... ist "Soziologen-Bashing" nicht "naiv", sondern schon rein
statistisch gerechtfertigt. ;-)
> > Ach ja, ein Soziologe beglückt uns mit einer tiefgründigen Analyse
> > des Finanzsystems ... da sei die Frage erlaubt, woher er über
> > hinreichend (Aus-)bildung, Vorkenntnisse oder Qualifikation verfügt.
> >
> > Der Artikel ist aber ein gutes Symptom der tieferen Ursachen für die
> > ausufernde Macht des Finanzgewerbes:
Wie gesagt, ich sehe das anders, und im Folgenden beziehst du dich
auch mehr auf meine Aussagen, als auf den Soziologen-Artikel?
> > 1. Informations- und Fähigkeitsvorsprung
> > Das wirkliche Geldverständnis, die echten Qualifikationen, die für
> > das Finanzsystem relevant und notwendig sind, liegt bei den Banken
> > und Finanzinstituten, und zwar nur dort.
>
> Das ist nicht mehr als ein Glaubensartikel. Die ökonomischen
> Ideologien, auch diejenigen, die sich akademisch als "Wissenschaft"
> etabliert haben,
Hier rufe ich schon Stop - und gebe dir insofern recht, als das die
höheren "akademischen" Wirtschaftslehren denen der Soziologie nicht
viel voraus haben.
Beide haben oft einen nur noch entfernten Bezug zur Realität.
Diese "akademischen" Lehren (oder gerne oft schon Ideologien) habe
ich auch nicht gemeint, als ich von "wirklichem Geldverständnis, von
"echten Qualifikationen, die für das Finanzsystem relevant und
notwendig sind" sprach.
Das war viel tiefer aufgehängt, da meinte ich eher das
finanztechnische "Handwerkszeug", angefangen bei simpelster
Zinsrechnung, bis hin zur Infinitesimalmathematik,
Investitionskalkulation, etc..
Bildung und Fertigkeiten dieser Art sind in der Bevölkerung absolute
Mangelware. Das kann man überall sehen: bei Hausbauprojekten, die
schon im Moment des Entschlusses zum (wirtschaftlichen) Scheitern
verurteilt sind; an kleinen, fachlich wunderbaren Handwerksbetrieben,
die sich trotz und mit bester Arbeit in die Pleite wirtschaften; oder
auch an dem vielen Klagen gegen "Berater" aller Art, in deren Verlauf
permanent klar wird, daß die "Kunden" von den einfachsten Basics
keine Ahnung haben.
> Soziologische Modelle verfügen demgegenüber über die Kompetenz, in
> wissenschaftlich qualifizierter Weise auf solche ausgeblendeten
> Randbedingungen zu reflektieren.
O.g. "handwerkliche" Kompetenzen fehlen oft auch den soziologischen
"Modellen". So gehört zwar auch Statistik zum Studiengang Soziologie,
aber diverse soziologische Studien zeigen, daß Soziologen reihenweise
die Statistik nicht wirklich verstanden haben - und die Studien dann
die Realität nicht mal annähernd genau abbilden, oft nichtssagend
sind.
> Die Fehler ökonomischer Theorien
> sind demgegenüber niemals mit Bordmitteln zu beheben - statt dessen
> entsteht - wie beim Übergang vom Keynesianismus zum Neoliberalismus -
> eine neue Theorie, die andere Randbedingungen konstant setzt, und
> dieses Rahmenbedingungen so lange "bewirtschaftet", bis auch diese
> sich erschöpft haben. Man kann mit solchen Theorien eine Zeitlang gut
> fahren - nur sind sie empirisch blind. Die neoliberale Theorie
> beispielsweise ist inhährent unfähig, ruinösen Sozialabbau als
> ruinösen Sozialabbau zu erkennen. Die Maßstäbe, die eine solche
> Bewertung möglich machen, stammen von außerhalb des ökonomischen
> Modells.
Ich will dir in mancher Hinsicht gar nicht widersprechen, sehe hier
aber wie so oft eine akademische Überinterpretation der Realität.
