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  • blu_frisbee

mehr als 1000 Beiträge seit 12.09.2002

Re: to neolib or not to neolib?

Pnyx (1) schrieb am 12.02.2022 19:07:

Dennoch ist die Kritik der Entwicklung seit dem Aufkommen des Neoliberalismus nicht falsch, da die Profitorientiertheit seitdem immer weiter gesteigert wurde.

Der Neoliberalismus kam auf weil die Profitraten der produzierenden Realwirtschaft bereits fielen bzw die dort anfallenden Gewinne nicht mehr vollständig profitabel in die Realwirtschaft reinvestiert werden konnten. Daher Blase Finanzsektor, Kredit auf Zukunft.
"Profitorientiertheit gesteigert" ist Pleonasmus. Es war schon immer so: mehr ist besser.
Die asymptotisch angenäherte Schranke ist Realproduktion, tendentieller Fall der Profitrate.

Ein einigermassen funktionierendes Gesundheitssystem ist für die Legitimation des bürgerlichen Staates wichtig.
Wenn aufgrund zu nackter kapitalistischer Verhältnisse gewisse Standards nicht mehr erfüllt sind, bzw. die Systemkosten ins Unbezahlbare steigen, kann das erstens der Volkswirtschaft beträchtlich schaden - Beispiel usa, bezüglich des zweiten Punkts bis zu einem gewissen Grad auch die Schweiz und weitere Industriestaaten, zweitens zu starken politischen Dissonanzen führen, die das politische System in Frage stellen können.

Da steigen keine Kosten ins Unermeßliche.
Wenn man von der guten Sache mehr haben will muß mans halt zahlen.
Wo ist das Problem?
In der Konkurrenz auf dem Weltmarkt die anderswo billigere Arbeiter findet.
Es geht nicht darum daß zu viel Gesundheit an sich finanziert wird,
sondern zu viel fürs Kapital. Begreif mal den Unterschied.

Die Politik sitzt sozusagen zwischen allen Stühlen, sehr unbequem, da ihr bewusst ist, dass das Problem stetig wächst. Bei wie viel Prozent BIP-Anteil ein Gesundheitssystem endgültig nicht mehr tragbar ist, mag unklar sein, nicht aber, dass dies eintritt, wenn es so weiter läuft wie bisher. Etwas zu ändern ist aber schwierig, da die Politik durch und durch von einschlägigen Konzerninteressen kolonisiert ist. Auch das eine Entwicklung der letzten Jahrzehnte, der Politik stehen zunehmend grosse, mächtige Akteure gegenüber, keine allenfalls in Verbänden organisierte Einzelpersonen mehr. Die Marschrichtung ist daher nur noch sehr schwer zu korrigieren.

Oben geißeln Sie den Neoliberalismus
jetzt kotzen Sie neoliberale Propaganda von explodierenden Gesundheitskosten.
Das neoliberale Gift wirkt bereits in Ihrer Denke.
Neben Vorschlägen zur praktischen Politik ist Neoliberalismus eine Weltsicht.
Sie erhebt "Markt" in den Rang einer Gottheit (versteckt: Geldmacherei).
Werden Sie ungläubig!

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