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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Korrekturresistenz

Das ist, bis auf die eine oder andere Ungenauigkeit - "Gegenüber der mittelalterlichen Vorzeit..." In Wirklichkeit bis ins 20. Jahrhundert hinein / "Im Unterschied zu anderen kapitalistischen Staaten, die ihr Gesundheitssystem über Steuern finanzieren und damit auch die vermögenden Bürger belasten (Großbritannien, Schweiz),..." Für die Schweiz trifft das nicht zu, Schweizer zahlen sozial nicht differenzierte KK-Prämien, nur wenn diese das Budget sprengen, übernimmt der Staat einen Anteil, in Britannien ist das System unterfinanziert, zunehmend ausgehöhlt. - eine durchaus realistische Beschreibung, die das Kernproblem korrekt benennt. Dennoch ist die Kritik der Entwicklung seit dem Aufkommen des Neoliberalismus nicht falsch, da die Profitorientiertheit seitdem immer weiter gesteigert wurde.

Ein einigermassen funktionierendes Gesundheitssystem ist für die Legitimation des bürgerlichen Staates wichtig. Wenn aufgrund zu nackter kapitalistischer Verhältnisse gewisse Standards nicht mehr erfüllt sind, bzw. die Systemkosten ins Unbezahlbare steigen, kann das erstens der Volkswirtschaft beträchtlich schaden - Beispiel usa, bezüglich des zweiten Punkts bis zu einem gewissen Grad auch die Schweiz und weitere Industriestaaten, zweitens zu starken politischen Dissonanzen führen, die das politische System in Frage stellen können.

Die Politik sitzt sozusagen zwischen allen Stühlen, sehr unbequem, da ihr bewusst ist, dass das Problem stetig wächst. Bei wie viel Prozent BIP-Anteil ein Gesundheitssystem endgültig nicht mehr tragbar ist, mag unklar sein, nicht aber, dass dies eintritt, wenn es so weiter läuft wie bisher. Etwas zu ändern ist aber schwierig, da die Politik durch und durch von einschlägigen Konzerninteressen kolonisiert ist. Auch das eine Entwicklung der letzten Jahrzehnte, der Politik stehen zunehmend grosse, mächtige Akteure gegenüber, keine allenfalls in Verbänden organisierte Einzelpersonen mehr. Die Marschrichtung ist daher nur noch sehr schwer zu korrigieren.

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