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206 Beiträge seit 29.07.2006

Keine Ahnung, wie ich nach 8 Jahren Kellerloch dran wäre

Ich stelle mir ein Aufwachsen in einem solchen Verlies, mit solch
einem geistig angeschlagenen Schliesser, nicht wie Milch und Honig
vor, daher empfinde ich keinen Neid, und ich glaube auch nicht, dass
der Geldregen sie besonders glücklich machen wird. Vor allem am
Anfang muss es eine furchtbare Zeit gewesen sein, mit grenzenloser
Angst, Weinen und Gefühlen des lebendig Begrabenseins.
Es wird sicherlich lange gedauert haben, bis sie den Verlust an
freier Bewegung nicht mehr alle paar Minuten fühlte. Ich denke, auch
wenn sie sich höchstwahrscheinlich in jeder Hinsicht sexuell mit
Priklopil eingelassen und vermutlich auch manchmal Lust empfunden
hat, so war es doch immer im Zwiespalt zwischen Ekel, Unterwerfung
und Bedürfnis nach einer Vaterfigur, die er ja eigentlich nicht war,
weil er sie nicht so wollte, wie sie war, sondern so, wie er sie sich
in seiner zwanghaften Art vorstellte und sie ihm am ehesten diente.
Ich denke, ihre Aussage, dass sie ihn und nicht er sie bestimmt habe,
ist letztlich eine reine Schutzbehauptung zur Erhaltung ihrer
Selbstachtung.
Und dann hat sie natürlich für ihr ganzes späteres Leben gravierende
Defizite, allein die fehlende Schulbildung während dieser wichtigen
Jahre, den fehlenden Kontakt mit Gleichaltrigen, von denen man weit
mehr lernt, als man denkt. Vieles davon wird sie nie mehr nachholen
können, der Mangel wird sie ein Leben lang in der Orientierung
behindern. Die fehlende körperliche Bewegung und sportliche
Ertüchtigung hat vielleicht körperliche Schäden hinterlassen, die
sich erst später im Alter manifestieren werden, Gelenkversteifungen
etc. Es ist auch gut möglich, dass sie eine Beziehungsstörung
davongetragen hat, die erst sichtbar werden wird, wenn sie sich
wieder einmal mit jemandem einlassen möchte. Auch wenn sie sich nicht
viel anmerken liess, so denke ich doch, dass sein Suizid sie tief
getroffen haben muss, weil er ja für lange Zeit ihre einzige
Bezugsperson gewesen war, eine Art Vater und 'Geliebter' zugleich,
und dass sie deswegen für lange Zeit Schuldgefühle und seelischen
Schmerz empfinden wird. Alles in allem würde ich nicht mit ihr
tauschen wollen, ich denke, ich habe in meinem Leben das bessere Los
gezogen.


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