Die "neoliberale Theorie" ist doch nicht 1:1 umgesetzt in D.! Wir
haben in Deutschland nach wie vor eine soziale Markttwirtschaft mit
kaum veränderten Staats- oder Sozialquoten.
Es mag da "neoliberale" Trends, Moden und Erscheinungen geben (z.B.
Niedriglohnsektor), aber das ist keine andere Wirtschaft.
Das gleiche gilt im Prinzip für die anderen wirtschaftlichen Theorien
- nicht glatt falsch, aber auch nicht wirklich die Realität
beschreibend.
> Deshalb können ökonomische Glaubenslehren (denn um nichts anderes
> handelt es sich) nur durch zu ihnen externe Lernprozesse überwunden
> werden. Und insbesondere die soziologische Perspektive ist geeignet,
> den hierzu erforderlichen analytischen Bezugsrahmen zu erweitern.
Nö. Sorry. Mein Vertrauen in die Soziologie ist nicht nur durch die
aktuellen permanenten "handwerklichen" Mängel erschüttert. Sondern
wurde es schon vor langer Zeit, als ganze Fachbereiche von Soziologen
mit ihren Analysen den Sozialismus und Kommunimus als "die Zukunft"
überhaupt anpriesen, und zwar auch die Formen im damaligen Ostblock.
Das dmals z.T. so krass, das wird den Soziologen noch ne Generation
nachhängen.
> Ich habe keine Ahnung, aus welchen Quellen sich Dein naives
> Soziologen-Bashing speist,
Aus dem Vergleich der Ergebnisse der Soziologen mit der Praxis, mit
der Realität. Wenn dieser Tage zwei 10-jährige soziologische Studien
über die "Fremdenfeindlichkeit der Deutschen" erscheinen (war hier in
TP), mit diametral entgegengesetzten Aussagen als Ergebnis, dann
bestätigt mich das nur ein weiteres Mal.
> aber es wird jedenfalls nicht von allzu
> tiefem Problemverständnis behelligt.
Vielleicht ist *das* schon das Problem - viel zu "tief drin", zu weit
weg von der "real world".
Gruss,
TecDoc
statistisch gerechtfertigt. ;-)
> > Ach ja, ein Soziologe beglückt uns mit einer tiefgründigen Analyse
> > des Finanzsystems ... da sei die Frage erlaubt, woher er über
> > hinreichend (Aus-)bildung, Vorkenntnisse oder Qualifikation verfügt.
> >
> > Der Artikel ist aber ein gutes Symptom der tieferen Ursachen für die
> > ausufernde Macht des Finanzgewerbes:
Wie gesagt, ich sehe das anders, und im Folgenden beziehst du dich
auch mehr auf meine Aussagen, als auf den Soziologen-Artikel?
> > 1. Informations- und Fähigkeitsvorsprung
> > Das wirkliche Geldverständnis, die echten Qualifikationen, die für
> > das Finanzsystem relevant und notwendig sind, liegt bei den Banken
> > und Finanzinstituten, und zwar nur dort.
>
> Das ist nicht mehr als ein Glaubensartikel. Die ökonomischen
> Ideologien, auch diejenigen, die sich akademisch als "Wissenschaft"
> etabliert haben,
Hier rufe ich schon Stop - und gebe dir insofern recht, als das die
höheren "akademischen" Wirtschaftslehren denen der Soziologie nicht
viel voraus haben.
Beide haben oft einen nur noch entfernten Bezug zur Realität.
Diese "akademischen" Lehren (oder gerne oft schon Ideologien) habe
ich auch nicht gemeint, als ich von "wirklichem Geldverständnis, von
"echten Qualifikationen, die für das Finanzsystem relevant und
notwendig sind" sprach.
Das war viel tiefer aufgehängt, da meinte ich eher das
finanztechnische "Handwerkszeug", angefangen bei simpelster
Zinsrechnung, bis hin zur Infinitesimalmathematik,
Investitionskalkulation, etc..
