BSEsel schrieb am 02.11.2019 09:54:
Wie das Aufschwatzen von Bedürfnissen funktioniert,...
... zeigt die Werbung sehr gut. Mittlerweile gibt es im TV eine Handvoll Shopping-Sender, die nichts anderes machen, als dem Zuschauer sinnlose und überflüssige Bedürfnisse einzureden.
Das zeigt erstmal nur den Versuch. Also das äußere Phänomen.
Interessant ist doch wieso das funktioniert.
Man ist nicht gezwungen sich solche Sendungen anzuschauen und ich kann mir nichts langweiligeres vorstellen.
Also was geht da in den Köpfen der Menschen vor bei denen das funktioniert?
Um tatsächlich bewusst und ökologisch leben zu können, bedarf es zuallererst eine funktionierenden Selbstwahrnehmung. Die ist bei vielen Menschen leider nicht vorhanden.
Ja das ist wohl so. Aber die Frage ist warum und die nächste Frage wäre wie ist das zu verändern?
Da müsste man dann doch wohl ansetzen … Gegenreklame?
Den Teufel mit Belzebub austreiben?
Konsumpropaganda-Sender und manipulierende Werbung zeigen deutlich, wo das Manko ist. Man will mehr sein als man ist, besser und schöner sein als andere, mehr Erfolg haben und mehr besitzen.
Das man mehr sein (vor anderen scheinen) möchte, ist durchaus verständlich. Besser schöner sein zu wollen, (bezüglich irgendeines verbreiteten Kriteriums) ist eine in der Vergangenheit positiv rückgekoppelte Eigenschaft im evolutionärrischen Spiel. Also steckt dieses Wollen in der genetischen Programmierung.
Irrigerweise sollen die feilgebotenen Produkte dazu dienen, helfen aber letztlich nur den Verkäufern und schaffen somit aufgrund der recht kurzfristig nach dem Kauf einsetzenden Frustration eine Kauf-Abhänigkeit, die in einer Konsumspirale endet.
Wenn es so ist wie ich oben behaupte, dass das Mehr Besser Schöner sein zu Wollen ein Urbestandteil des biologischen Reproduktionswettbewerbs ist, dann stecken die Konsumjunkeys in so einer Art von Pheromonfalle. Auch wenn sie mitunter noch mehr Nachkommen haben als diejenigen, die diese Fallen aufstellen, reduzieren sie mit ihren Verhalten mittel- und langfristig ihre evolutionäre Fitness ja ganz enorm.
Wäre Konsum nur an den tatsächlichen Bedürfnissen ausgerichtet, hätten wir sehr viele der Probleme in der Wirtschaft und der Umwelt nicht.
Ja ohne Frage.
Wie viel der Produkte sind mehr oder weniger bunte Federn mit denen die Hähne den Hennen zu imponieren versuchen.
Und dazu dann noch mehrstufige pawlowsche Konditionierungen durch die Produkte und deren Konsum vor allem an ein Primärbedürfnis gekoppelt sind.
Ökologisch und nachhaltig leben wäre einfach, die Arbeitswelt wäre entschlackt und nicht verdichtet, es bliebe Zeit, sich um Menschen zu kümmern.
Die Paarungspräferenzen der Weibchen der Vergangenheit waren aber auf materielle Versorgungssicherheit ausgerichtet und damit wurden, damals in Epochen des Mangels durchaus sinnvoll, solche Eigenschaften gezüchtet.
Es wäre eine bessere und solidarischere Gesellschaft.
Das ganze ist ein einfaches Rückkopplungssystem.
Wenn solidarisches Verhalten für das Individuum erlebbar positive Wirkung erzeugt, dann wird es sich verstärken.
Ist das aber eine Grunderfahrung, die die Menschen im Umgang miteinander machen?
Wohlmöglich machen sie sie nicht weil sie sich auf natürliche Weise in einer Konkurrenz zueinander befinden.
Vielleicht, weil das Konkurrieren ein Instinkt zu sein scheint, könnte man sich in eine Kooperationskonkurrenz begeben.
Aber eine Gruppe in der diese Regeln gelten, müsste sich von dem Rest der Welt abgrenzen, denn sie wären wohl wie Schafe unter den Wölfen.