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mehr als 1000 Beiträge seit 30.06.2006

Re: Was wäre eigentlich die Alternative?

TensorProductOne schrieb am 28. September 2010 01:36

> antiimp schrieb am 27. September 2010 22:06

> > Die DDR war nicht pleite.

> Hier eine andere Sicht.
> http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Pleite
> Mit vielen Verweisen zu original Dokumenten und dem Schürer-Papier.

Der Autor hat sich eine eigene Definition ausgedacht, um die DDR als
"pleite" bezeichnen zu können, obwohl die Netto-Auslandsverschuldung
nicht einmal 6% des Bruttoinlandsproduktes betrug. 
Die Angaben des Schürer-Papiers, auf das sich der Autor bezieht, sind
falsch, da es u.a. die Forderungen/Guthaben der DDR unterschlägt, um
eine höhere Verschuldung zu suggerieren.

"Die hier angeführten 29,0 Mrd. VM DDR-Guthaben bzw. Forderungen
kommentiert die Bundesbank mit den Worten, „Sie setzten sich zum
großen Teil aus Guthaben der DDR-Banken, daneben aus Handelskrediten
der Unternehmen sowie in relativ geringem Umfang aus
Regierungskrediten zusammen.“ Sie „deckten 59,3 % der Verschuldung
ab. Das Verhältnis der Auslandsaktiva zu den Importen belief sich auf
158 %, das heißt sie entsprachen den Einfuhren von 1 ½ Jahren.“ (S.
58)

Zu den DDR-Verbindlichkeiten bzw. zur Verschuldung: „Die Verschuldung
bestand überwiegend aus Bankverbindlichkeiten, deren Zunahme im
Zeitraum 1982 bis 1989 zumindest der Größenordnung nach den von
Banken gehaltenen Liquiditätsreserven entspricht
...“ (S. 59)

Und: „Die internationalen Finanzmärkte sahen die Situation jedoch
noch nicht als kritisch an. Sowohl im Jahre 1988 als auch 1989
konnten die DDR-Banken Rekordbeträge im Ausland aufnehmen.“ (S. 48)
Tatsächlich gab es bis zum Ende der DDR keine Schwierigkeiten
hinsichtlich ihrer verfügbaren Liquiditätsreserven und einer akuten
Einlösung der Rückzahlungsverpflichtungen aus Krediten.

Auch die oben zitierte Aussage „Allein die Zinstilgung zehrte ihre
Exporterlöse auf“, erweist sich als falsch. Hierzu schreibt die
deutsche Bundesbank eindeutig: „... erhielt die DDR im Zeitraum 1975
bis 189 Zinserträge aus dem Ausland im Betrage von 14,3 Mrd. VM, der
Zinsaufwand betrug 45 Mrd. VM. Die Netto-Zinszahlungen an das Ausland
– 30,7 Mrd. VM – machten 13,5 % der Exporte an das NSW aus... 1989
erreichten sie 2,2 Mrd. VM, das waren 13 % der Exporte.“ (S. 45)

Und die Bundesbank fährt erläuternd fort: „Für die
DDR-Verantwortlichen stellte sich diese Entwicklung freilich
erheblich bedrohlicher dar, da ihnen überhöhte Zahlen der
Verschuldung und des Schuldendienstes vorgelegt wurden.“ (S. 45)
Damit wird auch das durchaus fragwürdige Vorgehen jener
(westdeutschen) Autoren beleuchtet, die immer noch die Berufung auf
die selbst verfälschten Angaben der DDR-Führung von 1989
(„Schürer-Papier“) als schlagendes Beweismittel benutzen, obwohl
diese Angaben von ihren Urhebern längst korrigiert worden sind.3"
http://www.memo.uni-bremen.de/docs/m3905.pdf

> > Die Alternative zum von Kohl angestrebten Anschluß wäre die
> > staatliche Eigenständigkeit wie bei Österreich gewesen.

> War es nicht. Oder hast du damals nicht mitbekommen wie aus
> "Wir sind das Volk" dann "Wir sind ein Volk" wurde.
> Letztlich haben die Ossis in ihrer ersten freien Wahl die CDU und
> den Anschluss gewählt.