Bildung und Fertigkeiten dieser Art sind in der Bevölkerung absolute
Mangelware. Das kann man überall sehen: bei Hausbauprojekten, die
schon im Moment des Entschlusses zum (wirtschaftlichen) Scheitern
verurteilt sind; an kleinen, fachlich wunderbaren Handwerksbetrieben,
die sich trotz und mit bester Arbeit in die Pleite wirtschaften; oder
auch an dem vielen Klagen gegen "Berater" aller Art, in deren Verlauf
permanent klar wird, daß die "Kunden" von den einfachsten Basics
keine Ahnung haben.
> Soziologische Modelle verfügen demgegenüber über die Kompetenz, in
> wissenschaftlich qualifizierter Weise auf solche ausgeblendeten
> Randbedingungen zu reflektieren.
O.g. "handwerkliche" Kompetenzen fehlen oft auch den soziologischen
"Modellen". So gehört zwar auch Statistik zum Studiengang Soziologie,
aber diverse soziologische Studien zeigen, daß Soziologen reihenweise
die Statistik nicht wirklich verstanden haben - und die Studien dann
die Realität nicht mal annähernd genau abbilden, oft nichtssagend
sind.
> Die Fehler ökonomischer Theorien
> sind demgegenüber niemals mit Bordmitteln zu beheben - statt dessen
> entsteht - wie beim Übergang vom Keynesianismus zum Neoliberalismus -
> eine neue Theorie, die andere Randbedingungen konstant setzt, und
> dieses Rahmenbedingungen so lange "bewirtschaftet", bis auch diese
> sich erschöpft haben. Man kann mit solchen Theorien eine Zeitlang gut
> fahren - nur sind sie empirisch blind. Die neoliberale Theorie
> beispielsweise ist inhährent unfähig, ruinösen Sozialabbau als
> ruinösen Sozialabbau zu erkennen. Die Maßstäbe, die eine solche
> Bewertung möglich machen, stammen von außerhalb des ökonomischen
> Modells.
Ich will dir in mancher Hinsicht gar nicht widersprechen, sehe hier
aber wie so oft eine akademische Überinterpretation der Realität.
Die "neoliberale Theorie" ist doch nicht 1:1 umgesetzt in D.! Wir
haben in Deutschland nach wie vor eine soziale Markttwirtschaft mit
kaum veränderten Staats- oder Sozialquoten.
Es mag da "neoliberale" Trends, Moden und Erscheinungen geben (z.B.
Niedriglohnsektor), aber das ist keine andere Wirtschaft.
Das gleiche gilt im Prinzip für die anderen wirtschaftlichen Theorien
- nicht glatt falsch, aber auch nicht wirklich die Realität
beschreibend.
> Deshalb können ökonomische Glaubenslehren (denn um nichts anderes
> handelt es sich) nur durch zu ihnen externe Lernprozesse überwunden
> werden. Und insbesondere die soziologische Perspektive ist geeignet,
> den hierzu erforderlichen analytischen Bezugsrahmen zu erweitern.
Nö. Sorry. Mein Vertrauen in die Soziologie ist nicht nur durch die
aktuellen permanenten "handwerklichen" Mängel erschüttert. Sondern
wurde es schon vor langer Zeit, als ganze Fachbereiche von Soziologen
mit ihren Analysen den Sozialismus und Kommunimus als "die Zukunft"
überhaupt anpriesen, und zwar auch die Formen im damaligen Ostblock.
Das dmals z.T. so krass, das wird den Soziologen noch ne Generation
nachhängen.
> Ich habe keine Ahnung, aus welchen Quellen sich Dein naives
> Soziologen-Bashing speist,
Aus dem Vergleich der Ergebnisse der Soziologen mit der Praxis, mit
der Realität. Wenn dieser Tage zwei 10-jährige soziologische Studien
über die "Fremdenfeindlichkeit der Deutschen" erscheinen (war hier in
TP), mit diametral entgegengesetzten Aussagen als Ergebnis, dann
bestätigt mich das nur ein weiteres Mal.
> aber es wird jedenfalls nicht von allzu
> tiefem Problemverständnis behelligt.
Vielleicht ist *das* schon das Problem - viel zu "tief drin", zu weit
weg von der "real world".
Gruss,
TecDoc