NĂĽtzy schrieb am 24.05.2020 14:48:
Wieso sollen sie dem Autor keine Plattform bieten, weil dir persönlich seine Thesen nicht gefallen?
Das habe ich nicht gesagt und nicht gefordert. Ich habe meinem Erstaunen Ausdruck verliehen, dass ein "Experte" mit einer dubiosen Agenda hier quasi zum festen Autorenstamm gehört.
Das mit den Patienten, die sich nicht so anstellen sollen, ist eine persönliche Interpretation von dir und lässt sich so dem Text nicht direkt entnehmen.
Auch meinem Text ist das nicht zu entnehmen. Ich kritisiere Schleim dafür, dass er den Zusammenhang zwischen Denken, Fühlen und der materiellen Grundlage an den entscheidenden Stellen leugnet. Entweder findet Denken und Fühlen seine Entsprechung in Prozessen auf organischer Ebene oder wir können es gleich mit dem lieben Herrgott halten.
Das Verrückte an Schleim ist, dass er ausgerechnet da, wo das Empfinden auf Abwegen gerät, den Zusammenhang bestreitet und vage ins Gesellschaftliche deutet. (Böswillig könnte man sagen, das ist nichts anderes als ein Neuaufguss des linken Anwurfs: "Du Systemopfer, du.") Und wenn er ganz tollkühn drauf ist, bestreitet er auch gerne die Wirksamkeit von Psychopharmaka komplett.
Du denkst, "oh ist nicht physisch = keine Krankheit = soll er sich nicht so anstellen".
Was wĂĽrdest du dagegen sagen, wenn der Autor lieber zur Verhaltenstherapie raten wĂĽrde oder so?
Wer sagt denn, ich hätte was gegen eine Verhaltenstherapie? Ganz im Gegenteil! Nur manchmal ist das betroffene Individuum so desolat, dass erst mal per Medikament die Voraussetzung für eine Einsicht in ein notwendiges verändertes Verhalten hergestellt werden muss.
Abgesehen davon, einfach die Hirnechemie zu verändern ist vielleicht auch kein uneingeschränkt guter Weg. Die langfristigen Spätfolgen usw. kennen wir eher schlecht.
Nochmals: Von "einfach so" am Gehirn rumbasteln habe ich nicht geschrieben noch befürworte ich das. Ich halte allerdings Schleims evangelikale Bekehrungsliteratur für schädlich. Schädlich für die Betroffenen und schädlich für einen sinnvollen Diskurs über den (Nicht-)Einsatz von Psychopharmaka. Meines Erachtens (und das kann man durchaus dem letzten Teil seines Textes entnehmen) treibt Herrn Schleim mitnichten ein wissenschaftliches Erkenntnisinteresse um.
pictavium