KarierterHut schrieb am 25.02.2021 08:50:
morgen Stern schrieb am 23.02.2021 14:00:
Schlimmer noch: Du hast hier vermutlich mit "Lasten" monetäre Lasten im Sinn. ...
Genau. Aber wie wollen Sie "Lasten" sonst messen?
Ich orientiere mich zwar selbstverständlich an im Diskurs etablierten Versuchen, das irgendwie zu messen, mir geht's aber überhaupt nicht darum, das zu messen. Wichtiger finde ich den Befund, dass es nicht messbar ist und dass deshalb der politische Diskurs überall am "Verein freier Menschen" http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_049.htm#S92) und dem Prinzip "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!" (siehe http://www.mlwerke.de/me/me19/me19_013.htm#S21) auszurichten ist.
Wer es wichtig findet, darauf herumzureiten, dass es eine Umverteilung von Mitte oder Nettozahlenden nach unten oder Nettoempfangenden gibt, zumal dort, wo das statistisch kaum relevant ist, triggert bei mir einen gewissen Unwillen und Lust zur kritischen Diskussion.
Sie haben z.T. recht, das Verhältnis zwischen Entlohnung und gefühlter physischer und psychischer Belastung ist recht unterschiedlich verteilt. Aber diese Unterschiede auszugleichen, die z.T. auch durch das individuelle Empfinden begründet sind, dürfte praktisch nicht möglich sein.
Dennoch möchtest du daran festhalten, praktisch unmögliche Behauptungen aufzustellen. (Duzen ist mir lieber, ist nicht als Unhöflichkeit intendiert.)
Der Ursprungsartikel betrachtet ja vor allem den finanziellen Aspekt einer Erwerbsunfähigkeit. Ihre Antwort führt uns sehr weit von diesem Aspekt weg.
Und wenn wir uns zunächst auf die Finanzen beschränken dann können wir die
"Kohortenbildung" zunächst auf zwei große Gruppen beschränken. Die der Nettozahler und die der Leistungsempfänger. Die Umverteilung findet von der ersten in die zweite Gruppe statt.
Zu beücksichtigen ist dabei nbatürlich dass die finanzielle Belastung innerhalb der ersten Gruppe ungleich stark verteilt ist und es auch dort Gewinner und Verlierer gibt.
Das ändert aber nichts daran dass die zweite Gruppe überwiegend gewinnt, auch wenn es dort Extremfälle gibt, wie z.B. die Aufstocker.
Wenn ich das jetzt streng lese, willst du sagen, dass Erwerbsunfähige Gewinner sind, weil sie auf Kosten anderer leben, definitionsgemäß gar nicht anders können. Je nachdem, ob und wie viel sie zuvor in die Sozialversicherungen einzahlten, sind sie dir dann etwas größere oder etwas kleinere Gewinner, in jedem Fall aber Gewinner, auch wenn ihr Leben im Zuge dessen, was sie da erwerbsunfähig macht, unter Umständen völlig im Arsch ist? Das ist ein ziemlich seltsamer Gewinner-Begriff.
Bzw. gibt's dir vielleicht auch in der Gruppe Verlierer, wenn sie bis zu ihrem Lebensende letztlich mehr in die Sozialversicherung einzahlten als herausbekamen - was bei steigender Lebenserwartung vermutlich aber nur für sehr wenige gelten würde.
Die Sozialversicherungen werden ja immer als nach dem Solidarprinzip gestrickt dargestellt, das im Kern konstruktionsbedingt immer Umverteilung bedeutet. Wenn ich dich richtig verstehe, geht dir das gegen den Strich und du hättest lieber gar keine Sozialversicherungen? Oder zumindest einen Pflichteintrag auf jeden Grabstein "nettozahlend" oder "nettoempfangend"?
Falls du nicht auf dem Standpunkt stehst, dass die Sozialversicherungen kompletter Unfug sind, fände ich's an deiner Stelle viel sinnvoller, mich mal damit zu befassen, inwieweit gerade gehobene Einkommen und Selbständige aus dem Solidarprinzip ausgenommen sind, den Sozialversicherungen aber dennoch standardmäßig gesamtgesellschaftliche Kosten aufgebürdet werden. Die Umverteilung von der Mitte nach oben ist weit drastischer als die nach unten. In meiner Auflistung der gestiegenen Posten im Sozialbudget fand ich die +25 Mrd. Euro für Private Versicherungen den schillerndsten Posten.