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  • Adrian_E

mehr als 1000 Beiträge seit 27.11.2016

Wieder diese falsche Dichotomie - dauerhafter Lockdown oder Durchseuchung

Viel Geschwurbel wird nun darüber geschrieben, dass es nur die zwei Varianten gibt, dass es entweder ein dauerhaftes oder ein sich in Wellen wiederholendes Lockdown geben müsse oder dass zugelassen werden müsse, dass ein großer Teil der Bevölkerung infiziert werde (was dann, da auch nicht ansatzweise Ideen vorhanden sind, wie die Risikogruppen strikt vom Rest der Bevölkerung getrennt werden könnten, bedeutet, dass man den Tod sehr vieler Menschen in Kauf nimmt).

Was die Leute, die solches Geschwurbel schreiben, um jeden Preis vermeiden, ist, zu erwähnen, dass es Länder wie Taiwan und Südkorea gibt. Denn wenn die Autoren von solchem blödsinnigem Geschwurbel über ein Dilemma, entweder die ganze Zeit ein Lockdown zu haben, oder viele Menschen sterben zu lassen, auch nur schon die Existenz dieser Länder anerkennen würden, würde dieses in sich zusammenbrechen.

Diese Länder haben und hatten weder ein striktes Lockdown, noch lassen sie zu, dass sich das Virus immer weiter ausbreitet. Das trifft auch für andere ostasiatische Länder und die meisten Regionen Chinas außer den am stärksten betroffenen zu.

Sie betreiben einfach konsequent contact tracing mit individuellen Quarantänen, es werden Masken getragen, und es gibt ein paar mildere Einschränkungen bezüglich großer Menschenansammlungen.

Anfangs war das ja auch der Plan in Europa, man schaute, dass die Erkrankten zwei Wochen (oder je nachdem zehnTage) zu Hause blieben, man klärte ab, wer mit ihnen in Kontakt war, und diese sollten dann auch zu Hause bleiben. Aber anders als die ostasiatischen Länder sind die europäischen Länder damit gescheitert. Aber das heißt nicht, dass man erneut damit scheitern wird, wenn man das Lockdown genügend lange hat, bis die Fallzahl wieder so gering ist, dass man jedem einzelnen Fall nachgehen kann.

Ich denke, dass angesichts des Misserfolgs in Europa und Nordamerika im Vergleich zu ostasiatischen Länder eine gewisse Scham in Europa angebracht ist. Aber wir können auch von diesen ostasiatischen Ländern lernen.

Die Idee, dass die europäischen Länder so inhärent inkompetent sind, dass das, was anderswo gelungen ist, schon gar nicht versucht werden soll und dass durch dieses vorzeitige Aufgeben große Menschenopfer erbracht werden sollen, halte ich für äußerst verwerflich und geradezu verbrecherisch.

Ich kann nur spekulieren, was den Philosophen Valentin Widman dazu gebracht hat, einen solchen Text zu schreiben. Er scheint zutiefst davon überzeugt zu sein, dass Europäer dem Rest der Welt überlegen sind - das werden jahrhundertealte rassistische und kolonialistische Vorurteile sein, die sein Denken beherrschen. Weil seine Vorurteile im Zusammenhang mit dem Umgang mit COVID-19 nicht mit der Realität übereinstimmen und ostasiatische Länder viel erfolgreicher sind als die Länder, die in der Gedankenwelt von Valentin Widman über allem stehen (wahrscheinlich Europa und Nordamerika), gerät er anscheinend in ein schweres kognitives Dilemma. Das kann er nur dadurch auflösen, dass er so tut, als ob diese ostasiatischen Länder gar nicht existieren würden, und er konstruiert eine Scheinwelt und ein Scheindilemma, in dem verschiedene mögliche Handlungsmöglichkeiten vorkommen, nur die nicht, die in Ostasien erfolgreich angewandt wurden. Von Ostasien zu lernen wäre für Valentin Widmans Ego als europäischer Übermensch anscheinend eine zu große Kränkung, da schlägt er lieber Lösungen vor, bei denen viele Menschen unnötigerweise sterben würde.

Ich hoffe, dass es eine starke Bewegung gibt, bei der Leute wie Valentin Windman, welche die Kränkung darüber, dass ihre europäischen Überlegenheitsphantasien nicht der Realität entsprechen, über alles stellen, und lieber viele Menschenleben opfern als von ostasiatischen Ländern wie Taiwan und Südkorea zu lernen, aufs Schärfste verurteilt werden.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (19.04.2020 01:24).

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