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  • KlausWBecker

90 Beiträge seit 28.06.2021

Re: Schwellen

Pnyx (1) schrieb am 13.07.2021 20:56:

Mit der realistischen Gefahrenwahrnehmung haperts besonders, wenn zeitweise oder dauernd exponentiell ablaufende Prozesse involviert sind. In solchen Fällen ist die Gefahr kaum mehr beherrschbar, wenn sie dann endlich klar wahrgenommen wird. Daher ist 'stomp it out' bzw. Zero Covid der richtige Ansatz. Allerdings funktioniert das nur im allersten Stadium, danach ist der Zug praktisch abgefahren. Timing ist alles. Die deutsche Politik war stets zu spät - Ergebnis Jojo.

Ich bin da sogar geneigt Ihnen zuzustimmen. Sie können aber schlecht der Bevölkerung unzureichende Gefahrenwahrnehmung vorwerfen, wenn der Gesundheitsminister erstmal verkündet, es sei ja alles gar nicht so schlimm. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass die Bevölkerung das besser eingeschätzt hat. Containment funktioniert aber wirklich nur in der allerallerersten Phase von Seuchen, die auf dem Luftwege übertragbar sind. Nachdem wir das weltweit komplett verbockt haben, ist dieses ganze "Zero Covid"/"No Covid" keine Option mehr und dem jetzt hinterherzuweinen bringt auch nichts.

Wenn diese Option aber vom Tisch ist, ist es völlig sinnlos etwas ähnliches simulieren zu wollen. Sobald klar ist, dass es nicht mit vertretbaren Mitteln machbar ist, das Ding entweder ganz loszuwerden oder jeweils lokal zu halten (und damit meine ich ein Altenheim und nicht eine Großstadt), muss eine andere gangbare Strategie her. Und die kann weder sein Bolsonaro-style so zu tun als wäre nichts, aber sie kann auch nicht sein, ganze gesellschaftliche Bereiche zu ruinieren.

Ohne jetzt über die Zuverlässigkeit von Antigen-Schnelltests bei symptomfreien Personen diskutieren zu wollen, nur als Beispiel: Warum zum Henker ist es in Bayern möglich, ein Altenheim ohne Test zu betreten, Grundschulkinder müssen sich aber zweimal pro Woche so ein Stäbchen in die Nase stecken. Meine Antwort: Keine Ahnung, mit echter Gefahrenabwehr hat das aber nichts zu tun.

Worum es mir geht: Wir sind auf dem besten Wege den gleichen Quatsch zu wiederholen, den wir schon beim Thema Terror gemacht haben: Security Theater. Nur diesmal in Form von "Safety Theater". Plakative, aber weitestgehend nutzlose, dafür störende Maßnahmen. Was am Flughafen noch auszuhalten ist (denn wer fliegt schon täglich), ist im täglichen Leben eine dauerhafte Belastung.

Ich halte ein möglichst angstarmes Leben für sehr gesundheitsförderlich. Aktuell tun wir alles dafür, dass die Leute genau dieses nicht führen können, gleich welches persönliche Risiko sie tatsächlich tragen. Ein Null-Risiko-Leben gibt es nicht. Um es auf einen anderen Bereich zu übertragen: Ich persönlich FÜHLE mich an einem Flughafen sicherer, an dem KEINE paramilitärischen Polizeitrupps mit der MP im Anschlag alle fünf Minuten an mir vorbeilaufen.

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