Heck_Koeln schrieb am 25. März 2003 9:33
> Interessanter aber dein Menschenbild: Du bist eben ein Liberaler und
> damit böse (nicht so ernst gemeint). In deiner Welt war der Urzustand
> der Menschheit (bevor es Verträge/Recht gab) der, dass jeder gegen
> jeden kämpfte. Aber vielleicht gab es ja von Anfang an
> Gemeinschaften? Und nicht eine Masse von Selbstlingen?
>
> Und nochmal zu deiner naiven Vorstellung zur Entstehung von
> Recht+Staat, also Rechtsstaatlichkeit: Wie, wenn so etwas vielleicht
> entstanden ist um Clans (Willkür des Oberhauptes) zuverlässig an
> einen König zu binden, um - ja, um genau das zu tun, was du
> verabscheust: Macht zu konzentrieren um Kriege zu gewinnen!
> Vielleicht ist ja heute nicht mehr Religion das Opium des Volkes,
> sondern die Illusion, dass Recht die Schwächeren vor den Stärkeren
> beschützt? Mach doch mal die Augen auf oder verklage Coca Cola oder
> McDonald oder deinen Vermieter, dann merkst du, dass du in einer
> Oligarchie lebst: Recht hat, wer Geld hat. (Das gilt übrigens auch
> für die Wahrheit...)
Die Vergangenheit muß aber nicht die Zukunft sein. Es ist doch
unbestreitbar ein Fortschritt in der Rechtsgeschichte zu verzeichnen,
indem das Recht zunehmend den Schwächeren schützt. Gut, dies Element
ließ sich auch schon auf Hammurabis Stele finden, auch wenn er im
großen und ganzen nicht unbedingt ein milder oder gar friedliebender
Herrscher gewesen sein mag.
Das heißt, der punktuelle Schutz des Schwächeren, d.h. des
Untertanen, des Arbeiters, zuweilen gar des Sklaven, mag zwar
eigentlich zugunsten der Räson installiert worden sein. Das
eigentliche Ziel war demnach trotz allem die Stabilität der
Machtverhältnisse, nicht etwa die Gleichberechtigung aller Menschen.
Und doch spricht ironischerweise gerade aus den Gründungsansätzen der
Vereinigten Staaten von Amerika die Forderung nach Gleichheit und
Freiheit. Und ich glaube auch, daß das im Grunde richtig ist. Eine
Herrscherelite mag zwar auch ihre Berechtigung haben, aber eben nicht
dadurch, daß sie sich schlicht selbst zur Elite ernennt und einfach
durch die Macht der Stärke diesen Anspruch durchsetzt - anstatt durch
den Nachweis bester Herrscherqualitäten. Herrschen sollte nicht als
Selbstzweck verstanden werden oder nur zur Sicherung von Privilegien
für eben diese selbsternannte Elite, sondern der gerechte Gemeinnutz
müßte das Ziel sein. Die Maßstäbe dafür sind gar nicht so beliebig
und abstrakt, wie man vielleicht meinen könnte. Lohn als Ausgleich
für Entbehrungen (geopferte Lebenzeit, gesundheitliche Schäden,
Verzicht auf Eigentum, Verzicht auf Zugriff zu bestimmten Gütern...)
anstatt Marktwert (der den Menschen zum Investitionsgut degradiert)
wäre zum Beispiel so ein Maßstab.
Die pervertierten USA von heute leben auch in dieser Hinsicht
zusammengenommen auf Kosten des Rests der Welt, das ist ja ganz
zweifelsfrei an den Wirtschaftsdaten ablesbar. Genauer gesagt lebt
die Herrschaftselite der USA darüber hinaus auch auf Kosten des Rests
der eigenen Bevölkerung. Dieses Phänomen gibt es natürlich auch in
anderen Gegenden, zum Beispiel in Saudi-Arabien ist das ziemlich kraß
ausgeprägt. Die gleich konzentrischen Ringen aufgebaute Struktur von
Imperien: Geldadel umgibt sich mit einer duld- und folgsamen
Mittelschicht. Den Wohlstand verdanken diese Gruppen aber mittelbar
der Armut des unterjochten Rests.
Der Mißstand läßt sich also klar identifizieren, und das Ziel ist
doch gar nicht so nebulös: Frieden und Wohlstand für alle. Das kann
aber nur systematisch erreicht werden, und auf diesen Zweck müssen
Rechte, Pflichten und deren Überwachung zugeschnitten sein. Im
kleinen Rahmen ließen sich solche Ideale schon ziemlich weit
verwirklichen. Der Standard, der zumindest in einigen Gegenden der
Welt heute schon erreicht ist, dürfte Defätisten früherer
Jahrhunderte auch schon als utopisch erschienen sein. Es gibt keinen
wirklich ernstzunehmenden Grund, eine Ausweitung gerechter Prinzipien
auch auf die ganze Welt für ein Ding der Unmöglichkeit zu halten, an
das nur naive Träumer glauben.
Läßt sich AIDS bekämpfen? Offensichtlich schon. Daß es AIDS-Kranke
gibt, und daß auch immer wieder neue Infektionen sich ereignen,
ändert nichts daran, daß sich die Ausbreitung bekämpfen läßt. Wenn
man den Widerstand gleich aufgibt, hat man natürlich schlechte
Aussichten. Das gleiche gilt für internationales Recht bzw. Wahrung
von Menschenrechten bzw. Sicherung und Verbreitung von Wohlstand.
