Das war schon immer die alles entscheidende Frage, wenn es Fehlentwicklungen gab. Zum Beispiel Ausbeutung: Irgendwann kamen Arbeiter auf die Idee, sich zusammenzutun und zu streiken, nach dem Motto: "Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will".
Die Voraussetzung: bargaining power (Verhandlungsmacht). Wenn die Räder stillstehen, sieht es mittelfristig äußerst schlecht aus für ein Unternehmen, das Hungerlöhne zahlen zu können meint. Es muss sich bewegen. Aber auch die Arbeiter müssen für ihre Sache Opfer bringen und den Streik irgendwie überstehen - umsonst gibt es ihn jedenfalls nicht.
So läuft der Hase. Nur so.
Im Falle des Überwachungskapitalismus gibt es diese Streikoption eigentlich auch, aber sie wird nicht einmal in Erwägung gezogen. Auf das Smartphone verzichten - für 99,99% der Bevölkerung ein undenkbarer Gedanke. Kommt gar nicht in Frage. Man hat eben ein Recht darauf, Technik easy und in vollem Umfang zu nutzen, und Politiker haben ja wohl die Pflicht, sicherzustellen, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Das können sie aber nicht, selbst wenn sie es wollten: Die Macht der IT-Wirtschaft können sie nicht einfach brechen, ohne den Groll weiter Teile der Bevölkerung auf sich zu ziehen, die süchtig sind nach den Produkten und Diensten ebenjener IT-Wirtschaft.
Damit purzelt die bargaining power herunter auf Null. Es ist wie bei einem Raucher, der beteuert, jederzeit aufhören zu können - nur will er das gerade mal nicht. Alles klar!