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  • VoltaireJunior

mehr als 1000 Beiträge seit 17.09.2004

12 Punkte

1. Die Protokolle sind in Deutschland keineswegs verboten, sondern
man kann sie über die Buchhandlung beziehen.

2. Hitler bezieht sich in "Mein Kampf" nur ein einziges Mal auf die
Protokolle, mit eben jenem Zitat. Die eigentliche Bibel des
Antisemitismus stammte vom Automagnaten der USA Henry Ford: "Der
internationale Jude". Sie erschien zuerst in seiner Wochenzeitschrift
"The Dearborn Independent" 1920. Noch im selben Jahr kam sie in
Buchformat heraus, in einer Auflage allein in Amerika von mehreren
Millionen Exemplaren. Das Buch verbreitete sich so rasend schnell in
der ganzen Welt.
Fords "Der internationale Jude" war es, der die Protokolle überhaupt
erst weltweit bekannt machte. In Amerika selbst führte die
Veröffentlichung sogar zu schweren Progromen.
Eine weitere internationale Aufmerksamkeit erhielten die Protokolle
vorher durch die Veröffentlichung in der Londoner Times und der
regierungsamtlichen Druckerei Eyre&Spottiswoode. Was also die
Veröffentlichung und Verbreitung der Protokolle betrifft, so könnte
man von einer konzertierten Aktion sprechen und die Akteure sind
amtliche Regierungsstellen von Russland und England, sowie ein
jüdischer Verleger in Deutschland (auch wenn die Protokolle erstmals
in Deutschland 1919 im Verlag der Zeitschrift "Auf Vorposten"
erschien, so fanden sie erst durch die Massenauflagen des
Hammer-Verlages von Theodor Fritsch weite Verbreitung) und ein
Automagnat in Amerika. Eine mehr als merkwürdige Allianz kurz nach
dem 1. Weltkrieg.

3. Der Prozess in Bern gegen die Veröffentlichung der Protokolle als
Schundliteratur stellte keineswegs fest, daß es sich dabei um eine
Fälschung handelt.

4. Ein Artikel, der sich mit der Entstehung der Protokolle befaßt,
muß sich also nicht nur mit den Quellen befassen, sondern eben auch
mit der Geschichte derer, die ein großes Interesse hatten, diese
Protokolle massenhaft in der ganzen Welt zu verbreiten.

5. Zu den literarischen Quellen gehört nicht nur Jolys Dialog in der
Hölle zwischen Machiavelli und Montesquieu, sondern ganz wesentlich
auch der Roman "Biarritz" eines Abenteuer-Romanciers namens Retcliffe
(unter diesem Pseudonym schrieben die beiden deutschen Schriftsteller
Goedsche und Schneider). Dort wird ein gruseliges Treffen von
Rabbinern bei Nacht auf dem Jüdischen Friedhof in Prag geschildert,
wo jeder von ihnen quasi einen Rechenschaftsbericht darüber abgibt,
wie weit seine Wühlarbeit zur Erlangung der jüdischen Weltherrschaft
schon fortgeschritten ist. Hier, und nicht in Jolys Dialog findet
sich als Motiv die heimliche Zusammenkunft der jüdischen Herrscher,
die sich über Jahrhunderte zur jüdischen Weltverschwörung verabredet
haben.

6. Die Macher der Protokolle, wer auch immer sie waren und was auch
immer sie damit bezweckten, fälschten hier also nicht irgend was,
sondern schufen aus mehreren literarischen Elementen etwas ganz
Neues; - etwas, was das Schweizer Gericht eben Schundliteratur
nannte.

7. Das Perfide daran war, daß durch die geradezu geniale Bloßstellung
machiavellistischer Macht in Jolys Dialog (Joly war nebenbei 1871
einer der führenden Kommunarden) Machiavelli und Judentum
gleichgesetzt wurden. Aus der Richtigkeit der Analyse der
herrschenden Machtmechanismen unter Napoleon III.,  welche bereits in
Machiavellis "Der Fürst", aber auch in den Schriften Adam Weishaupts
zu finden sind, also folglich im Grundsatz von der Zeit ganz
unabhängig sind, in der sie angewandt werden können, wurde nun eine
"moderne" Fassung, in welcher der Fürst bzw. der Illuminat lediglich
ausgewechselt wurden und statt dessen wurde nun "der Jude" gesetzt.
DAS ist letztlich das "Prophetische" an den Protokollen. Der alte
Grundsatz Machiavellis wie der Jesuiten "Der Zweck heiligt das
Mittel", brauchte also nur den Gegebenheiten des 19. und 20. Jh.
angeglichen werden. Würde man in den Protokollen das Judentum als
Verschwörer weglassen, dann wären sie in der Tat eine geniale
Ergänzung zu den Dialogen Jolys in Bezug auf die Machtmechanismen,
wie sie noch heute reibungslos funktionieren. Wer Joly gründlich
liest, der wird feststellen, daß hier von den grundsätzlichen
politischen Mechanismen her der Aufstieg Hitlers geradezu prophetisch
bis ins Detail nicht vorausgesagt, sondern vorausgedacht wurde.

8. Daraus folgt, daß Joly zu einer Zeit den Faschismus und den Weg in
die faschistische Diktatur beschrieb, als es das Wort dafür noch gar
nicht gab.  