Du irrst dich. Natürlich wäre die staatliche Eigenständigkeit eine
Alternative gewesen, wenn nicht so viele DDR-Bürger Kohls
nationalistischer Demagogie und seinen Lügen auf den Leim gegangen
wären.

"...
Die Meinungen auf den Montagsdemonstrationen beginnen sich zu
spalten. Die CDU schwört ihre Landesverbände auf die neue "Aktion zur
Deutschlandpolitik" ein.

"Wir haben das nicht zentral gemacht, aber wir haben sehr frühzeitig
gewissermaßen die Aufgaben aufgeteilt, also wir haben gesagt: Ihr
Hessen, ihr kümmert euch um Thüringen beispielsweise, ihr
Baden-Württemberger um Sachsen. Wir haben sie alle gebeten, helft.
Und dabei sind sicher auch Junge-Unions-Leute nach den einzelnen
Teilen der DDR gekommen und haben sicher da auch die Wandzeitung oder
das Plakat "Wir sind ein Volk" hochgehalten."

Kapitel 4: Die Verbreitung

Aus einem schriftlichen Vermerk der CDU-Bundesgeschäftsstelle geht
hervor:

"Versand an die Kreisverbände:
Plakate 'Wir sind ein Volk' - Erste Auflage 12.800 Stück.
Aufkleber "Wir sind ein Volk" - Erste Auflage: 100.000 Exemplare.
Zweite Auflage: 300.000 Exemplare." (11)

Von den Aufklebern gibt es verschiedene Varianten. In einer frühen
bekennt sich die CDU noch nicht zu ihrer Autorenschaft. Erst später
ist im Kleingedruckten die Bundesgeschäftsstelle zu lesen. Die
Aufkleber sind trapezförmig in Andeutung an eine wehende Fahne. Auf
schwarz-rot-goldenem Untergrund steht in Schreibschrift, blau: "Wir
sind ein Volk".
...
Klaus Landowski, damals Generalsekretär der Berliner CDU, erinnert
sich:

"Der Satz hat die Leute erreicht. Und Journalisten haben das auch
vernünftigerweise so geschrieben, kampagnenfähig den Satz haben wir
gemacht."

"Wir sind ein Volk" wird zum Motto der "Allianz für Deutschland" im
letzten Volkskammerwahlkampf. Von Mitte Januar 1990 an wird er in der
DDR flächendeckend plakatiert. Am 18. März gewinnt die "Allianz für
Deutschland", der Ost-Verbündete der CDU, die Wahlen.
...
"Wir sind ein Volk" - hier und da wurde er gerufen. Als Massenruf
aber ist er von Anfang Oktober bis in den Dezember 89 hinein in der
DDR nicht zu hören.
..."
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/laenderreport/1031727/

> Schade eigentlich. Könnten sich die Ostalgiker jetzt bei den
> Franzosen beschweren...

"Westalgiker" und "Ostalgiker" können sich bei Gorbatschow
beschweren.
http://www.heise.de/tp/foren/forum-124683/msg-13604754/read/

Die Franzosen wie auch die Briten hatten im Gegensatz zu Gorbatschow
kein Interesse an einem neuen Großdeutschland.

"Die BRD war imperialistischer Konkurrent, der viel Energie in die
Auseinandersetzung mit der DDR steckte. Der deutsch-deutsche
Dauerkonflikt absorbierte Kräfte, die zwangsläufig frei würden, gäbe
es ihn nicht mehr. Das Bonmot des französischen
Literaturnobelpreisträgers François Mauriac hatte durchaus einen
logischen Hintergrund: »Ich liebe Deutschland so sehr, daß ich froh
bin, daß es zwei davon gibt.« Als sich andeutete, daß dieser
»Frohsinn« zeitlich begrenzt sein könnte, wurde man in den
Hauptstädten der Anrainerstaaten aktiv. Man lud Honecker ein, schloß
mit uns langfristige Wirtschafts- und Handelsabkommen, um die DDR zu
stützen und zu stärken und ihr ein möglichst langes Leben zu sichern.
Nicht aus Freundschaft und Freundlichkeit, sondern aus nationalem
Interesse: Man wollte keine noch stärkere BRD in Europa."
http://www.triller-online.de/c1071.htm

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