Ach Gottchen schrieb am 08.09.2021 18:56:
alt_und_naiv schrieb am 07.09.2021 18:35:
Die Zahl der Publikationen mag ja gestiegen sein, aber ist nicht auch die Zahl der Wissenschaftler mitgewachsen?
Nicht in MINT. Die Zahl ist seit langen ziemlich konstant. Allen Versuchen, dort mehr Frauen reinzubekommen zum Trotz
Hast Du zur Gesamtzahl der Wissenschaftler weltweit konkrete Zahlen? Mein subjektiver Eindruck war eine massive Zunahme der Zahlen.
Peer-Review ist auch nur ein Testverfahren mit allen Fehlermöglichkeiten.
Nein, es ist ein PRÜFverfahren, kein Testverfahren. Und zwar im Grunde das Gleiche wie "4-Augen-Prinzip" oder "Code Review" in der IT.
Wenn dabei dicke Klopper unentdeckt bleiben, war die Prüfung selbst komplett für die Gosse. Und zwar auch nicht nur im konkreten Einzelfall, sondern dann stimmt da was strukturell in der Prüfinstanz nicht - entweder weil mangels Zeit nur noch diagonal gelesen wird, oder weil die Prüfer unterqualifiziert sind, oder unmotiviert - oder weil das Verfahren nur ein Etikett ist ohne Inhalt.
Auch andere Prüfverfahren produzieren Fehler. Dennoch ist so etwas nicht für die Katz.
Wenn Du jetzt aber sagst, dieses Verfahren versage gänzlich, dann hast Du gar nichts mehr in der Hand, das Dir die Entscheidung erleichtert, welche Informationen, die Du nicht selbst beurteilen kannst, Du zunächst als wahr annimmst.
1. Konsistenz zu bereits vorhandenen Informationen
2. Plausibilität
3. Vertrauenswürdigkeit der Quelle
Überspitzt formuliert erwartest Du jetzt also vom Laien das, woran Deiner Meinung nach das Peer-Review scheitert. Ist das nicht etwas optimistisch gedacht? Gibt man sich nicht einer Illusion hin, insbesondere als Fachfremder Informationen korrekt einordnen zu können? Der aufgeklärte Mensch im Kantschen Sinne existiert nicht mehr. Die Unmündigkeit der Menschen resultiert heute daraus, dass der Mensch in vertretbarer Zeit sich nicht das Wissen aneignen kann, das er eigentlich benötigte. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit nicht mehr. Ein Klimamodell oder eine epidemiologische Modellierung ist für Otto Normalverbraucher ohne Mathematikstudium und das Studium weiterer Fächer nicht zu erfassen und zu bewerten. Wir haben unsere Berufe, nur endliche Zeit und sind daher auf die Expertise anderer angewiesen.
Und zwar in genau dieser Reihenfolge.
Wenn mir heute jemand als einzig zulässige "Wahrheit" einen bestimmten Sachstand verkündet - und übermorgen ohne nachvollziehbare Begründung das genaue Gegenteil, ist das weder konsistent noch plausibel - und sorgt für derbe Abzüge unter 3.
Es bleibt nicht aus, dass man sich bei geänderter Datenlage korrigieren muss.
Die Argumentation der Querdenker passt hervorragend zur Darstellung hier:
https://www.klimafakten.de/meldung/p-l-u-r-v-dies-sind-die-haeufigsten-desinformations-tricks-von-wissenschafts-leugnern
Wenn jemand die Reifendruckautomaten an Tankstellen kritisieren würde, ihre Genauigkeit läge nur bei 0.05 bar und sei daher im Alltag unbrauchbar, außerdem würden sie nicht sicherstellen, dass in den unterschiedlichen Reifen gleiche Temperaturen herrschten. Daher seien sie ungeeignet, adäquate Druckzustände in den Reifen von KFZ herzustellen. Dann würde jeder höflich den Kopf schüttelnd weitergehen und den Ausführungen nicht mehr folgen. Erzählt jemand dagegen etwas über PCR-Tests, dann wittern alle eine Verschwörung, obwohl diese im Alltag jahrelang erprobt sind und man über entsprechende Erfahrung in Durchführung und der Interpretation verfügt.
Wenn jemand wie Bhakdi maximal 30 CoViD-Tote pro Tag in der Bundesrepublik prognostiziert, dann bekommt er keinerlei Abzüge.
Wenn jemand wie Wodarg eine zweite Welle ausschließt, dann bekommt er keine Abzüge.
Wenn aber jemand wie Drosten, Korrekturen aufgrund neuer Daten vornimmt, dann gibt es Abzüge in ungeahnter Höhe.
Das bekommt sogar mein fast 80-jähriger Vater ohne jeden wissenschaftlichen Hintergrund hin - und wundert sich zunehmend.
Mich dagegen wundert in diesem Lande so langsam nichts mehr.
Man wäre damit auf Rubikon- oder Multipolarniveau - jeder glaubt nur, was ihm ohne grundlegende Kenntnisse vordergründig plausibel erscheint.
