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  • the observer

mehr als 1000 Beiträge seit 18.07.2001

Nochmal: Quellenstudium

Klaus N schrieb am 20.12.2016 17:32:

the observer schrieb am 20.12.2016 16:52:

Ja. Ich glaube tatsächlich, dass Marx sich bemüht hat, diesem Anspruch gerecht zu werden.
Was aber für mich bei Marx (und bei seinen Anhängern noch mehr) fehlt, ist die empirische Überprüfbarkeit, die Falsifizierbarkeit. (Mehr dazu steht bei Popper, die offene Gesellschaft und ihre Feinde).

Sicher?

Das sind zwei völlig unterschiedliche Werke. Die offene Gesellschaft ist kein wissenschaftstheoretisches Buch, sondern ein gesellschaftstheoretisches und behandelt ein völlig anderes, wenn auch hochaktuelles Thema. Du müßtest schon in Logik der Forschung nachschauen...

Sicher. Ich schliesse aus Deinem Kommentar, dass Du die "Offene Gesellschaft" (insbesondere Band 2) nicht gelesen hast (oder vielleicht ist es zu lange her).

Als ehemaliger DDR- Bürger habe ich sie mit Interesse gelesen, und mir war im Nachhinein klar, weshalb Popper in diesem Staat keine Erwähnung fand.

Und Du irrst Dich dennoch: Das Prinzip der Falsifikation behandelt er in der Logik der Forschung, gleich im ersten Kapitel Grundprobleme der Erkenntnislogik, im Abschnitt Abgrenzungskriterium. Du kannst Dich selbst davon überzeugen:

https://monoskop.org/images/e/ec/Popper_Karl_Logik_der_Forschung.pdf

Aber abgesehen davon ist das Falsifikationsprinzip, obwohl grundsätzlich richtig und wichtig, nicht unumstritten. Zumindest findet es in der Forschung nicht diese Anwendung. Denn würde man es konsequent anwenden, gäbe es wohl kaum eine neue oder bessere naturwissenschaftliche Theorie, denn jede Theorie ist widersprüchlich oder zeigt Abweichungen zu empirischen Erkenntnissen, hätte also längst verworfen sein müssen. Ebenso problematisch ist seine Ablehnung der Methode der Induktion, also des Schließens vom Besonderen, vom Emprischen auf das Allgemeine. So wäre es seiner Auffassung zufolge wissenschaftlich nicht gerechtfertigt, aus der Beobachtung, daß die Sonne heute morgen im Osten aufging und abends im Westen unterging, den schluß zu ziehen, daß das auch morgen so sein wird.

Ich will aber Popper nicht verreißen, sondern nur auf einige Aspekte hinweisen.

Abgesehen davon sind auch nicht alle naturwissenschaftlichen Theorien falsifizierbar, und dennoch werden sie nicht verworfen.

Aber sie gelten dann auch nicht als das letzte Wort, und es werden Anstrengungen unternommen, sie experimentell zu überprüfen. Schöne Beispiele: Darwin's Evolutionstheorie, Quantentheorie und Teilchenphysik (dem gesunden Menschenverstand widersprechend, aber experimentell belegt), Relativitätstheorie)
Was schwebt Dir als Beispiel für nicht falsifizierbar in der Naturwissenschaft vor?

Die Urknalltheorie beispielsweise, aber auch andere astrophysikalische Theorien.

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