Ich bin absolut begeistert, wie gut im Artikel die Lage bis auf Detail beschrieben wurde. An einer einzigen Stelle hätte ich doch etwas auszusetzen:
Schließlich lebt ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung von staatlichen Leistungen, da bleibt dann nur Ersatzhaft oder unmittelbarer Zwang – so steht es im Verwaltungsvollstreckungsgesetz. Hat darüber mal schon irgendjemand nachgedacht?
Bisher sprengte dies jede gesellschaftlich tolerierte Fantasie, und sogar Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn, sonst nicht unbedingt rechtsstaatlicher Analytiker, fragte sich, wie man sich das vorstellen solle: "Wird dann Frau Wagenknecht von der Polizei abgeholt zum Impfen?"
Die gesellschaftlich tolerierte Fantasie hat aus meiner Sicht gar keine Grenzen mehr, ich halte mittlerweile alles, aber wirklich alles für möglich, auch das Undenkbare. Die vom Staat befeuerte Polarisierung der Gesellschaft hat so sehr an Dynamik gewonnen, dass die Stimmung rapide vergiftet, hysterisch und aggressiv wird.
Was ich immer noch nicht verstehe, ist, wie es möglich sein kann, dass sich ansonsten normale und vernünftige Leute so wenig Gedanken über das Geschehen machen, und selbst nachdem sie so oft in die Irre geführt wurden, trotzdem so unkritisch alle, zum Teil absurde Maßnahmen mittragen und so wenig die Ursachen hinterfragen. Ich bin sicher, vor neunzig Jahren muss es wohl sehr ähnlich abgegangen sein.