L.Willms schrieb am 26.12.2016 18:56:
Klaus N schrieb am 21.12.2016 14:39:
Die Zahlen beziehen sich auf Preise, ausgedrückt in irgendeiner Währung:
90 Kunden messen dem Produkt einen (subjektiven) Gebrauchswert von 110 bei, 10 Kunden einen Gebrauchswert von 50.
Das ist doch Unsinn. Der Gebrauchswert eines Gegenstands mißt sich nicht ein Euro, Pfund, Yuan oder US-Dollar, sondern in dem Gebrauch.
Stimmt. Das war faul formuliert. Besser zum Beispiel so: für Kunde A ist der Gebrauchswert des Kalenders offenbar mindestens so hoch, wie der Gebrauchswert von 110 Euro. Für Kunde B ist dieser Wert bei 50 Euro.
Der Nutzen von einem Liter Milch ist nicht mit Maßzahlen aus derselben Dimension meßbar, wie der von einem Liter Benzin, oder von einem Paar Schuhe. Der Nutzen von einem Liter Milch liegt in seinem Nährwert, und darin, daß man damit seinen Durst löschen kann.
Jein. Natürlich ist ein Liter Benzin etwas anderes als ein Liter Milch. Aber sie haben gemeinsam, dass sie beide der Befriedigung von Bedürfnissen dienen und sie deswegen vom Verbraucher gewollt werden. Der Verbraucher wird nicht den Kaloriengehalt von Milch und Benzin vergleichen, sondern er wird entscheiden, ob er in einer gegebenen Situation lieber Milch trinkt und läuft oder ob er Wasser trinkt und fährt.
Für den Tauschwert von Waren ist dieser Gebrauchswert völlig irrelevant -- abgesehen davon, daß natürlich ein Gegenstand nur dann zur Ware werden kann, wenn er für jemanden einen Nutzen hat
Nein. der Tauschwert von Waren beeinflusst die Entscheidung des Verbrauchers. Steigt der Tauschwert einer Ware, wird er, bei gleichgebliebenen Bedürfnissen und gleichgebliebenem Budget) weniger von der teureren Ware konsumieren und mehr von anderen Waren (oder das Geld sparen). Das ist nicht nur bei Beobachtung des eigenen Verhaltens überprüfbar, sondern auch in zahllosen Experimenten nachgewiesen. Übrigens ist das auch der Mechanismus mit dem in einer Marktwirtschaft der Ausgleich zwischen Bedürfnissen und Produktionskosten geschaffen wird.
-- der gemeinsame Maßstab ist die für dessen Herstellung bzw. Hervorbringung erforderliche gesellschaftliche Arbeitszeit.
Die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit kann nicht gemessen werden, sie beruht auf falschen Voraussetzungen (sie geht vom Durchschnitt aus, und nicht von der Grenzproduktivität, sie setzt den Kapitalstock und die Produktionstechnik als gegeben voraus, sie kann nicht wirklich erklären, warum manche Arbeitnehmer dauerhaft mehr Lohn kriegen als andere (obwohl sie die gleiche Anzahl Stunden arbeiten) und sie ist kein sinnvolles Entscheidungskriterium dafür, wie viel Arbeit für die Schaffung welcher Güter verwendet werden soll (weder gesamtwirtschaftlich noch einzelwirtschaftlich).
Der so bestimmte Wert ist natürlich nicht gleich dem tatsächlichen Kaufpreis, oder auch nicht den tatsächlichen Herstellungskosten. Näheres dazu in "Das Kapital", oder lesen Sie Fritze Engels' Brief an Conrad Schmidt vom 12. März 1895:
http://www.mlwerke.de/me/me39/me39_430.htm
Ja. Engels gibt betriebswirtschaftliches Wissen wieder, wie es heute jeder kaufmännische Azubi hat (Die Herstellungskosten hängen von vielen, schwankenden Grössen ab). Damit sagt er aber nur, es wäre naiv, das Wertgesetz nachrechnen zu wollen, und dass es Idealtypen gibt, die in der Wirklichkeit nie ganz rein verwirklicht werden (Das gleiche Problem hat übrigens der Mainstream, der vom Idealtyp des vollkommenen Wettbewerbs ausgeht). Aber damit hat er noch nicht gezeigt, warum sein Modell die Wirklichkeit besser erklärt, als alternative Modelle.