In der Ukraine wurde 2013/14 eine eher russlandfreundliche Regierung gestürzt.
Die Halbinsel Krim erklärte daraufhin sich für unabhängig und bat zum Schutz ihrer mehrheitlich russischen Bevölkerung um Aufnahme in die Russische Föderation. Ein Wunsch, dem sich die friedliebende russische Regierung und das russische Parlament natürlich nicht verwehren konnten, selbst wenn sie es gewollt hätten. Der Gesichtsverlust vor der eigenen Bevölkerung wäre zu groß gewesen.
Soweit die russische Lesart.
Aus ukrainischer Sicht stellt sich die Sache etwas anders dar, zumal angesichts weiterer "Separatistengebiete" im Südosten des Landes.
Spätestens 2014 war man sich wohl in Kiew im Klaren, sich aus der Abhängigkeit von Russland lösen zu müssen, wenn man die weitere Filetierung des eigenen Territoriums verhindern wollte.
Die Entkoppelung vom russischen Stromnetz war also ein folgerichtiger Schritt.
Es ist müßig, in dieser Eskalationsspirale der Entfremdung zwischen Russland und dem Westen einen ersten Schuldigen zu suchen. Das eine bedingt das andere.
Bei der "Unabhängigkeit" der Krim wurde das russische Drehbuch übrigens offensichtlich von der "Unabhängigkeit" des Kosovos inspiriert. Diese war ein gefährlicher Tabubruch.
Griechenland, Rumänien, die Slowakei, Spanien und die Republik Zypern erkennen den Kosovo übrigens nicht an.
Spanien, weil es eine Steilvorlage für die Separatisten in Katalonien und dem Baskenland wäre. Bei Rumänien und der Slowakei habe ich die Sorge um Bestrebungen der ungarischen Minderheit in beiden Ländern im Verdacht, insbesondere angesichts der Politik der ungarischen Regierung. Bei Griechenland und Zypern ist es natürlich klar Nordzypern, dem man dann auch einen Anschluss an die Türkei nicht argumentativ verwehren könnte.