KarierterHut schrieb am 23.02.2021 12:43:
morgen Stern schrieb am 23.02.2021 10:15:
Wie wär's mit "alles unterhalb des obersten Zehntausendstels"?
Das würde verschleiern dass in der verbleibenden Gruppe die Lasten ebenfalls recht unterschiedlich verteilt sind.
Vielleicht, wobei das vom Kontext abhängen würde. Es macht aber keinen Unterschied zu deinem Ansatz der Kohortenbildung über den Schnitt an der Armutsgrenze oder den Median und dann ja nochmal irgendwo zwischen Mitte und oben. Sondern es ist im Zweifelsfall ein Problem der Kohortenbildung selbst: Du würdest da in jedem Fall immer unterschiedliche Situationen irgendwie unterkomplex zusammenfassen.
Schlimmer noch: Du hast hier vermutlich mit "Lasten" monetäre Lasten im Sinn. Die stehen aber in überhaupt keinerlei rationalem Verhältnis zu den Arbeitslasten der Betreffenden oder ihrem produktiven Output. Nimm als Beispiel vielleicht mal Leute, die in deiner Vorstellung sicherlich entweder in die Mitte oder nach oben fallen, aber offenkundig nichts Produktives geleistet haben und dazu vermutlich noch in einem eher bequem zu nennenden Tätigkeitsbereich: etwa etliche Hedgefondsmanager, etliche höhere Beamte oder auch https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Klein_(General), der produktiv für die Gesellschaft überhaupt nichts geleistet hat, dafür aber in seiner Funktion als Staatsangestellter einen Massenmord veranstaltete. Nimm dann als Beispiel vielleicht mal Leute, die auch in deiner Vorstellung unten angesiedelt sind, sich aber den Arsch aufreißen oder aufgerissen haben: Putzkräfte, Krankenschwestern, große Teile des Prekariats. Monetäre Lasten stehen offenkundig in keinem vernünftigen Verhältnis zum Maß der Arbeitsplackerei oder dessen Nutzen.
Noch weiter erschwerend kommt hinzu, dass es Leute gibt, die Freude an ihrem Abplackern empfinden können, und andere, denen es, selbst wenn's objektiv vielleicht viel weniger Plackerei ist, Qual ist. Das subjektive Empfinden steht zu der Kategorie der "Lasten" auch noch einmal quer.
Nebenbei bemerkt, wo ich mich ja vorhin schon auf Marx berief, sind solche Überlegungen begriffsphilosophischer Kern seiner Kritik. Mochten große Teile des Marxismus seine Überlegungen zu Ausbeutung, Klassen und Krise auch als wichtiger angesehen haben, wäre ihm seine Analyse ohne Fetischbegriff nicht gelungen: Im Tauch und damit auch im allgemeinen Tauschmittel Geld wird Unvergleichliches vergleichbar gemacht.