Nun, er schaut eben aufs Ganze, dieser Wodarg. Wir haben nach wie vor eine Sterblichkeit von nicht mehr als zwei Promille, das liegt innerhalb dessen, was jede Grippewelle nach sich zieht. Die Zahl der Infizierten ist im Vergleich dazu sehr gering. also rät Wodarg zur Entspannung.
Das ist richtig, solange man nur Deutschland betrachtet. Aber es gibt ein Außenherum, wo man Sterberaten von 7 bis 9 Prozent hat, beispielsweise in Italien. Da man jetzt die Grenzen dicht gemacht hat, kann man davon ausgehen, dass man wenig davon abbekommt. Also insgesamt machen die das richtig. Was richtig gewesen wäre, steht natürlich erst am Ende der Epidemie fest. Aber die liegen nicht schlecht.
Natürlich machen wir hier einen Fehler: um die tatsächliche Sterblichkeit zu ermitteln, müsste man natürlich diejenigen hinzu zählen, die in der Zukunft aus der jetzt erkrankten Menge noch sterben werden. Was leider unmöglich ist. Aber man macht ja auf der ganzen Welt denselben Fehler und dividiert jetzt Gestorbene durch jetzt Infizierte. Die Vergleichbarkeit ist daher gegeben.
Florian Freistetter sieht das als logistische Kurve (was ich schon vor Tagen tat):
https://www.spektrum.de/kolumne/die-covid-19-gleichung/1712714
Nun hat die Kurve ja einen Wendepunkt, ab dem die von Unzicker stets propagierte Exponentialkurve endgültig nicht mehr stimmt. Und wie erkennt man, dass man diesen Punkt erreicht hat? Mathematisch gesprochen, wenn die erste Ableitung ihr Maximum erreicht. Praktisch gesprochen: wenn die Anzahl der Neuinfektionen abnimmt.
Die Erreichung des Wendepunktes ist schon mal ein sehr wichtiger Zwischenschritt, die halbe Reise gewissermaßen. Ich bin ja noch vorsichtig, aber laut Wikipedia haben wir in den letzten beiden Tagen fallende Neuinfektionen.
Vorsichtiger Optimismus ist angesagt.
Gruß Artur