Anders als Russland ist Deutschland ein freies Land, in dem man von Staats wegen keine Sanktionen erfährt, wenn sich argumentativ gegen den "olivgrünen Mainstream" auflehnt.
Da Meinungsfreiheit jedoch keine Einbahnstraße ist, müssen die Vertreter dieses Manifests gleichzeitig aber auch die Kritik an ihren öffentlichen Aussagen ertragen.
Ich finde das Manifest schlecht, und vor allem anti-ukrainisch formuliert. Präsident Selenskyj wird auf seine Forderungen nach mehr Waffen reduziert. Dass nicht zuletzt dieser Mann im vergangenen Jahr etwas erreicht hat, womit kaum jemand - v.a. nicht Frau Schwarzer und Sahra Wagenknecht - gerechnet haben, nämlich sein Land vor der völligen Implosion zu bewahren, davon hört man kein Wort.
Verhandeln heißt nicht kapitulieren. Verhandeln heißt, Kompromisse machen, auf beiden Seiten. Mit dem Ziel, weitere Hunderttausende Tote und Schlimmeres zu verhindern. Das meinen auch wir, meint auch die Hälfte der deutschen Bevölkerung. Es ist Zeit, uns zuzuhören!
So schön und erstrebenswert sich dieser Absatz anhört, ignoriert er völlig die Realitäten - und zwar ausschließlich zugunsten Russlands.
Seit der Verfassungsänderung Mitte 2020 ist es in Russland verboten, bestehendes Staatsgebiet (abgesehen von Grenzverlaufskorrekturen) wieder abzutreten. Das ist mithin der Grund, warum der Kreml im September letzten Jahres die südöstlichen Gebiete der Ukraine so hastig annektiert hat. Dieser Zug hatte vor allem den Sinn, Fakten zu schaffen und Verhandlungen zu verunmöglichen.
Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland mögen vielleicht die Kampfhandlungen vorerst stoppen, aber das Resultat kann aus urkainischer Sicht nur ein Diktatfrieden sein. Was könnten die Russen denn schon anbieten? Deren Versprechungen, nicht mehr weiter vorzurücken, würden von den Ukrainern wohl kaum geglaubt werden. Und wer soll dafür bitte schön bürgen?
Wenn Journalisten nun von einem "Manifest für die Unterwerfung" haben sie formal schlicht und einfach Recht. Ein Waffenstillstand bzw. das Einfrieren des Konflikt würde den russischen Landraub zementieren und mit der Zeit auch quasi legitimieren. Schon jetzt plant Russland den massiven Infrastrukturausbau, um die "neu hinzugewonnenen" Regionen enger an das Kernland zu binden.
Ich teile den Wunsch nach Frieden ausdrücklich. Aber die Geschichte hat uns imho im ausreichenden Maße gelehrt, dass ein Frieden (eigentlich: Waffenstillstand) um jeden Preis manche Konflikte noch viel schlimmer werden lässt.
Flinx