle "hilfreich". Das Ganze geht aber nun schon über Jahrzehnte - ohne greifbares Endergebnis! Sicher kein böser Wille der beteiligten Wissenschaftler, allenfalls ein Mangel an zielführenden Ideen und dem Mangel an Ressourcen. Letzterer ist aber oft nur ein Scheinargument. Erst bei den jetzt anlaufenden formalen Pharmastudien sind Ressourcen ein echtes Problem, weil sie exorbitant teuer sind.
Ein anderes Beispiel ist die Genese von Magengeschwüren. Welche abstrusen Therapien hat man dagegen angewandt, bis Helicobacter pylori identifiziert wurde. Aber jeder Wissenschaftler ist für seine Hypothesen "beweispflichtig". Die Leute, die den Helicobacter identifizierten, haben sich selbst mit dem Erreger infiziert, um den Beweis zu führen.