Natürlich bleibt nichts anderes übrig, als um jede soziale Brotkrume erbittert zu kämpfen. Jeder Euro Verbesserung hilft ein ganz klein wenig. Aber wenn man all die einschlägigen Regulierungen wie hier komprimiert vorgesetzt bekommt und ihre Gesamtauswirkungen dokumentiert werden, wird vorallem klar, dass es um das neoliberale Paradigma an sich geht, dass seit den Achtzigern propagiert in Deutschland, nicht untypisch, von der Sozialdemokratie final durchgesetzt wurde.
Diese Reradikalisierung des Kapitalismus, die den deutschen 'rheinischen' Ansatz unterhöhlt und schliesslich zum Einsturz bringt, ist aber nicht einer historischen Kontingenz oder noch banaler einer zunehmenden Gier der herrschenden Klassen geschuldet, sondern in erster Linie ein Zeichen dafür, dass der kapitalistische Ansatz erneut auf seine systemischen, sein reibungsloses Funktionieren begrenzenden Aporien gestossen ist. Die allgemeine 'De-' in Wirklichkeit Umregulierung hat ihm noch einmal Luft verschafft, dank begünstigender technologischer, in erster Linie aber ebenso begünstigender historischer Entwicklungen, Zusammenbruch des konkurrierenden Ansatzes, Öffnung eines neuen riesigen Marktes in Asien, deutlich länger, als es sonst der Fall gewesen wäre. Spätestens seit 2008 liegt es aber gleichsam auf der Intensivstation und benötigt in stets zunehmendem Mass künstliche Beatmung in Form gigantischer Geldmengenausweitung.
So lange dies noch die erwünschte Wirkung zeigt, das System nicht kollabiert, ist an einer grundsätzlichen Resozialisierung der Verhältnisse nicht zu denken. Mehr als kleine, marktschreierisch angepriesene Korrekturen, die die Gesamttendenz nicht umzukehren vermögen, Beispiel Grundrente, wird es nicht geben. Egal, welche Parteienkoalition nach den nächsten Wahlen regieren wird.
Wie es weitergeht nach einem allfälligen Vertrauensverlust in die Währung und dem damit verbundenen Scheitern der aktuellen Nullzinspolitik ist nicht absehbar. Kaum aber erfreulich für die vielen Bedürftigen. Äusserste Vorsicht ist angeraten.