Zetscho schrieb am 26. Januar 2006 13:04
> dass dieser "Wunsch nach Un- oder Untermenschen", also der Drang
> anderen Leuten ihre Menschlichkeit abzusprechen noch was ganz
> ursprüngliches, tiefes und vor allem primitives ist, aus einer Zeit,
> als die Welt des Einzelnen außerhalb seiner Stammeszugehörigkeit
> endete. Die "Konkurrenzstämme" wurde eben einfach nicht als Menschen
> anerkannt.
Aber so wird das Verhalten der Mossad-Agenten weder im Film
dargestellt, noch gibt es irgendwelche Hinweise darauf, daß sie
damals eine solche Einstellung hatten.
Die Leute, die von diesen Agenten umgebracht wurden, wurden nicht
deswegen umgebracht, weil sie Palästinenser (anderer Stamm) waren,
sondern weil sie Täter und Drahtzieher eines Terroranschlags waren.
Wie Suchsland ja auch schreibt, das Motiv war Vergeltung, und zwar
für eine ganz bestimmte Tat.
Das ist zwar auch Mord (im strafrechtlichen Sinne), aber es hat
trotzdem eine ganz andere Qualität als das Foltern und Abschlachten
von unschuldigen Sportlern.
> Eine andere, psychologische Erklärung ist die, dass darunter ein
> tiefer Selbsthaß und eine Abspaltung zur eigenen Persönlichkeit
> vorhanden ist, die nach außen hin kompensiert wird, also durch Haß
> auf andere oder dem Wunsch, über andere zu triumphieren. Das
> unterscheidet eben die "Anständigen", die nach Rache für
> "Terroristen-Unmenschen" schreien auch nicht von den Mördern und
> Terroristen selbst.
Den Film habe ich noch nicht gesehen, aber ich denke, es geht nicht
um das 'Hassen' oder 'Triumphieren' (weder Golda Meir noch den
Mossad-Agenten), sondern darum, die Täter nicht ungestraft
davonkommen zu lassen.
Spielberg wirdt die berechtigte Frage auf, ob es nicht besser ist,
sie in der Tat ungestraft davonkommen zu lassen. Aber das ist eine
moralische Frage, da kommt man mit Psychologisieren IMHO nicht
weiter.
> Ich denke auch, dass man dieses Problem vor allem psychologisch
> auffassen und herangehen sollte, denn nur auf dieser Ebene kann der
> Einzelne es erkennen (ich denke, in jedem von uns steckt das mehr
> oder weniger drin) und sich damit auseinandersetzen.
Was den Nahost-Konflikt generell betrifft, ist das sicher auch ein
wichtiger Aspekt (rechtsextreme Siedler vs. fundamentalistische
Palästinenser), aber für die in 'München' geschilderten Vorgänge
kommt man damit nicht weiter.
> dass dieser "Wunsch nach Un- oder Untermenschen", also der Drang
> anderen Leuten ihre Menschlichkeit abzusprechen noch was ganz
> ursprüngliches, tiefes und vor allem primitives ist, aus einer Zeit,
> als die Welt des Einzelnen außerhalb seiner Stammeszugehörigkeit
> endete. Die "Konkurrenzstämme" wurde eben einfach nicht als Menschen
> anerkannt.
Aber so wird das Verhalten der Mossad-Agenten weder im Film
dargestellt, noch gibt es irgendwelche Hinweise darauf, daß sie
damals eine solche Einstellung hatten.
Die Leute, die von diesen Agenten umgebracht wurden, wurden nicht
deswegen umgebracht, weil sie Palästinenser (anderer Stamm) waren,
sondern weil sie Täter und Drahtzieher eines Terroranschlags waren.
Wie Suchsland ja auch schreibt, das Motiv war Vergeltung, und zwar
für eine ganz bestimmte Tat.
Das ist zwar auch Mord (im strafrechtlichen Sinne), aber es hat
trotzdem eine ganz andere Qualität als das Foltern und Abschlachten
von unschuldigen Sportlern.
> Eine andere, psychologische Erklärung ist die, dass darunter ein
> tiefer Selbsthaß und eine Abspaltung zur eigenen Persönlichkeit
> vorhanden ist, die nach außen hin kompensiert wird, also durch Haß
> auf andere oder dem Wunsch, über andere zu triumphieren. Das
> unterscheidet eben die "Anständigen", die nach Rache für
> "Terroristen-Unmenschen" schreien auch nicht von den Mördern und
> Terroristen selbst.
Den Film habe ich noch nicht gesehen, aber ich denke, es geht nicht
um das 'Hassen' oder 'Triumphieren' (weder Golda Meir noch den
Mossad-Agenten), sondern darum, die Täter nicht ungestraft
davonkommen zu lassen.
Spielberg wirdt die berechtigte Frage auf, ob es nicht besser ist,
sie in der Tat ungestraft davonkommen zu lassen. Aber das ist eine
moralische Frage, da kommt man mit Psychologisieren IMHO nicht
weiter.
> Ich denke auch, dass man dieses Problem vor allem psychologisch
> auffassen und herangehen sollte, denn nur auf dieser Ebene kann der
> Einzelne es erkennen (ich denke, in jedem von uns steckt das mehr
> oder weniger drin) und sich damit auseinandersetzen.
Was den Nahost-Konflikt generell betrifft, ist das sicher auch ein
wichtiger Aspekt (rechtsextreme Siedler vs. fundamentalistische
Palästinenser), aber für die in 'München' geschilderten Vorgänge
kommt man damit nicht weiter.