Interessanter Artikel über die Geschichte der Impfpolitik in deutschen Landen:
"Einerseits passen sich Konzeptionen und Umsetzungen von Impfprogrammen in zeitgemäße Gesellschaftsentwürfe ein, sind sie ein Ausdruck bestehender sozialer Ordnungen. Andererseits sind Impfungen ein Mittel, das Soziale neu zu ordnen. An Impfprogrammen werden Rechte und Pflichten sowohl des Staats als auch des Staatsbürgers ausgehandelt, Verhaltensnormen geprägt sowie individuelle und kollektive Ängste, aber auch elterliche Hoffnungen und Sorgen mobilisiert. Schließlich ging es beim Impfen nicht nur um die Freiheitsrechte des Staatsbürgers, sondern auch um dessen „Schutzbefohlene“. Dass die körperliche Unversehrtheit des Kindes, der Schutz der Familie oder das Ausmaß elterlicher Eingriffsrechte beim Impfen zunehmend eine größere Rolle spielten, unterstreicht einmal mehr die Weite des Untersuchungsfelds, das eine Geschichte der Vorsorge eröffnet.
Eine Zeitgeschichte des Impfens gewinnt daher Erkenntnisse über den Wandel (post)moderner Staatlichkeit und über die Konjunkturen von Gefühlen, Appellen und Interventionen im 20. Jahrhundert."
https://zeithistorische-forschungen.de/3-2013/4731