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  • TecDoc

mehr als 1000 Beiträge seit 17.05.2004

Re: Wieder mal die falschen Prämissen ...

> [...]
> > > Das ist nur das Verständnis, das zum Agieren _innerhalb_ des
> > > Finanzsystems notwendig ist. Reflektion _über_ das Finanzsystem ist
> > > etwas anderes. 
> > 
> > Das ist zwar richtig, doch auch zur Reflektion darüber hinaus ist
> > natürlich dennoch zunächst ein tieferes Wissen über das System selbst
> > notwendig. Wer keine Zinsrechnung kann, oder die Regeln des
> > Kreditgeschäfts nicht kennt, braucht mit "Reflektionen" über das
> > System nicht anzufangen.
> > 
> Sicher sollte man für eine Reflektion die Vorgänge verstehen können.

Nicht "sollte", es ist eine unverzichtbare Vorbedingung, ein
sine-qua-non. Wenn dieses Verständnis fehlt - und das tut es oft,
auch auf akademischen Level - dann ist die Reflexion sinnlos, deio
Ergebnisse wertlos.

> Aber bitte nicht *alles* was da so an "Wissen" aufgetragen wird!

Da hast du recht - nur braucht man gerade dazu erst recht das Wissen
... 

> Denn dabei wird soviel miteinander vermengt und aufgebauscht, dass
> die Herren Fachleute auch nur noch so tun können als begriffen sie
> das, was da im Finanzsektor abgeht.

... und das Verständnis, um die "Basics" von so manchem
Finanztheorien oder schlichtem Geschurbel unterscheiden zu können.

> Und wenn ich das als Basis nähme, änderte sich nichts. 
> Zwingend wäre es allerdings über die Aufgabe der Banken gründlich
> nachzudenken! Und hier liegt der Hase im Pfeffer. Was von den
> Experten gerne übersehen bzw. verdrängt wird ist, dass unterschieden
> werden muss in gesellschaftliche und betriebswirtschaftliche Aufgabe.
> Und diese beiden Aufgaben lassen sich nicht wirklich zusammenführen.

Organisationen aus Menschen sind keine Wunschzettel-Veranstaltung,
die man beliebig für einem Zweck designen könnte. Man muss dabei
immer mit Kompromissen leben - hier eben zwischen gesellschaftliche
und betriebswirtschaftliche Aufgaben.

> Als privatwirtschaftliches Unternehmen kann und darf eine Bank sich
> altruistisches Handeln nicht leisten.

*Niemand* kann sich unbegrenzt altruistisches Handeln leisten, weder
Einzelperson, noch Organisation. Spätestens bei der Selbstaufgabe
hört es auf.

> Sie ist gezwungen Profit zu
> erwirtschaften und dabei mit anderen Banken in Wettbewerb zu stehen.
> Um in diesem Wettbewerb bestehen zu können *muss* das vordringliche
> Interesse auf eben diesen Profit abgestellt sein. Und so handeln die
> Protagonisten wie sie handeln. Es ist nicht in erster Linie die Gier,
> welche sie um treibt - es sind vielmehr die Spielregeln des Systems,
> in dem sie agieren. 

Es sind die Spielregeln des Menschen - wir hätten *alle* gerne *mehr*
von allem.
Das muss keine blinde Konsumgier sein, das kann auch *mehr*
Gesundheit, *mehr* Bildung, etc. sein.
Das ist so eine fundamentale Fehlannahme: Das unsere Wirtschaft ein
festes, in sich geschlossenes System wäre, so eine Art
"gesellschaftliche Maschine".

[...]

> > Da ist etwas dran, obwohl große Banken und Institute gerade dafür
> > extra Leute beschäftigen, die eben nicht im Tagesgeschäft diesen
> > Regeln unterworfen sind.
> > Was die brauchen, lassen die schon denken. 
> > 
> JA genau! Da wird selbst Undenkbares gedacht. Aber eben leider nur im
> Profit-Interesse. Dass man über die gesellschaftlich zugedachte
> Aufgabe allerdings auch "systemisch" wird und darüber eine
> Vollkasko-Versicherung durch den braven Steuerzahler erhält, ist ein
> angenehmes, zusätzliches Bonbon.

> Wobei der Staat natürlich bei entsprechendem politischen Willen auch
> dafür sorgen könnte, dass dieses Bonbon schwer im Magen liegt. Soll
> auch schon mal (letztendlich aber in der Endkonsequenz auch recht
> halbherzig)vorgekommen sein. Schweden?

Bei den Bankern sitzen eben solche "Denker", und in der Politik ...
halt Politiker.

> Wenn man allerdings, wie Du, das Finanzsystem in sich als heilige Kuh
> ansieht

Das tue ich nicht. Ich nenne nur sinnlose Angänge beim Namen.

> und den Interessenkonflikt nicht wahr haben will - nun dann
> wird es mit der Reflektion leider nicht.

Ich sehe die Interessenkonflikte schon - nur kann man sie nicht
wegdiskutieren oder wegwünschen.
Und so vieles, was hier im Forum zu lesen ist, läuft auf nichts
anderes hinaus.

Gruss,
   TecDoc

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