blu_frisbee schrieb am 27.06.2021 11:25:
Tatsächlich steht hinter dem Nazi das Unbehagen an der Moderne, die Unsicherheit der Verhältnisse, die Angst vor der Zukunft,¹ die Sehnsucht nach der Geborgenheit in der fiktiven Volksgemeinschaft, deren Fehlen auf das Wirken eines feindlichen Fremdvolks zurückgeführt wird, die Glorifizierung der eigenen Nation, die Idealisierung des Staats (nur des eigenen).
Hinter dem Faschismus stand der Teil des (deutschen) Kapitals, der der Weltkriegsniederlage von 1918 hinterhergejammert hat und einen neuen Versuch der Revance wollte. Hinzu kam der (davon nicht notwendigerweise verschiedene) Teil des Kapitals, dem die sozialistischen Revolutionen von 1917 bis 1919 inkl. der Gründung der Weimarer Republik nachhaltig in die Glieder gefahren sind.
Entsprechend verlief die Machtübergabe an Hitler. Nach seiner Inthronisierung gab es im Februar 1933 zunächst die Zusicherung für einen Überfall auf die Sowjetunion in 9 Jahren (1942) auf der Basis der Pläne der deutschen Reichswehr von 1925. Die Pläne wurden nahezu 1:1 umgesetzt, allerdings war die Ostfront bereits ein Jahr vorfristig einsatzfähig.
Mit dieser Zusicherung konnte die Weimarer Republik ausgeschaltet werden, beginnend mit dem Reichstagsbrand als Putsch von oben. Erst als die innere Heimatfront von widerspenstigen Kommunisten, Gewerkschaftern, Sozialdemokraten, Anarchisten beräumt war, begann ab dem Jahre 1935 die umfassende, systematische Judenverfolgung mit den Nürnberger Rassegesetzen.
Ich verstehe den Teil der angeblichen Linken nicht, der von den sozio-ökonomischen Ursachen des Faschismus nicht reden will und stattdessen von Moderne und Volksgemeinschaft faselt. Man kann die Ursachen des Faschismus auch vernebeln.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (27.06.2021 21:21).