> Interessanter aber dein Menschenbild: Du bist eben ein Liberaler und
> damit böse (nicht so ernst gemeint). In deiner Welt war der Urzustand
> der Menschheit (bevor es Verträge/Recht gab) der, dass jeder gegen
> jeden kämpfte. Aber vielleicht gab es ja von Anfang an
> Gemeinschaften? Und nicht eine Masse von Selbstlingen?
>
> Und nochmal zu deiner naiven Vorstellung zur Entstehung von
> Recht+Staat, also Rechtsstaatlichkeit: Wie, wenn so etwas vielleicht
> entstanden ist um Clans (Willkür des Oberhauptes) zuverlässig an
> einen König zu binden, um - ja, um genau das zu tun, was du
> verabscheust: Macht zu konzentrieren um Kriege zu gewinnen!
> Vielleicht ist ja heute nicht mehr Religion das Opium des Volkes,
> sondern die Illusion, dass Recht die Schwächeren vor den Stärkeren
> beschützt? Mach doch mal die Augen auf oder verklage Coca Cola oder
> McDonald oder deinen Vermieter, dann merkst du, dass du in einer
> Oligarchie lebst: Recht hat, wer Geld hat. (Das gilt übrigens auch
> für die Wahrheit...)
Die Vergangenheit muß aber nicht die Zukunft sein. Es ist doch
unbestreitbar ein Fortschritt in der Rechtsgeschichte zu verzeichnen,
indem das Recht zunehmend den Schwächeren schützt. Gut, dies Element
ließ sich auch schon auf Hammurabis Stele finden, auch wenn er im
großen und ganzen nicht unbedingt ein milder oder gar friedliebender
Herrscher gewesen sein mag.
Das heißt, der punktuelle Schutz des Schwächeren, d.h. des
Untertanen, des Arbeiters, zuweilen gar des Sklaven, mag zwar
eigentlich zugunsten der Räson installiert worden sein. Das
eigentliche Ziel war demnach trotz allem die Stabilität der
Machtverhältnisse, nicht etwa die Gleichberechtigung aller Menschen.
Und doch spricht ironischerweise gerade aus den Gründungsansätzen der
Vereinigten Staaten von Amerika die Forderung nach Gleichheit und
Freiheit. Und ich glaube auch, daß das im Grunde richtig ist. Eine
Herrscherelite mag zwar auch ihre Berechtigung haben, aber eben nicht
dadurch, daß sie sich schlicht selbst zur Elite ernennt und einfach
durch die Macht der Stärke diesen Anspruch durchsetzt - anstatt durch
den Nachweis bester Herrscherqualitäten. Herrschen sollte nicht als
Selbstzweck verstanden werden oder nur zur Sicherung von Privilegien
für eben diese selbsternannte Elite, sondern der gerechte Gemeinnutz
müßte das Ziel sein. Die Maßstäbe dafür sind gar nicht so beliebig
und abstrakt, wie man vielleicht meinen könnte. Lohn als Ausgleich
für Entbehrungen (geopferte Lebenzeit, gesundheitliche Schäden,
Verzicht auf Eigentum, Verzicht auf Zugriff zu bestimmten Gütern...)
anstatt Marktwert (der den Menschen zum Investitionsgut degradiert)
wäre zum Beispiel so ein Maßstab.
Die pervertierten USA von heute leben auch in dieser Hinsicht
zusammengenommen auf Kosten des Rests der Welt, das ist ja ganz
zweifelsfrei an den Wirtschaftsdaten ablesbar. Genauer gesagt lebt
die Herrschaftselite der USA darüber hinaus auch auf Kosten des Rests
der eigenen Bevölkerung. Dieses Phänomen gibt es natürlich auch in
anderen Gegenden, zum Beispiel in Saudi-Arabien ist das ziemlich kraß
ausgeprägt. Die gleich konzentrischen Ringen aufgebaute Struktur von
Imperien: Geldadel umgibt sich mit einer duld- und folgsamen
Mittelschicht. Den Wohlstand verdanken diese Gruppen aber mittelbar
der Armut des unterjochten Rests.
Der Mißstand läßt sich also klar identifizieren, und das Ziel ist
doch gar nicht so nebulös: Frieden und Wohlstand für alle. Das kann
aber nur systematisch erreicht werden, und auf diesen Zweck müssen
Rechte, Pflichten und deren Überwachung zugeschnitten sein. Im
kleinen Rahmen ließen sich solche Ideale schon ziemlich weit
verwirklichen. Der Standard, der zumindest in einigen Gegenden der
Welt heute schon erreicht ist, dürfte Defätisten früherer
Jahrhunderte auch schon als utopisch erschienen sein. Es gibt keinen
wirklich ernstzunehmenden Grund, eine Ausweitung gerechter Prinzipien
auch auf die ganze Welt für ein Ding der Unmöglichkeit zu halten, an
das nur naive Träumer glauben.
Läßt sich AIDS bekämpfen? Offensichtlich schon. Daß es AIDS-Kranke
gibt, und daß auch immer wieder neue Infektionen sich ereignen,
ändert nichts daran, daß sich die Ausbreitung bekämpfen läßt. Wenn
man den Widerstand gleich aufgibt, hat man natürlich schlechte
Aussichten. Das gleiche gilt für internationales Recht bzw. Wahrung
von Menschenrechten bzw. Sicherung und Verbreitung von Wohlstand.