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  • spintronic

976 Beiträge seit 02.10.2015

Re: Quellen und Antworten bitte.

Alles nach Plan schrieb am 19.02.2023 23:25:

A) quellen für ihre Verlustzahlen, besonders die chinesischen

Douglas McGregor, Financial Times. Der pensionierte Oberst McGregor ist jedoch bei Weitem nicht der einzige Amerikaner, der von derart vielen gefallenen Ukrainern ausgeht. Der amtierende US Generalstabschef Milley spricht schon seit einiger Zeit davon, dass die Ukraine den Krieg verloren habe. In US-Medien wird das diskutiert, in Europa hört man in den MSM nichts davon.

Global Times sozusagen das inoffizielle Sprachrohr der Kommunistischen Partei Chinas. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die Zahl von 500'000 gefallenen Ukrainern dort gelesen habe.

B) welcher Krieg wurde bitte am Verhandlungstisch beendet? WW2? Vietnam? Irak?, Afghanistan? 6 Tage Krieg? Tschetschenien?

WW2, Europa: Bei einer bedingungslosen Kapitulation gibt es logischerweise nur noch wenig zu verhandeln, die Position von Deutschland war einfach zu schwach um nennenswerte Forderungen stellen zu können. Dennoch mussten sich sich die Kriegsparteien verständigen, z.B. um den genauen Zeitpunkt der Einstellung der Kampfhandlungen festlegen zu können und um das zu erreichen muss man miteinander sprechen/verhandeln. Wie soll man es auch anders machen, die Truppen müssen ja informiert werden. Jedenfalls wurde die Kapitulation am 7.5.1945 unterzeichnet.

WW2, Pazifik: Japan hat nicht (völlig) bedingungslos kapituliert. Z.B. haben die Japaner darauf bestanden, dass sie den Kaiser behalten dürfen und dass ihr Kaiser nicht wegen Kriegsverbrechen angeklagt wird. Diesbezüglich gab es einen regen Schriftverkehr zwischen Japan und den USA, was man schon als Verhandlungen interpretieren muss. Erst nachdem die USA diese Bedingungen akzeptiert hatte, unterzeichnete Japan am 2.9.1945 die Kapitulation.

Vietnam: Der Abzug der USA aus Vietnam wurde zwischen Nordvietnam und der USA zwischen dem 18.01.1969 und dem 18.01.1973 in Paris verhandelt. Eine pikante Randnotiz, die USA wollten sich mit der massiven Verschärfung der "Operation Rolling Thunder", welche die Bombardierung von Laos (den dort lebenden Menschen wurde von den USA nie der Krieg erklärt) und Nordvietnam (dort wurden gezielt Städte eingeebnet) zum Ziel hatte, in eine bessere Verhandlungsposition "bomben". Letztlich war die "Operation Rolling Thunder" aber ein Fehlschlag.

Afghanistan: Dem Abzug der NATO aus Afghanistan gingen lange Verhandlungen zwischen der USA und den Taliban voraus. Zuerst im geheimen, später ganz offiziell in Doha (Katar). Die Gespräche führten zum sog. Doha-Abkommen, welches den Abzug der USA und damit verbunden der NATO aus Afghanistan regelte. Etwas "brenzlig" wurde es gegen Ende, denn die Taliban mussten befürchten, dass sich die USA nicht an den Vertrag halten werden.

Man könnte so weitermachen und die einzelnen Friedensverhandlungen vertiefen, das würde aber den Rahmen eines Beitrags in einem Forum sprengen. Wer sich dafür interessiert, sollte Bücher lesen, die sich mit den jeweiligen historischen Ereignissen beschäftigen. Oder lesen sie einmal das Buch "Vom Kriege" von Carl von Clausewitz. Darin kann man nachlesen, warum Kriege geführt werden und wie man sie man sie beendet. Das Werk ist trotz seines Alters von hoher Aktualität. Das Buch ist gemeinfrei und man findet es leicht und kostenlos im Internet.

Es reicht aber nicht aus, wenn man vor dem Hintergrund eines mangelhaften Geschichtswissens, einfach behauptet, dass Kriege nicht am Verhandlungstisch beendet werden. Solche Behauptungen widersprechen der empirischen Erfahrungen der letzten 2000 Jahre.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (20.02.2023 10:08).

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