Ich arbeite in einer kleinen Software-Firma. Wir sind in erster Linie
Lizenzhändler, wir haben aber auch schon selbst Software veröffentlicht
und im Auftrag einer anderen Firma und in Zusammenarbeit mit
Entwicklern produziert. Wir sind jedoch meist im Budget-Segment tätig,
von daher kenne ich den "Bodensatz" der Software-Branche.
Wir sind oft in der Situation, dass wir von ausländischen Entwicklern -
manchmal durch Vermittlung durch einen ausländischen Lizenzagenten -
das Recht erwerben, eine bestimmte Software in einem bestimmten Gebiet
für einen bestimmten Zeitraum zu veröffentlichen. Wir wenden uns mit
der erworbenen oder zugesagten Lizenz dann beispielsweise an einen
deutschen Publisher. Will dieser das Produkt verkaufen, dann wird es
lokalisiert - oftmals kostet dies noch einmal die Arbeit der Entwickler
- produziert und vertrieben.
Das Ganze sieht dann so aus:
- der Entwickler hat über Monate (manchmal viel länger) das Produkt
erstellt und ist dafür in Vorleistung gegangen (keiner bezahlt im
MidPrice/Budget-Segment im Voraus für die Entwicklung eines Spiels)
- dann wird das Spiel von einem Zwischenhändler (oftmals ein
Lizenzhändler wie wir) in andere Länder vermittelt; es dauert oftmals
Monate, bis ein Spiel auf diese Weise vermittelt wird
- der Publisher läßt das Produkt an seine Wünsche anpassen und gibt es
an einen Distributor weiter
- das fertige Produkt wird vom Handel verkauft
Das Geld, das der Handel für das Produkt erhalten hat, geht nur zu
60-70% an den Distributor, der für sich selbst normalerweise 20%
einbehält. Der Publisher zieht seine Marge ab und gibt den Rest an den
Zwischenhändler ab, der sich den mageren Rest - oftmals nur wenige Cent
bei Produkten, die 10 bis 20 Euro im Laden kosten - mit dem Entwickler
teilen darf. Die Zahlungsziele sind meist sehr lang, d.h. ab dem
Zeitpunkt, zu dem das Produkt im Laden steht, dauert es viele Monate,
bis das Geld beim Zwischenhändler angekommen ist. Viele Produkte
verkaufen sich schlecht - 8 von 10 Produkten sind leider Flops - so
dass kaum Geld herüberkommt. Der Developer steht dabei meist im Regen!
Er wartet oftmals JAHRE auf sein Geld, wenn er überhaupt noch etwas
bekomt. Viele Entwickler gehen bei diesem üblen Spiel natürlich pleite.
Was hat das mit dem Urheberrecht zu tun? Dieses Beispiel zeigt, dass
das Urheberrecht heutzutage nicht mehr funktioniert. Die Macht ist
längst vom Entwickler/Urheber auf Verwerter und Zwischenhändler
(Rechtehändler!) übergegangen.
In der Musikindustrie ist das meist noch viel schlimmer: Knebelverträge
und billige Pauschalverträge ohne Gewinnbeteiligung sind an der
Tagesordnung. Diese ganze Struktur basiert letzten Endes auf der
Ausbeutung der Urheber.
Ich kann sagen, dass in dem Bereich, in dem ich tätig bin, kaum ein
Entwickler/Urheber als Firma lange überlebt. Die schlagen sich so durch
und - hier liegt der Hund begraben - füttern eine lange Kette von
Zwischenhändlern, Verwertern, Verkäufern und sonstigen Leuten mit ihren
Werken durch.
Ich würde sagen: das ist volkswirtschaftlich betrachtet alles
Mißwirtschaft, denn dabei werden viele Leute beschäftigt, aber es wird
eigentlich nichts produziert, also kein Mehrwert für die Gesellschaft.
Das ließe sich viel einfacher und "gerechter" organisieren. Die Kunden
zahlen überhöhte Beträge für Software, die es oft nicht wert ist, und
die Urheber schauen sowieo meist in die Röhre. Profitieren tun nur die
Verwerter von Urheberrechten, und das sind NIE die Urheber selbst.
Traurig, aber wahr.
PS: Ich arbeite weiter in unserer Firma, weil wir versuchen, den
Urhebern immer einen möglichst fairen Preis zu zahlen. Wir wollen
niemanden übers Ohr hauen, aber um ehrlich zu sein: das System
funktioniert scheinbar nur so! Alles auf dem Rücken der Urheber... Und
da es der ganzen Brancher zur Zeit nicht so gut geht, kann es gut sein,
dass wir bald auch weg sind. Wir stehen halt ziemlich weit unten in der
"Nahrungskette", direkt oberhalb der Entwickler...
