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  • wrmulf

mehr als 1000 Beiträge seit 28.09.2007

Re: Helft mir bitte

BythMuster schrieb am 09.09.2023 13:18:

Wer redet hier von „böse“? Wir reden hier über russischen Imperialismus, der in diversen Beiträgen russischer Protagonisten des Angriffskrieges zum Ausdruck gebracht wurde. Zuletzt nachzulesen hier:

https://twitter.com/berlin_bridge/status/1700253463350022318

Insofern ist es nicht so schwer: die Angriffe auf das ukrainische Stromnetz sind Teil eines imperialistischen, hybriden Angriffskrieges. Nicht dessen Ursache.

Für mich steht außer Frage, dass es in dem Ukraine-Konflikt zu 80-90% nur um Geopolitik geht und die Argumenter beider Seiten nur vorgeschoben sind. Du und viele anderen werden mir bestimmt sofort widersprechen: es handelt sich um reinen russischen Imperialismus und wir, die Guten, sind gefordert, diesen Imperialismus einzudämmen. Das ist, mit Verlaub, Unsinn. Ein Blick auf die Karte offenbart, dass die Interessen Russlands in der Ukraine legimiter erscheinen, als die der USA - es geht schließlich nicht um Mexiko. Russlands erklärtes geostrategisches Ziel ist es, den Einfluss der USA in Europa zu reduzieren. Die USA wollen logischerweise genau das Gegenteil erreichen. Die Interessen der Europäer sind weder mit der einen, noch der anderen Seite deckungsgleich, sind müssten eigentlich an Ausgleich und vor allem Frieden auf dem Kontinent interessiert sein. Dafür ist (und war) eine NATO, die sich wie ein Krebsgeschwür durch Europa frisst, wenig hilfreich. Sie hilft gerade dabei, dass der Krieg sich nicht auf uns ausweitet, weil es der letzte Krieg sein könnte, aber ich vermisse eine echte eigene Strategie Europas (der EU). Mit dem aktuellen Regierungspersonal der Ukraine würde ich mich in der NATO deutlich unsicherer fühlen und zwar selbst wenn Russland besiegt wäre und seine Truppen abgezogen hätte. Ich hätte wunderbar mit einer neutralen Ukraine leben können und ich bin davon überzeugt, Russland auch.

Der Artikel berichtet von einem für mich neuen Aspekt der Trennung des ukrainischen Stromnetzes vom Russischen. In dem Zusammenhang sollte man vielleicht noch erwähnen, dass diese Netze nie getrennt waren, sondern zusammen aufgebaut wurden. Für die Stabilität eines Netzes ist es notwendig, in gewissen Abständen große Kraftwerke zu haben, die für die Regelung (auf die 50-Hz-Netzfrequenz) notwendig sind. Wenn also die Ukraine sich vom russischen Netz trennt hat das selbstverständlich zunächst einen negativen Effekt auf die Stabilität des russischen Netzes - man könnte es, je nachdem ob das in feindlicher Absicht erfolgte, durchaus als Anschlag betrachten. Ähnlich wie die Sprengung von NordStream, die laut derzeit favorisierter Auffassung von Ukrainern durchgeführt wurde (woran ich erhebliche Zweifel habe, das sie das ohne fremde Hilfe geschafft haben könnten). Unabhängig davon, ob das kriegsauslösend war, oder nicht: Russland braucht es nicht als Vorwand, genau wie sie auch niemand um Erlaubnis bitten müssen, in die Ukraine einmarschieren zu dürfen, oder nicht. Sie tun es, wenn es ihren Interessen dient.

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