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  • AlphaBandit

418 Beiträge seit 25.01.2006

Re: Ist es nur der Stil?

Porcupine17 schrieb am 18.05.2024 13:33:

AlphaBandit schrieb am 18.05.2024 10:31:

Da ich schon ein gewisses Alter habe und mich daher gut an die TV-Nachrichten aus den 70ern und 80ern erinnern kann, bin ich der Meinung, dass sich die Nachrichten über die Jahrzehnte sehr zum negativen entwickelt haben. Und damit sind nicht nur die privaten Nachrichtenformate gemeint, sondern vor allem die ÖR's. Mit den privaten ab den 90ern hat die Entwicklung mMn aber angefangen und sich stetig verschlechtert.

Wenn ich das mit Freunden und Bekannten diskutiere ist das oft ein Streit-Thema. Die meisten sehen diese negative Entwicklung nicht.

Allein das Werkzeug "Meinung" ist dermaßen aus dem Ruder gelaufen. Gefühlt waren Nachrichten damals zu 90% emotionslos vorgetragene Sätze und Inhalte die man vom Skript abgelesen hat. Das Format "Meinung" gab es zwar damals natürlich auch schon, aber wurde immer sehr präsent als solche zu Erkennen gegeben und es nahm eben nicht so viel Raum ein.

Wenn ich mir das heute alles so ansehe.... Da wird oftmals schon mit dem ersten Satz ein Framing begonnen, überladene Worte und Wortkombinationen genutzt, Bilder zum Verstärken herangezogen. Das hat m.E. alles nichts mehr mit Nachrichten zu tun, sondern es wird bereits ab der ersten Sekunde eine, mindestens mal subile Meinung in die Gehirne der Zuschauer reingeprügelt.

Sehe nur ich das, oder bilde ich mir das ein?

Was meint Ihr ?

Darüber hinaus: ich sehe mittlerweile auch die Grenze von Meinung zu Hetze auch immer öfter überschritten. Ebenfalls subtil, aber mit ein bisschen Fingerspitzengefühl und Empathie nicht übersehbar.

Es gibt natürlich Ausnahmen und auch immer wieder mal Lichtblicke aber diese werden immer seltener.

Peace !

Wenn man sich alte Nachrichten aus den 60ern/70ern zum Krieg in Vietnam anguckt stellt man fest: der Stil war ein anderer, ein besserer Informationsgehalt war es nicht. Vielleicht war das ruhige, monotone Vortragen von Katastrophenmeldungen einfach das was man damals erwartete.

Aus einer Doku über die ersten Frauen als Nachrichtensprecher blieb mir der Satz in Erinnerung das jemand Frauen als ungeeignet bezeichnet hatte weil "Eine Frau die bei Nachrichten über Tod und Elend nicht zu weinen anfängt ist keine Frau". Und natürlich war ein heulender Nachrichtensprecher ebenso unerwünscht wie jemand der als "Gefühlskalt" galt (bei Männern war das kein Problem, den man erwartete man damals das sie ihr Gefühle unter Kontrolle hielten).

Hat mich zu der Frage gebracht: wollen wir Nachrichtensprecher die über tausende von Toten in dem gleichen emotionslosen Ton erzählen als wären es die Lottozahlen oder das Wetter?

Das ist ein valider Punkt, ja, mit Sicherheit hat sich AUCH der Stil geändert. Aber Stil halt nur bedingt was mit Inhalt und Information zu tun.

Davon ab: Wenn z.B. die Emotionen IMMER mit übertragen werden würden, dann würde ich damit auch Leben können.
Diese werden aber meist nur dann mit ins Spiel gebracht wenn es der "eigenen" Seite dienlich ist. Sind sie es nicht, änderr sich die Wortwahl merklich !!

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