Die Muslimbrüder im Februar 2011 : wir wollen garnicht so viel Macht,
wir werden keine oder wenig politische Verantwortung übernehmen und
werden uns auf soziale Dienste beschränken. Das ist nun aus heutiger
Sicht gelogen, aber die Frage bleibt, ob es tatsächlich so einfach
war : war es nur eine Lüge oder sind die Muslimbrüder vom Ausland aus
umgedreht worden ?
Wenn es irgendwelche Drahtzieher gibt, dann sitzen sie wohl in Katar
und Saudi-Arabien. Beide sind offiziell "zerstritten", bilden aber de
facto einen Doppelpack, der stets koordiniert agiert. Da war zuerst
mal der katatrische Sender "Al Jazeera", der hier durch
vergleichsweise progressive und liberale Beiträge auffiel. Hätte es
die ägyptische Revolution ohne Al Jazeera gegeben ? Schwer zu sagen,
aber eine Rolle spielte der Sender auf jeden Fall. Allerdings ist er
absolut janusköpfig : die englische Ausgabe unterscheidet sich
gewaltig von der arabischen. Dort ist konzentrierter Salafismus im
Programm.
Wenn es eine katarische Strategie für Ägypten gab, dann sah sie so
aus : die aufgeklärten Teile der Bevölkerung rebellisch machen, von
diesen dann Mubarak stürzen lassen und ihnen dann mit den
Muslimbrüdern in den Rücken fallen. Nach iranischem Vorbild, möchte
man sagen. Wobei man die Muslimbrüder durch finanzielle Zuwendungen
auf den Kurs der katarischen Hardliner brachte.
Mursi jedenfalls wird jetzt den Sack zumachen. Er hat eine Verfassung
mit "schwammigen" Formulierungen und mehr brauchen Islamisten nicht.
Das Rückgrat aller Entscheidungen ist der Koran und den kennen alle
auswendig. Ist es eigentlich immer noch so, dass Mursis Dekrete
ungeprüft gültig sind ? Ich denke mal, er wird das Referendum in
diesem Sinne interpretieren. Dann kann von Demokratie keine Rede mehr
sein, denn dass ein Mann ohne Kontrollinstanz Dekrete zu allen
Politikfeldern erlassen kann, macht den Staat eindeutig zur Diktatur.
Was, wenn er per Dekret bekannt gibt, es fänden ab sofort keine
Wahlen mehr statt ? Dann wird nicht mehr gewählt, ganz einfach.
Nebenbei : nichts steht einer wirtschaftlichen Entwicklung mehr im
Wege als überall kontrollierende Fundamentalisten. Wie es aussieht,
wird die Zukunft für die Ägypter in jeder Hinsicht schlechter sein
als unter Mubarak.
Das ist für sich genommen schon bedenklich genug. Aber es sollte
darüber hinaus beobachtet werden, ob hier nicht obendrein ein
saudisch-katarisches Großreich am Entstehen ist.
Gruß Artur
wir werden keine oder wenig politische Verantwortung übernehmen und
werden uns auf soziale Dienste beschränken. Das ist nun aus heutiger
Sicht gelogen, aber die Frage bleibt, ob es tatsächlich so einfach
war : war es nur eine Lüge oder sind die Muslimbrüder vom Ausland aus
umgedreht worden ?
Wenn es irgendwelche Drahtzieher gibt, dann sitzen sie wohl in Katar
und Saudi-Arabien. Beide sind offiziell "zerstritten", bilden aber de
facto einen Doppelpack, der stets koordiniert agiert. Da war zuerst
mal der katatrische Sender "Al Jazeera", der hier durch
vergleichsweise progressive und liberale Beiträge auffiel. Hätte es
die ägyptische Revolution ohne Al Jazeera gegeben ? Schwer zu sagen,
aber eine Rolle spielte der Sender auf jeden Fall. Allerdings ist er
absolut janusköpfig : die englische Ausgabe unterscheidet sich
gewaltig von der arabischen. Dort ist konzentrierter Salafismus im
Programm.
Wenn es eine katarische Strategie für Ägypten gab, dann sah sie so
aus : die aufgeklärten Teile der Bevölkerung rebellisch machen, von
diesen dann Mubarak stürzen lassen und ihnen dann mit den
Muslimbrüdern in den Rücken fallen. Nach iranischem Vorbild, möchte
man sagen. Wobei man die Muslimbrüder durch finanzielle Zuwendungen
auf den Kurs der katarischen Hardliner brachte.
Mursi jedenfalls wird jetzt den Sack zumachen. Er hat eine Verfassung
mit "schwammigen" Formulierungen und mehr brauchen Islamisten nicht.
Das Rückgrat aller Entscheidungen ist der Koran und den kennen alle
auswendig. Ist es eigentlich immer noch so, dass Mursis Dekrete
ungeprüft gültig sind ? Ich denke mal, er wird das Referendum in
diesem Sinne interpretieren. Dann kann von Demokratie keine Rede mehr
sein, denn dass ein Mann ohne Kontrollinstanz Dekrete zu allen
Politikfeldern erlassen kann, macht den Staat eindeutig zur Diktatur.
Was, wenn er per Dekret bekannt gibt, es fänden ab sofort keine
Wahlen mehr statt ? Dann wird nicht mehr gewählt, ganz einfach.
Nebenbei : nichts steht einer wirtschaftlichen Entwicklung mehr im
Wege als überall kontrollierende Fundamentalisten. Wie es aussieht,
wird die Zukunft für die Ägypter in jeder Hinsicht schlechter sein
als unter Mubarak.
Das ist für sich genommen schon bedenklich genug. Aber es sollte
darüber hinaus beobachtet werden, ob hier nicht obendrein ein
saudisch-katarisches Großreich am Entstehen ist.
Gruß Artur