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  • blu_frisbee

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Re: Gibt es eine "Übersetzung" von Marx' Kapital?

JZL240I-U schrieb am 20.12.2016 13:22:

Ich meine, kennt jemand eine normalsprachliche Fassung, die leichter lesbar ist?

Von der Sprache her wirst Du auf keine Schwierigkeiten stoßen, der Marx ist ein moderner Autor und durchaus sprachgewaltig, er findet die passenden Worte. Bei Hegel oder Kant muß man sich durch ein Deutsch mühen, das lange Sätze macht.

Marx war sehr gebildet, las, schrieb & sprach mehrere Sprachen, entsprechend opulent das Bild das er malt, oft nimmt er Bilder der Romantik wie Werwölfe, Vampyre um das Kapital zu beschreiben.

Kurz, man kann Marx flüssig lesen. Wenn Du es nach ein paar Jahren wieder liest wirst Du ganz andere Aspekte entdecken wie bei einem dieser Kultfilme die ja alle auch vielschichtig sind. (Beim ersten Kinobesuch noch durch die HauptHandlung abgelenkt sieht man bei den Wiederholungen erst all die Hinweise die auch da sind).

Bei der inhaltlichen Logik & Argumentationsstruktur um Marx zu verstehen siehts etwas anders aus. Er denkt in Gegensätzen und zwar, daß jeder Gegenstand den er behandelt, Arbeit, Geld etc eine Einheit von Gegensätzlichem verkörpert, sich aus der resultierenden Spannung die Fortbewegung des Gegenstands ergibt. Hätte man Hegel gelesen wär Marx dahingehend leicht verständlich.

Ich persönlich rate zu https://de.wikipedia.org/wiki/David_Harvey_%28Geograph%29 der seit über 40 Jahren Kapitalkurse hält und immer noch neue Aspekte entdeckt.
Seine Kapitalvorlesungen gibts auf YouTube und seiner Website, downloadbar.

Das grundsätzliche Problem das jeder Realkapitalist hat ist, daß er am Ende der Produktion mit einem Mehrprodukt in Warenform dasteht das er wieder zu Geld machen will, also verkaufen. Wo soll das Geld herkommen?
Auf der Finanzseite schafft zwar Kredit frisches Geld aus der Zukunft herbei, aber auch ein Zahlungsversprechen für die Zukunft, das nicht unbedingt aufgeht.
Wenn massenhaft keiner mehr kauft (weil die Leut eh schon alles haben bzw kein Geld trotz Bedarf) oder alle Banken faule Schulden in den Bilanzen, dann liefert Marx ganz andere Erklärungen als die bürgerliche VWL.
Marx ist Strukturalist, er erklärt das System nicht aus den Absichten der Beteiligten sondern umgekehrt auf was die sich einlassen müssen wenn sie im System sind. Das frappierendste am Kapitalismus sind seine Krisen wo plötzlich nix mehr geht was keiner der Beteiligten gewollt hat.
http://www.taz.de/!5169626/
http://www.lrb.co.uk/v33/n03/benjamin-kunkel/how-much-is-too-much
eigenes posting mit links

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