Und was genau unterscheidet dieses "Rubikon- oder Multipolarniveau" in diesem Kontext von SPIEGEL, ZEIT, SZ, tagesschau, heute, .... ?
Ich bin etwas irritiert.
Letztere behaupten nicht, wissenschaftliche Aussagen zu transportieren.
Einerseits insistierst Du darauf, wissenschaftlich seriös wäre nur, wenn in entsprechenden wissenschaftlichen Journalen publiziert. Andererseits weist Du auf Dein fehlendes eigenes fachliches Urteilsvermögen hin und mangelnde Zeit, Dir dieses anzueignen.
Kannst Du die Fächer Physiologie, Biochemie, Mikrobiologie, Infektionsepidemiologie, Immunologie sowie die Mathematik epidemiologischer Modellierungen vollumfänglich abdecken, um aus eigener Kraft ein valides Urteil über z.T. recht spezielle wissenschaftliche Thesen abzugeben? Ich kann das nicht, und ich kann mir das auch nicht mal eben in 18 Monaten Pandemiedauer aneignen. Und selbst wenn Du die weit über 100000 Seiten des aktuellen Wissensstandes in diesen Fächern in Deinen Kopf bekämest, dann fehlte Dir immer noch an allen Ecken und Enden die Erfahrung, die einen Fachmann in einem dieser Gebiete ausmacht.
Daher bleibt uns nur ein gewisses Maß an Unmündigkeit zu tolerieren und dem etablierten Prozess der Wissensgewinnung zu vertrauen. Bislang hat der eigentlich recht gut funktioniert.
Dieses Fachwissen wäre aber (zumindest rudimentär) zwingend erforderlich, um a) überhaupt Kenntnis zu haben, welche Fachjournale es in welchem Gebiet gibt, bzw wie angesehen die sind. Und um b) dort überhaupt Artikel lesen und beurteilen zu können.
Daraus folgt eigentlich zwingend, das Du mitnichten die entsprechenden Arbeiten selbst in den Fachjournalen (oder Online) liest, sondern lediglich deren Rezeption, bzw "Wiedergabe" in anderen Medien ?
Angesichts von ca 100000 Publikationen zum Thema Sars-Cov-2 wird keiner von uns auch nur behaupten können, einen nennenswerten Anteil davon gelesen zu haben. Das muss man auch nicht. Mit https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/113-001LGl_S3_Empfehlungen-zur-stationaeren-Therapie-von-Patienten-mit-COVID-19__2021-05.pdf und vergleichbaren Veröffentlichungen kann man sich einen guten Überblick darüber, was therapeutisch gerade für richtig gehalten wird, verschaffen. Vielleicht wirft man auch mal ein paar Blicke in prä-CoViD-Lehrbücher, die unverdächtig sind, einem angeblichen Regierungsnarrativ zu folgen und vergleicht mit den heutigen prinzipiellen Aussagen. Abrunden kann man das mit einem wachen Blick auf diverse Zahlen, einigen Originalartikeln und auch mit etwas Laienpresse nicht nur aus unserem Land oder Kulturkreis. Man macht sich dann ein Bild, das ausreicht, um zumindest Entscheidungen für die eigene Person wie Impfung zu fällen.
Glaubst Du, ein besseres Patentrezept zu haben?
Wenn Du aber lediglich liest, und für die lautere Wahrheit hältst, was Journalistendarsteller Dir erzählen, was angeblich in diesen Arbeiten steht - dann vertraust Du mitnichten dem Wissenschaftsbetrieb, sondern Journalistendarstellern, deren Fachkenntnisse sich fast durchweg nicht von Deinen unterscheiden. Und die selbst auch fast durchweg nie die Arbeiten in toto, sondern lediglich den Abstract gelesen haben (falls überhaupt) - und auch davon nur wenig korrekt verstanden.
Und auch nur DIE Arbeiten, die ihr Narrativ bedienen. Der Rest findet in diesen Medien überhaupt nicht erst statt, selbst wenn er den Weg in Wissenschaftsjournale gefunden hat.
Du vertraust also mitnichten "der Wissenschaft" (die übrigens keine Entität ist, sondern ein Konzept), sondern den von Dir konsumierten Medien und den von diesen behaupteten "Wahrheiten".
Nein, ich vertraue hier nicht. Ich schaue in verschiedene Arten von Publikationen und bilde mir nach meinen Fähigkeiten ein Bild ohne Anspruch auf Richtigkeit.
Ein Fachbuch zu lesen ist Zeitverschwendung, weil es keine Informationen gibt, die zur Zeit als gesicherte Wahrheiten angenommen werden.
"Wahrheit" ist ein religiöser Begriff. Und zwar nach dem binären richtig/falsch Schema.
Wissenschaft kennt keine Wahrheit, schon gar keine absolute, sondern lediglich Erkenntnisse. Das können auch Widerlegungen etablierter Theorien sein.Wer also argumentativ mit Wahrheiten hantiert, will nicht informieren oder überzeugen, sondern stellt seinen Standpunkt als alleingültig dar. Als Dogma.
