Das hängt dann doch stark davon ab, was man unter Kapitalismus versteht.
Ich denke, da gibt es wohl keine zwei Meinungen: Kapitalismus dient der Kapitalakkumulation. Punkt.
Leider verstehen darunter immer noch viele jede Art von Marktwirtschaft.
Genauso ist es. Denn jede Alternative dazu wäre kein Kapitalismus mehr bzw. würde den Kapitalismus behindern. Und was der "behinderte Kapitalismus" mit solcherart Behinderung anfängt, kannst du an den zahllosen Lobby-Aktivitäten, die jenen Ansatz einer sogenannten "sozialen Marktwirtschaft" - also des von dir herbeigesehnten Hybriden in erster Generation - seit 70 Jahren systematisch untergraben, nachvollziehen.
Will man die loswerden, landet man aber immer in irgendeiner Form der Planwirtschaft, die, was Effizienz, Innovation, Naturschutz und Bedarfserfüllung anbetrifft, historisch immer gescheitert ist und die sich m.E. auch nur diktatorisch durchsetzen lässt.
JEDE Beschränkung der "Freiheit (des Kapitalismus)" ist letztlich eine Diktatur. Auch das kannst du beliebig an zahllosen Beispielen - etwa der gelebten Praxis der "freiwilligen Selbstverpflichtungen" - nachvollziehen: Wo immer es diese Diktatur nicht gibt, bleibt auch die Einhaltung der Selbstverpflichtung aus; falls es überhaupt zu Selbstverpflichtungen kommt.
Und was "Effizienz, Innovation, Naturschutz und Bedarfserfüllung" der beiden "Konkurrenz-Wirtschaftssysteme" anbetrifft: Es wird nicht ohne Planwirtschaft gehen. Sämtliche Ressourcen sind endlich. Es bedarf also zwingend(!) einer umfassenden Planung, will an nicht völlig blind von einer Krise in die nächste stolpern; wobei mittlerweile jede einzelne davon das Potential der vollständigen Selbstzerstörung hat.
Sowas lernt man eigentlich schon als Vorschulkind mit dem ersten Taschengeld. Man verdrängt es nur später gern, weil es nicht in das ideologische Weltbild passt. So, wie etwa das Folgende:
... historisch immer gescheitert ...
Ist das so? Woran messen wir es? An der Tatsache, dass der Ostblock nach 70 Jahren aufgesteckt hat, weil es ihm in dieser Zeit nicht gelungen ist, "die Alternative" zu überflügeln?
Machen wir gemeinsam ein Beispiel:
Du bist ein ehrlicher Arbeiter und Steuerzahler. Du lässt dich für wenig Geld anstellen und führst brav und aufrichtig deine Steuern an die Gemeinschaft ab.
Ich bin ein skrupelloser Dieb, Räuber, you-name-it. Ich ziehe alle paar Nächte los und raube Leute, wie dich, aus. Ich nehme mit, was mir schnelles Geld bringt.
Dein Einkommen beläuft sich auf, sagen wir, 2.000 Euro netto im Monat. Meines auf, sagen wir, 15.000 Euro. Du arbeitest 21 Tage im Monat. Ich arbeite 5-6 Nächte im Monat.
Nun wird uns beiden die Miete erhöht: Zufällig haben wir den gleichen Vermieter. Und der verlangt von uns beiden nun jeweils 1.500 Euro Miete.
Frage: Wer von uns beiden ist hier im Hinblick auf seine Lebensplanung "historisch gescheitert", @FragerQuaker? Ich, der ich problemlos diese neue Mietforderung begleichen kann? Oder du, der du dir nun eine neue Bleibe suchen musst, wenn du nicht verhungern willst?