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  • Klaus N

mehr als 1000 Beiträge seit 28.09.2004

Re: Es sind letzenendes immer die Mengen von lebendiger menschlicher Arbeit

L.Willms schrieb am 27.12.2016 16:01:

Aber mit dem Gebrauchswert von einem Liter Milch vs. einem Liter Azeton hat das wenig zu tun. Außer natürlich, daß eine Ding einen Nutzen für einen Menschen haben muß, bevor das Ding zur Ware werden kann.

Und zum wiederholten Male. Die grosse Lücke bei Marx ist, dass er die Bestimmungsgründe des Gebrauchswertes nicht in seine Überlegungen einbezieht. Er setzt ihn als gegeben voraus. Die Ökonomie wird aber erst dann interessant, wenn man die Nachfrageseite mit einbezieht und ein halbwegs brauchbares Modell zur Beschreibung des subjektiven Gebrauchswerts hat.

Übrigens muss man diese Lücke nicht Marx zum Vorwurf machen, denn die wesentlichen Fortschritte auf dem Gebiet wurden erst gemacht, als Marx schon fast fertig war.

Den Marxisten kann man diesen Vorwurf aber schon machen (Marx war kein Marxist). Sie waren nicht in der Lage, diese neuen Erkenntnisse in die Theorie einzubauen. Ob das aus fehlender intellektueller Leistungsfähigkeit geschah, oder aus Betriebsblindheit, oder weil sie erkannten, dass sich Marx Kernaussagen nicht aufrechterhalten lassen, wenn man eine Theorie der Gebrauchswerte einbaut, wäre sicherlich auch eine interessante Debatte.

Ein paar der Kernaussagen von Marx, die sich nach 150 Jahren immer noch nicht bestätigt haben (die der Mainstream aber befriedigend erklären kann):

warum ist der Kapitalismus immer noch nicht zusammengebrochen?

Warum hat sich der Lebensstandard der Arbeiter stetig verbessert, und zwar in direktem Zusammenhang mit der immer stärkeren Verwendung von Kapital?

Warum ist die Arbeitszeit gesunken und die Löhne gestiegen?

Warum hat die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln dort, wo sie versucht wurde, nicht zu dem erwarteten Wirtschaftswunder und allgemeiner Glückseligkeit geführt?

Warum wurde China erst erfolgreich (und zur ernstzunehmenden wirtschaftlichen Konkurrenz) als es Privateigentum an Produktionsmitteln zuliess?

Warum gibt es Millionengehälter für Manager, Fussballspieler obwohl deren Reproduktionskosten genau so niedrig sind, wie die vom Schweisser bei VW?

Warum sinken die Löhne nicht aufs Existenzminimum (auf die Reproduktionskosten) sondern steigt im Gegenteil das akzeptable Existenzminimum mit den Löhnen?

Warum haben sich Sozialreformen und die Beschränkung von Marktmacht durchgesetzt obwohl Marx glaubte, dass das weder möglich sei, noch, dass solche Reformen den Untergang des Kapitalismus aufhalten können?

Warum ist nach 150 Jahren der Kapitalismus noch immer nicht zusammengebrochen (Marx hoffte ja, dass er es noch erleben würde), während die Systeme, die auf seiner Theorie aufbauten, seit 1989 Geschichte sind?

Die Erklärungen der Marxisten klingen für mich mehr nach Ausreden, als nach wissenschaftlichen Begründungen.

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