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  • kemmerich

mehr als 1000 Beiträge seit 11.02.2020

Was ich im Artikel vermisse

Das wahre moralische Dilemma greift etwas weiter aus: Beendet man den Lockdown, dann steigen die Zahlen wieder rasant an, entsprechend viele Schwerkranke finden sich in den Notaufnahmen ein. Und die kann man dann nicht versorgen, denn die medizinischen Kapazitäten kann man leider nicht im Gleichschritt mit der Covid19-Verbreitung - also exponentiell - mitwachsen lassen. Es käme zu Triagen im Minutentakt.

Man darf sich das also nicht friedlich vorstellen. Die Betroffenen haben nicht einmal die schreckliche Aussicht, die Pantienten mit einer aggressiven Krebsart bislang hatten, sondern müssen damit rechnen, komplett ohne medizinische (Palliativ-)Versorgung zu verrecken. Und die Öffentlichkeit wird sich an Bilder mit Endzeit-Charakter gewöhnen müssen. Zur Gruppe der Betroffenen gehören übrigens nicht nur die Alten und Vorerkrankten selbst, sondern auch deren Anghörige - die Ohnmachtserfahrungen machen werden, die schwere Traumata hinterlassen dürften.

Ich glaube natürlich auch, dass der Lockdown nicht ewig so weitergehen kann. Sehr wahrscheinlich kommt die Aufhebung schon bald, schrittweise und maßvoll, aber einige die Wirtschaft einschränkende Faktoren werden trotzdem bleiben: Die Menschen sind jetzt anders drauf, alarmiert und vorsichtig. Viele werden Großveranstaltungen seltener oder gar nicht mehr besuchen; die Alten und Vorerkrankten sowieso nicht, möglicherweise auch eine bedeutende Anzahl Jüngerer. Einfach mal shoppen gehen, weil's die Langeweile vertreibt - künftig wird sich das so mancher zweimal überlegen. Und die Reisebranche dürfte komplett am Sack sein. An den meisten Urlaubszielen grassiert Covid19 nahezu ungebremst - das würde ich selbst dann lassen, wenn ich noch keine 30 wär'.

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