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  • lobo-w-j

25 Beiträge seit 23.11.2021

Keine Zwischentöne

Im Prinzip ist diese Analyse zutreffend - wenigsten unter Gesichtpunkten einer marxistischen Kapitalismuskritik. Es fehlen aber die Zwischentöne, alles wird über einen Leisten geschlagen. In diesem Einheitsbrei gerät konkretes menschliches Leben, die Komplexität der BRD-Gesellschaft und der parlamentarischen Demokratie aus dem Blick.

Dass hingegen die Bürger – radikale Impfgegner ebenso wie Hetzer gegen Ungeimpfte, auch der Rest, die brave sogenannte Mitte – nur Spiegel des Staates, in dem sie leben, sind ...

Wer will sich da eingeordnet wissen? Weder "radikale Impfgegener", noch "Hetzer gegen Ungeimpfte" auch nicht die "brave sogenannte Mitte", geschweige denn diejenigen, diese sich keiner dieser Fraktionen zurechnen, werden sich in dieser Behauptung wiederfinden. Sie verliert die individuellen Motive und Strebungen aus dem Blick. Der Autor (die Autorin?) macht dasselbe, was er/sie dem kapitalistischen System vorwirft: er/sie objektiviert die Menschen. Diese Art von abstrakter marxistischer Systemanalyse ist letztenendes realitätsfern und - unmenschlich. Lenin und die Folgen sind nicht fern.

Wirkliche linke Politik würde gegen solchen Obskurantismus den Klassenkampf von unten organisieren, und zwar gleichermaßen gegen beide Formen der Gegenaufklärung: gegen das verblödende Homöopathengeraune wie gegen das Abladen der gesundheitsgefährdenden Folgen von Regierungshandeln auf die Schultern von Regierungskritikern.

Wo lebt der Autor/ die Autorin? Wo ist die "Klasse", mit der der "Klassenkampf von unten" organisiert werden könnte - wenn er denn wünschenswert wäre? Selbst in Spanien - wo es noch eine linke Tradition gibt - ist der 2011 bei einer Arbeitslosigkeit von 25% entstandene "Movimiento 15-M", versandet und in der staatstragenden Partei "Podemos" aufgegangen.
Auf das "verblödende Homöopathengeraune" (sic!) will ich nicht weiter eingehen - höchsten eine begründete Auseinandersetzung mit der (klassischen) Homöopathie vorschlagen.
Es ist folgerichtig, dass der Autor/die Autorin bei seiner/ihrer Betrachtungsweise keine realistischen Ansätze zur Veränderung der Gesellschaft findet, auch nicht im Sinne eines humanen Sozialismus.
Aber sie sind ja alle "unmündig" - oder illusionär mündig - die "Abgehängten", die "libertären oder liberalen Linken" und die "sozialdemokratisierenden Linksradikalen" gleichermaßen!

Wem ständig die Vernunft abgesprochen wird, der hat dann tatsächlich auch irgendwann keine mehr.

Wie hat es Grohn denn geschafft, die "Vernunft" zu bewahren - was er/sie doch sicher für sich in Anspruch nehmen wird ? Wenn das ihm/ihr möglich war, dann könnte es doch auch anderen gelungen sein, oder?

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (18.12.2021 23:27).

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