Meinen Satz hast Du etwas unglücklich aus dem Zusammenhang gerissen. Er bezog sich auf die Situation, die entstünde, wenn der Wissenschaftsprozess wie von Dir befürchtet, versagt. In einer derartigen Situation wäre das Lesen von Fachbüchern ebenfalls wenig zielführend.
Eine Politisierung mag es bei diversen Geisteswissenschaften und bei Wirtschaftswissenschaft geben. Bei Naturwissenschaften kann man allenfalls die Mittelverteilung beeinflussen.
Sehr putzig... "bestenfalls" bedeutet : pushen oder austrocknen
Wieviel mehr Möglichkeit zur Politisierung braucht es denn ?
Meinst Du wirklich, es bestünde ein weltweiter Konsens, was zu pushen und was auszutrocknen ist?
Der Genderschwachsinn wird nur bedient, um nicht direkten Angriffen à la Me-too ausgesetzt zu werden.
Ganz sicher... da ist Frau Prof. Informationstechnologie als Beraterin des Zukunftsgremiums der Regierung - und bei näherer Betrachtung stellt sich dann heraus: "Gender in IT"-Leerstuhl. KEIN Einzelfall. Es werden flächendeckend fachliche Nulpen in den Unis in ALLEN Fachbereichen installiert, die ausschliesslich a) Frauenquote heben und b) dort quasi als Politoffiziere wirken.
Wenn das stimmt, sind wir in ein paar Jahren wissenschaftlich abgehängt und fragen uns die Haare raufend, ob wir Männlein oder Weiblein sind.
Du unterschätzt massiv, was da derzeit (nicht nur) an den Unis an Politisierung passiert
Welcher Pathomechanismus liegt zugrunde?
Was hat Biologismus mit Biologie zu tun?
Alles ?
Das ist ein Terminus zur Diffamierung der Anwendung wissenschaftlicher biologischer Erkenntnisse auf Menschen. Dozenten zum Thema Evolutionsbiologie und Verhaltensforschung bekommen bisweilen auch schon mal Vorlesungsbesuche der "Antifa" unter dem Vorwurf des "Biologismus"
Was soll das bringen und wer steuert das?
Klimamodelle sind angewandte Physik und Chemie, inwieweit biologische Veränderungen bereits berücksichtigt werden können - keine Ahnung. Aber dennoch laufen die Arbeiten und ihre Finanzierung weiter, obwohl diverse Energiekonzerne sie am liebsten verbieten würden.
Sehr drollig. Offenbar ist Dir entgangen, wer eigentlich mittlerweile in welchem Umfang Gelder von wem "zur Forschung" bekommt. Deine Annahme ist reichlich altbacken.
Nur mal so als dezenter Hinweis: würden die "Klimaforscher" morgen zugeben, dass ihre Berechnungen im Grunde spekulativ sind und ihr theoretisches Fundament ebenso dünn wie ihre historischen Daten fragwürdig - dann würden überall die (bis dahin in einer bedeutungslosen Nische siedelnden), seit 1970 massiv expandierenden Klimaforschungsfachbereiche aufgrund plötzlich einsetzenden akuten Geldmangels wieder dahinschwinden.
Die Berechnungen zeigen alle in eine Richtung, die kompatibel mit der von etwas älteren Bürgern erlebten Wetteränderung ist. Natürlich können sämtliche Modelle falsch liegen, die Wahrscheinlichkeit hierfür halte ich allerdings für recht klein. Die Lehre, wir sollten uns etwas weniger invasiv in unserer Umwelt bewegen, ist jedenfalls nicht falsch.
Und jetzt kannst Du Dir mal überlegen was das umgekehrt für deren Motivation bedeutet.
Damit unterstellst Du, dass die Politik aller Länder Klimakatastrophenszenarien sehen möchte, obwohl sie nicht bereit ist, die daraus entstehenden Forderungen nach Änderung zu bedienen. Das erscheint etwas unlogisch.
Wer hat denn bisher seinen Lehrstuhl verloren?
In USA und Kanada einige, die sind dort aber auch Angestellte. In D ist das so ohne Weiteres nicht möglich, aber man muss auch als Prof schon ein dickes Fell haben um gegen den Strom zu arbeiten. Was in den Medien allerdings auch schon in einigen Fällen konkret beschrieben worden war .
Da ich mir die diversen beschriebenen Fälle nicht als Link abgespeichert hab, müsste ich da selbst noch mal suchen, wozu ich aber grad zu faul bin.
Solltest Du doch noch über etwas stolpern, dann poste es ruhig.
Sachliche Fehler enthielten die Mainstreammedien schon immer, jedoch versuchten sie sich nie, sich als wissenschaftliche Referenz aufzuspielen.
Und wann genau haben multipolar oder rubikon das getan ?
Da hätte ich doch gerne mal einen konkreten Beleg gesehen.Wenn man ein paar Artikel dort gelesen hat, spart man sich den Rest. Wenn eine Stichprobe von 10 Artikeln nur Gülle zu Tage bringt, dann erwartet man natürlich bei den übrigen Artikeln Sauce Bernaise.
Auch hier sollte es dann ja ein Leichtes sein, ein paar konkrete Beispiele zu benennen
Siehst Du, da bin ich wiederum zu faul dafür.