Genau. Für die Geimpften ist die Pandemie doch gefühlt weitgehend vorbei und abgehakt.
Nur die Impfgegner, die ihr Erweckungserlebnis hatten und jetzt dem doofen Rest erklären wollen, wie die Welt funktioniert, die haben noch Diskussionsbedarf. Wer erstmal davon überzeugt ist, dass unser Staat ganz grundsätzlich gegen seine Bürger handelt und ein perfides System der Desinformation aufgebaut hat damit das keiner merkt, der wird davon so schnell nicht wieder ablassen.
Es wäre allerdings fatal, wenn unserem Land jetzt bei jeder größeren Krise 10% seiner Menschen den Rücken kehren und aus der Diskussion aussteigen. Ich fürchte, die Krisen kommen schneller als die "Verweigerer" jeglicher Couleur sich wieder einkriegen. So entsteht eine Art heterogener, reichsbürgerartiger Szene, die sich eigentlich nur in einem Punkt wirklich einig ist: Der Staat ist unser Feind, er ist illegitim, alle außer uns lassen sich belügen. Das reicht als Markenkern aus, um Impfgegner, Libertäre, Identitäre, Nationalisten, Esoteriker, Revisionisten, DDR-Nostalgiker und Verschwörungstheoretiker zu vereinen oder zumindest ein diffuses Gefühl von Gemeinschaft zu erzeugen. Das geht über das von Bismarck beschriebene Grundbedürfnis der Deutschen "beim Bier über die Regierung schlecht zu reden" hinaus. Es führt oft zum beiderseitigen Kontaktabbruch auch im privaten Bereich und damit zu einer schleichenden Politisierung des Privaten. Wer hat schon Lust sich mit jemandem zu treffen, bei dem er ängstlich gewisse Themen vermeiden muss?