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  • L.Willms

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Klassenkampf um Länge von Arbeitstag & Arbeitswoche, Jahres- & Lebensarbeitszeit

Klaus N schrieb am 27.12.2016 19:45:

Warum ist die Arbeitszeit gesunken und die Löhne gestiegen?

Warum sinken die Löhne nicht aufs Existenzminimum (auf die Reproduktionskosten) sondern steigt im Gegenteil das akzeptable Existenzminimum mit den Löhnen?

Die Antwort ist doch einfach, und man muß verblendet sein, um sie nicht sehen zu wollen.

Der Kampf zwischen den Klassen, die Gegenwehr des Proletariats sind die Gründe.

Während die natürliche Tendenz des Kapitals die endlose Verlängerung der Arbeitszeit ist, d.h. den Anteil der Gesamtlebenszeit der Proletarier so hoch wie möglich zu treiben, um bei -- ceteris paribus -- gleichbleibenden Wert der Ware Arbeitskraft und womöglich sogar noch sinkendem Lohn so viel Wert wie möglich produzieren zu lassen,

dagegen steht aber der Kampf der Proleten um die Verkürzung des Arbeitstages, d.h. die Verminderung des Anteils ihrer Lebenszeit, der quasi kostenlos als Fronarbeit für den Kapitalisten verbracht werden muß.

So wurde gegen den hartnäckigen Widerstand des Kapitals und seiner menschlichen Repräsentanten die Verkürzung des 14-Stundentages auf 12, dann 10 und schließlich sogar 8 Stunden durchgesetzt. Für den Achtstundentag brauchte es in Deutschland die Revolution von 1918/19. Die 40-Stundenwoche wurde in einem viele Wochen langen Streik der IG Metall durchgesetzt. "Samstags gehört Papi mir" war eines der beeindruckendsten politischen Plakate der Adenauerrepublik (eigentlich gegen den Adenauerstaat). In vielen Teilen der immer noch unter dem kapitalistischen Joch leidenden Menschheit ist die Arbeitszeit noch auf dem Stand des 19. Jahrhunderts.

Die Verkürzung der Ausbeutungszeit ist gleichzeitig ein Motor des technischen Fortschritts. Die Kapitalisten werden gedrängt, lebendige menschliche Arbeit durch gefrorene menschliche Arbeit zu ersetzen, was dann aber auch wieder den Druck für die Verlängerung des Arbeitstages erhöht -- wenn man eine Automobilfabrik um 1980 vergleicht mit derselben von heute, fällt auf, wie leer die Hallen sind, die geringe Zahl der Arbeitskräfte, die wie Marx beschrieben hat, zunehmend nur als Lenker und Aufseher von automatischen Prozessen sind, während 1980 noch Tausende von Arbeitern die Hallen bevölkerten. Aber statt dann den Arbeitern mehr freie Zeit zu gönnen, wird in mindestens zwei Schichten gearbeitet, und am liebsten in drei Schichten, mit 2 Tag- und einer Nachtschicht, was für die Gesundheit der arbeitenden Menschen nicht gerade förderlich ist.

Ganz pervers ist das Gejammer der Ideologen und Repräsentanten des Kapitals, die uns weismachen wollen, daß die Erhöhung der Produktivität der Arbeit unbedingt dazu führen müsse, daß wir alle länger arbeiten -- länger am Tag, auch am Wochenende, länger im Jahr und länger im ganzen Leben.

Heute sind wesentlich weniger Personen damit beschäftigt, Lebensmittel zu produzieren, vom Acker bis zur Fabrik oder Handwerksbetrieb als noch 1950 oder gar 1920 oder gar 1890, aber wir müssen deswegen alle (nein, nicht alle, nur die Proleten) den Gürtel enger schnallen.

Der Kapitalismus ist nicht in der Lage, die wachsende Produktivität der Menschheit zu organisieren. Der Kapitalismus ist schon lange zum Hindernis für die gesellschaftliche Entwicklung geworden. Es wird Zeit, die Kapitalistenklasse zu entmachten und daß die arbeittende Klasse die Macht übernimmt.

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