Hab doch ein bißchen Mitleid mit den Machern der Boulevard-Presse.
Die haben in unserer Zeit doch ganz andere Probleme. So, wie der
Bildzeitungs-Chefredakteur nach der Geschichte von seiner mißglückten
Penis-Verlängerung *lol*:
http://www.tagesspiegel.de/politik/archiv/20.11.2002/312824.asp
"(...) Unter der Überschrift „Sex-Schock! Penis kaputt“ ging Autor
Gerhard Henschel darin dem erfundenen Gerücht nach, Kai Diekmann habe
sich in Miami einer Penis-Verlängerung unterzogen. Die
„Untenrum-Operation“, bei der auch „Adern, Schwellkörper und
Fleischteile aus den Genitalien einer männlichen Leiche“ verwendet
worden seien, sei jedoch missglückt. Sie sei einer Kastration
gleichgekommen. Diekmann habe den behandelnden Arzt daraufhin auf 200
Dollar Schadenersatz verklagt. Das alles war satirisch gemeint, wie
alles, was auf der manchmal witzigen, oft aber pubertären,
verletzenden und beißwütigen „Wahrheit“Seite steht. Diekmann sah
seine Intimsphäre verletzt und erwirkte eine einstweilige Verfügung,
die geforderte Unterlassungserklärung unterschrieb die „taz“ aber
nicht. Am Dienstag ging es nun um 30000 Euro, die Diekmann als
Schmerzensgeld verlangte (...)
Niemand im Saal zweifelte daran, dass es sich bei dem „taz“-Artikel
um eine Satire handelt, und Satire darf bekanntlich alles – fast
alles. „Das heißt nicht, dass das nicht doch zu weit geht“, sagte der
Richter. Diekmann sei zum Objekt des Gespötts geworden. Tatsächlich
fragt man sich, ob es für Diekmann nicht besser gewesen wäre, den
Artikel zu ignorieren. Auch in seinem eigenen Haus wird seit Wochen
darüber gejuxt. Der „Spiegel“ leitete kürzlich einen Artikel über die
Springer-Presse mit der Frage ein, warum Diekmann ausgerechnet gegen
diesen „taz“- Artikel vorgehe. Als dieselbe Zeitung schrieb, in Oslo
hätten Jugendliche ein menschliches Gehirn gefunden, und sie Diekmann
aufrief, er möge sich bei der norwegischen Polizei melden („Es mag
Ihnen noch nicht aufgefallen sein, aber Ihnen fehlt etwas
Wichtiges“), da wehrte sich Diekmann nicht (...)
Genau darauf, auf die Lächerlichkeit des Themas, setzte Eisenberg,
als er deftig, wortreich und ausschweifend argumentierte, welch hehre
Ziele die „taz“ mit ihrer Satire verfolgte. Nicht weniger als die
„verseuchte Container-Öffentlichkeit“ wollte die Zeitung bekämpfen.
Diekmann sei schuld am Blut-, Sperma- und Fruchtwasserjournalismus,
der bei „Bild“ einen qualitativen Sprung erlebt habe, daran, dass
„der öffentliche Raum verseucht“ sei. Und deshalb gebe es keinen
Besseren als ihn, um gegen diesen Presse-Stil ein Exempel zu
statuieren. Eisenbergs Logik: Ein Chefredakteur, in dessen Blatt
ständig über die privatesten Dinge der Menschen geschrieben wird, hat
selbst kein Recht auf Intimsphäre: „Warum soll man über
Schweinejournalismus stilvoll schreiben?“, fragte er."