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Avatar von sennahoj

mehr als 1000 Beiträge seit 17.07.2001

Gralsperlen

Ich bekomme bei den Außenhandelsdefizitdebatten
irgendwas nicht so richtig auf die Reihe.

Im Außenhandel geht es um Materieströme.
Das Land A braucht eine Substanz, die es nicht hat.
Dann bedruckt es buntes Papier
und sagt den Menschen in Land B, wo es diesen Stoff gibt:
ich gebe euch dieses bunte Papier und ihr gebt mir dafür die Substanz.
Wenn ihr in Zukunft was von mir haben wollt,
dann könnt ihr mir das Papier zurück geben
und bekommt dafür das von euch Gewünschte von mir.
Das macht ja irgendwie auch Sinn.

Danach befindet sich die Substanz im Land A.
Und das bunte Papier im Land B.
Land A hat davon nun einen echten Vorteil,
Land B dagegen nur eine Option in der Zukunft.
Wenn Land A das eine Zeitlang so macht,
im Mittel also mehr aus Land B ins Land A fließt,
ist das ja doch eine verdammt gute Sache für Land A,
solange Land B weiter liefert.
Wenn Land B etwas von Land A als Gegenleistung haben möchte,
aber Land A das verweigert oder das Gewünschte nicht hat, was dann?
Land A verliert dann das Vertrauen ein fairer Vertragspartner zu sein.
Das ist schon klar.
Aber das ist nur dann wichtig,
wenn es auf Substanz von Anderen angewiesen ist.
Ansonsten kann es mit den Schul(t)e(r)n zucke(r)n
und sich in beschaulicher Selbstgenügsamkeit
über den großen Berg Substanz freuen
den es in der Vergangenheit angesammelt hat.

Für Land B dagegen sieht es nicht so gut aus.

Ok das wird schon eine wenig komplizierter,
wenn es nicht nur um Substanzen geht, sondern um Produkte.
Dann wissen nämlich die Menschen im Land B,
wie man diese Produkte herstellt
und die Menschen in Land A wissen das nicht.
Daraus ergeben sich Machtverhältnisse
mit denen Land B Druck auf Land A ausüben kann.

Aber spiegelt sich solche Machtverhältnisse
tatsächlich in den Außenhandelsbilanzzahlen wieder?

Wie gesagt, diese Zahlen sind doch nur das Ergebnis
aller vergangenen Transaktionen.
Was jedoch nun tatsächlich von Bedeutung ist
sind die für Land B bestehenden Möglichkeiten
das zukünftige Verhalten von Land A zu beeinflussen.
Diesbezüglich muß man bilanzieren.
Den Rest kann man doch vollständig abschreiben.

Irgendwie erinnert mich das Ganze ein wenig
an diese vorkolonialen Glasperlenspiele
mit den Eingebohrenen.

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