Als gelernter Antikörper-Molekularbiologe würde ich mich ja für begeisterungsfähig halten, was die Einsatzmöglichkeiten monoklonaler rekombinanter Antikörper auch bei Behandlung von schweren COVID-Verläufen angeht. Daß diese Haltung schweren Prüfungen ausgesetzt ist, weil die deutsche Wissenschaftspolitik sehr frühe und gute inländische Forschungsansätze zu solchen Medikamenten mit der berühmten 400 Millionen-Bestellung der rekombinanten Antikörper in den USA ignorierte und jetzt das Zeug in den Kühlschränken verrottet, weil man es nicht rechtzeitig in die bedürftigen Patienten kriegt, das sollte nachvollziehbar sein.
Deprimierend ist aber, daß trotz der Vielzahl der an dem Thema Arbeitenden und der Vielzahl (siehe auch im Artikel) jetzt verfügbar werdender rekombinanter Antikörper-Reagenzien man sagen muß, daß wahrscheinlich alle schon jetzt zu spät kommen. Die Entwicklungszeiten sind lang, die jetzt auf dem Markt befindlichen Antikörper sind sehr sicher ursprünglich gegen den Wuhan-Wildtypvirus entwickelt worden, und genauso wie die Virusvarianten den Impfwirksamkeiten der Wuhan-basierten Vakzinen davonlaufen (mit den ersten Varianten langsam, mit Omikron jetzt schnell) werden die passiven Immuntherapie-Reagenzien Wirksamkeiten in der Behandlung verlieren. In Details wird das unterschiedlich sein, aber der grundsätzliche Weg ist klar. Nach diesen Erfahrungen bin ich mal gespannt, welcher Hersteller beharrlich bleibt und an rekombinanten Antikörpern zur passiven Immunotherapie bei menetwegen Omikron arbeiten wird, den Mut werden nicht alle Hersteller der ersten Stunde aufbringen, ich glaube es ja nicht.
Dummerweise sind diese Antikörper die (erste ?) echte Medikamentenklasse mit einem direkten Wirkprinzip gegen den Virus. Und durch die Gesamtzahl der weltweiten Infektionen und deren Konsequenzen für Sequenzdrift der Virus-Populationen ist dieses Instrument stumpf geworden, sehr, sehr ärgerlich.
Kein Kommentar dazu in dem Artikel durch Herrn Kolenda. Kein Weiterdenken und keine Erkenntnis, daß diese Medikamentenklasse aufgrund der Veränderungen eines SARS-CoV-2 Virus ein inhärentes Verfallsdatum hat und die einzelnen Vertreter nicht unendlich weiter als Medikament wirken können. Schlechte Vorstellung, und peinlich.