Lizenzhändler, wir haben aber auch schon selbst Software veröffentlicht
und im Auftrag einer anderen Firma und in Zusammenarbeit mit
Entwicklern produziert. Wir sind jedoch meist im Budget-Segment tätig,
von daher kenne ich den "Bodensatz" der Software-Branche.
Wir sind oft in der Situation, dass wir von ausländischen Entwicklern -
manchmal durch Vermittlung durch einen ausländischen Lizenzagenten -
das Recht erwerben, eine bestimmte Software in einem bestimmten Gebiet
für einen bestimmten Zeitraum zu veröffentlichen. Wir wenden uns mit
der erworbenen oder zugesagten Lizenz dann beispielsweise an einen
deutschen Publisher. Will dieser das Produkt verkaufen, dann wird es
lokalisiert - oftmals kostet dies noch einmal die Arbeit der Entwickler
- produziert und vertrieben.
Das Ganze sieht dann so aus:
- der Entwickler hat über Monate (manchmal viel länger) das Produkt
erstellt und ist dafür in Vorleistung gegangen (keiner bezahlt im
MidPrice/Budget-Segment im Voraus für die Entwicklung eines Spiels)
- dann wird das Spiel von einem Zwischenhändler (oftmals ein
Lizenzhändler wie wir) in andere Länder vermittelt; es dauert oftmals
Monate, bis ein Spiel auf diese Weise vermittelt wird
- der Publisher läßt das Produkt an seine Wünsche anpassen und gibt es
an einen Distributor weiter
- das fertige Produkt wird vom Handel verkauft
Das Geld, das der Handel für das Produkt erhalten hat, geht nur zu
60-70% an den Distributor, der für sich selbst normalerweise 20%
einbehält. Der Publisher zieht seine Marge ab und gibt den Rest an den
Zwischenhändler ab, der sich den mageren Rest - oftmals nur wenige Cent
bei Produkten, die 10 bis 20 Euro im Laden kosten - mit dem Entwickler
teilen darf. Die Zahlungsziele sind meist sehr lang, d.h. ab dem
Zeitpunkt, zu dem das Produkt im Laden steht, dauert es viele Monate,
bis das Geld beim Zwischenhändler angekommen ist. Viele Produkte
verkaufen sich schlecht - 8 von 10 Produkten sind leider Flops - so
dass kaum Geld herüberkommt. Der Developer steht dabei meist im Regen!
Er wartet oftmals JAHRE auf sein Geld, wenn er überhaupt noch etwas
bekomt. Viele Entwickler gehen bei diesem üblen Spiel natürlich pleite.
Was hat das mit dem Urheberrecht zu tun? Dieses Beispiel zeigt, dass
das Urheberrecht heutzutage nicht mehr funktioniert. Die Macht ist
längst vom Entwickler/Urheber auf Verwerter und Zwischenhändler
(Rechtehändler!) übergegangen.
In der Musikindustrie ist das meist noch viel schlimmer: Knebelverträge
und billige Pauschalverträge ohne Gewinnbeteiligung sind an der
Tagesordnung. Diese ganze Struktur basiert letzten Endes auf der
Ausbeutung der Urheber.
Ich kann sagen, dass in dem Bereich, in dem ich tätig bin, kaum ein
Entwickler/Urheber als Firma lange überlebt. Die schlagen sich so durch
und - hier liegt der Hund begraben - füttern eine lange Kette von
Zwischenhändlern, Verwertern, Verkäufern und sonstigen Leuten mit ihren
Werken durch.
Ich würde sagen: das ist volkswirtschaftlich betrachtet alles
Mißwirtschaft, denn dabei werden viele Leute beschäftigt, aber es wird
eigentlich nichts produziert, also kein Mehrwert für die Gesellschaft.
Das ließe sich viel einfacher und "gerechter" organisieren. Die Kunden
zahlen überhöhte Beträge für Software, die es oft nicht wert ist, und
die Urheber schauen sowieo meist in die Röhre. Profitieren tun nur die
Verwerter von Urheberrechten, und das sind NIE die Urheber selbst.
Traurig, aber wahr.
PS: Ich arbeite weiter in unserer Firma, weil wir versuchen, den
Urhebern immer einen möglichst fairen Preis zu zahlen. Wir wollen
niemanden übers Ohr hauen, aber um ehrlich zu sein: das System
funktioniert scheinbar nur so! Alles auf dem Rücken der Urheber... Und
da es der ganzen Brancher zur Zeit nicht so gut geht, kann es gut sein,
dass wir bald auch weg sind. Wir stehen halt ziemlich weit unten in der
"Nahrungskette", direkt oberhalb der Entwickler...