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  • Zetscho

mehr als 1000 Beiträge seit 03.02.2004

Wenn ich Journalist wäre

und die Chance bekäme, ein Interview mit Bush zu führen, dann wäre
meine erste Frage:

"Mr. Bush, what is freedom to you?"

Entweder er würde dann wieder in sein prä-911-Gestotter verfallen und
sich damit verraten oder er würde in leere und pathetische
Worthüllsen schwelgen á la "We have confidence because freedom is the
permanent hope of mankind, the hunger in dark places, the longing of
the soul."

"Bla, bla, Mr Bush."

Vielleicht würde ich noch versuchen nachzubohren (obwohl das bei
Politikern nicht leicht ist, allerdings ist Bush i.a. ein schlechter
Ausweicher) und dann würde ich mit Glück auf die Wahrheit stoßen, die
hinter diesem schwülstigen Geschwätz von Freiheit steht: Es ist die
"amerikanische" Freiheit, das skrupellose Ausleben, des "jedes ist
seines Glückes Schmied", oder, ehrlicher ausgedrückt, "sieh doch zu,
wo Du bleibst."

Die Freiheit, die uns hier die Neokons verkaufen wollen, ist die
Freiheit so reich zu werden wie man will und das auf jeglicher Art
und Weise, die man will (hier soll es keinerlei Gesetze, Begrenzungen
oder gar so etwas wie soziale Verantwortung geben). Es ist die
Freiheit, auszubeuten, zu betrügen, zu manipulieren und skrupellos
alles an sich zu reißen, was irgendwie in Reichweite ist. Es ist die
Freiheit des Kapitalismus. Schlimmer noch, gekoppelt mit der
Unfreiheit der Puritaner (keine Homo-Ehe, kein Sex vor irgendeiner
Ehe und wenn Du's doch tatest, dann sie zu, wo Du mit Deinem Balg
bleibst, Du Schlampe!).

"Sorry, Mr. Bush. That's not my kind of freedom. Actually, most of us
don't want your fuckin' freedom. You can stuff it up your ass!"

Was bringt diese Freiheit? Was bringt eine Freiheit, wenn die
Mehrheit der Menschen schlichtweg nicht die nötigsten Güter hat, um
diese zu genießen? Was bringt eine Freiheit, wenn alleinerziehende
Mütter selbst mit zwei oder drei Jobs nicht die Miete oder gar die
Arztrechnung bezahlen können? Wenn es keine vernünftige Ausbildung
mehr für alle gibt, weil diese Geld kostet, viel Geld? Was bringt
diese Freiheit auf der Welt, wenn immer mehr Menschen nicht einmal
genug Wasser zum Trinken haben (im Übrigen der Hauptgrund für den
Konflikt im Sudan)? Ist das überhaupt Freiheit? Eine Freiheit, die
ganz offensichtlich mit Waffengewalt, militärisch und polizeilich,
gegen ihre Opfer verteidigt werden muß, kann für mich keine Freiheit
sein, sondern sie ist Tyrannei.

Ist diese Art von Freiheit rational eigentlich sinnvoll?
Volkswirtschaftlich, ökologisch, sozial und moralisch gesehen? Ich
sage nein! Es die Freiheit der Reichen, der großen Konzerne und
Banken, es die Freiheit des Kapitals, nicht die der Menschen.
Deswegen: Ich scheiße auf Ihre Freiheit, Mr.Bush. Auf Ihre und die
Ihrer Gesinnungsgenossen. Und wenn Sie wirklich vorhaben, Ihre
verfickte Freiheit gegen den Willen der Mehrheit der Menschen auf der
ganzen Welt zu verbreiten, dann ist jeder Kampf dagegen
gerechtfertigt. Die Menschheit hat ganz andere Probleme als die
skrupellose Freiheit der Raffgierigen. Was ist mit Klima- und
Umweltschutz? Wir müssen eine nachhaltige Bewirtschaftung unseres
Planeten erreichen. Was ist mit Trinkwasser? Wir müssen was gegen die
fortschreitende Verwüstung der tropischen und subtropischen
Klimazonen tun. Was ist mit Armut und Hunger? Was ist mit AIDS? Was
ist mit Analphabetismus in der 3. Welt?

Und was ist mit politischer Stabilität auf der Welt? Wir brauchen
keinen macht-kranken Popanz, der sich als Retter der Welt aufbläst.
Wir brauchen keinen Moloch, der nur sich selbst im Spiegel
betrachtet, in narzistischer Selbstbefriedigung, und das Erblickte
für die Welt hält. Wir brauchen keinen Besserwisser, der sich überall
einmischt und niemanden ernst nimmt. Wir brauchen keinen
Hinterhofschläger, der nur die als Freunde akzeptiert, die er
ausnutzen kann. Wir brauchen Sie nicht, Mr.Bush, Sie nicht und auch
nicht ihre Gesinnungsgenossen. Nicht einmal Ihr eigenes Land braucht
Sie, im Gegenteil, sie zerstören in erster Linie Ihr eigenes Land,
Mr. Bush. Ihre Untergebenen würden es sogar merken, wenn nicht die
meisten von ihnen ebenso mit narzistischer Selbstbefriedigung
beschäftigt wären.

Ich salutiere der amerikanischen Flagge jedenfalls nur noch mit einem
Finger!

Gruß, Z.
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