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  • TecDoc

mehr als 1000 Beiträge seit 17.05.2004

Der Artikel steht indirekt für die tieferen Ursachen der Finanzkrise(n) ...

Ach ja, ein Soziologe beglückt uns mit einer tiefgründigen Analyse
des Finanzsystems ... da sei die Frage erlaubt, woher er über
hinreichend (Aus-)bildung, Vorkenntnisse oder Qualifikation verfügt.

Der Artikel ist aber ein gutes Symptom der tieferen Ursachen für die
ausufernde Macht des Finanzgewerbes:

1. Informations- und Fähigkeitsvorsprung
Das wirkliche Geldverständnis, die echten Qualifikationen, die für
das Finanzsystem relevant und notwendig sind, liegt bei den Banken
und Finanzinstituten, und zwar nur dort.
Die finanzielle Bildung, das Verständnis des Rests der Gesellschaft
ist nicht nur ganz allgemein marginal - egal ob einfache Bevölkerung,
Bildungsbürgertum, oder Politiker. Entweder sie können es nicht -
schon einfache Zinsrechnung stellt einen erheblichen Teil der
Bevölkerung vor unüberwindliche Schwierigkeiten. Oder man ist sich zu
fein dazu, weit verbreitet im Bildungsbürgertum. Und Politiker ... na
ja.

Hinzu kommt, daß das finanzielle Verständnis nicht nur schwach
ausgeprägt ist, sondern die Vorstellungen auch inhaltlich
zersplittert sind. Vom Kleinverdiener, der seine eigenen finanziellen
Prozesse einfach hochrechnet ("Milchmädchen"), bis zum strammen
Altmarxisten ("Marx erklärt es") ist alles vertreten.
Die Finanzwelt agiert hier dagegen absolut nach einheitlichen Regeln
- ein kaum zu toppender Vorteil.

2. Personal
Ausgehend von Punkt 1, und ihn weiter erklärend, ist es für die
Finanzindustrie meistens gar nicht nötig, zu Mitteln wie Druck oder
Korruption zu greifen - die finanziell wirklich fähigen Leute in der
Gesellschaft, die mit Finanzverstand - die werden einfach
*eingestellt* und vereinnahmt, sobald ihr Talent erkennbar wird. Die
allgmeine gute und zuverlässige Bezahlung im Finanzwesen sichert die
Loyalität.

3. Internationalität
Als weiterer Machtfaktor kommt hinzu, daß die Finanzwelt schon lange
absolut weltweit agiert - kulturelle, politische, sprachliche, etc.
Unterschiede sind für das Finanzwesen kein Hindernis - es geht nur
noch um Interessen.
Der gesamte Rest der Gesellschaft(en) hingegen, egal ob Politiker,
Bevölkerung, Gewerkschaften, etc. ist noch nicht mal annähernd so
weit, denkt nicht im Mindesten so international. Sondern ist im
Gegenteil tausendfach zersplittert, national, kulturell, usw. Die
Unterlegenheit dieser gesellschaftlichen Kräfte ist so
vorprogrammiert.

Solange die Gesellschaften, Staaten der Welt nicht die o.g. Vorteile
der Finanzindustrie ausgleichen, bzw. selber nachziehen können, sind
alle Beschwerden und Proteste gegen die "Macht der Banken" oder "des
Finanzkapitals" nur leere Jammerei.
Da helfen auch zweifelhafte Analysen von Soziologen wie hier im
Artikel kein bisschen weiter.

Gruss,
   TecDoc


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