9. Was die wahren Urheber der Protokolle betrifft, so war lange davon
die Rede, der Autor wäre der neben Herzl damals bedeutendste Zionist
Ascher Ginsburg gewesen, der sich auch Achad Haam nannte und ein
fanatischer Nietzsche-Verehrer war. Und in der Tat finden sich in
seinen Aufsätzen, die zur selben Zeit wie die Protokolle entstanden
und die in 2 Bänden unter dem Titel "Am Scheidewege" 1923 auch auf
deutsch erschienen, ebenfalls viele Formulierungen, die
Übereinstimmungen mit den Protokollen haben. Ich persönlich glaube
nicht an dessen Autorenschaft der Protokolle, aber Achad Haam lebte
damals in London und die britische Regierung hatte ein großes
Problem: Man hatte mit der Balfour-Erklärung 1919 den Zionisten
Palestina versprochen, dachte jedoch nicht wirklich daran, das
Versprechen zu halten (bekanntlich hatten die Zionisten erst nach dem
2. Weltkrieg den Staat Israel 1948 gegen den Willen der Briten von
diesen durch Terror erzwungen). Große Teile Palestinas gehörten auch
noch zur französischen Einflußssphäre. Frankreich selbst wurde nach
dem Versailler Vertrag selbst England zu mächtig, aber auch Amerika
suchte, Frankreichs Einfluß zurückzuhalten. Also sollte Deutschland
hinter dem Rücken der Franzosen mit Hilfe Amerikas und Englands
wieder wirtschaftlich aufgepeppelt und gegen Frankreich in Stellung
gebracht werden. Das war auch der tiefere Grund, warum die Wallstreet
Hitler an die Macht brachte und mit ihr die Großindustriellen,
darunter der Großvater des heutigen US-Präsidenten, Prescot Bush.
Die Zionisten und ihr Israel-Projekt war also weder den Engländern,
noch den Amerikanern oder gar Franzosen recht. Vor allem aber den
Engländern, die genau wußten, daß ein solcher Staat gegen die Araber
niemals durchgesetzt werden kann, ohne deren Feindschaft
herauszufordern. Daß Amerika den Briten nach dem 2. Weltkrieg das
Empire abnehmen konnten, hatte sicher auch nicht unwesentlich mit der
Gründung des Staates Israel zu tun. Die Briten, welche nicht
unwesentlich zur Zerschlagung des Osmanischen Reiches beigetragen
hatten, hatten sich mit ihrer Politik völlig unglaubwürdig gemacht:
Einerseits stärkten sie den türkischen und arabischen Nationalismus,
aber nun in Palestina auch noch einen jüdischen Nationalismus gegen
den Willen der arabischen Nationalisten durchzusetzen, bedeutete und
bedeutet noch heute die Quadratur des Kreises.

10. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, daß vor allem dem
britischen Empire daran gelegen sein mußte, den jüdischen
Nationalismus zu schwächen und das zionistische Projekt zu
unterlaufen. Nichts war besser geeignet, als durch die "Protokolle
der Weisen von Zion" Stimmung gegen den jüdischen Nationalismus zu
machen. Fragt man sich also, wer an der Fabrikation und
Veröffentlichung der Protokolle um 1900 am meisten Interesse hatte,
so ist die Antwort: Das britische Empire! Zumal sich der Deutsche
Kaiser damals Herzl und seinem Projekt sehr aufgeschlossen gezeigt
hatte und deswegen auch mit dem türkischen Sultan verhandelte. Nach
beider Sturz 1918 und dem Sturz der russischen Monarchie versuchte
England mit amerikanischer Hilfe (von dort kamen ja nicht nur die
Gelder für die Revolutionäre um Trotzki) in der Sowjetunion einen
Judenstaat zu etablieren, was nach Lenins Tod selbst Stalin noch
lange befürwortete. So wäre England ein großes Problem mit den
Arabern in seinem Einflußbereich des Empire losgeworden. Das Projekt
wurde aber bald aufgegeben, weil die Zionisten nicht bereit waren,
einen solchen Staat auf dem Territorium der SU zu akzeptieren und die
jüdischen Sowjets ebensowenig. Bekanntlich hatten die Engländer dann
Hitler, welcher die Juden loswerden wollte und deshalb mit den
Zionisten in Punkto Judenstaat in Palestina zusammenarbeitete, die
sogenannte Madagaskar-Lösung vorgeschlagen. Dort sollte nun der
Judenstaat zwangsweise entstehen. Der Plan zerschlug sich dann erst
mit Beginn des 2. Weltkrieges.

11. Berücksichtigt man also all diese historischen Umstände und die
Rolle Englands, so versteht man plötzlich besser, wieso die
Protokolle vor allem in Russland, Frankreich England und Amerika
verbreitet wurden und Hitler noch bis zum Kriegsausbruch glaubte,
England würde auf seiner Seite sein. Dieselbe Times, die einst die
Protokolle in Massenauflage veröffentlichten, veröffentlichte dann
1933 eine Kriegserklärung des "Weltjudentums" gegen Deutschland, die
letztlich (das mußten ja auch die Engländer wissen) die
antisemitische Stimmung in Deutschland förderte und die Macht der
Nazis stärkte (zu der Zeit war Churchill ein großer Hitler-Verehrer).
Da der größte Teil der deutschen und europäischen Juden gar nicht
daran dachten, nach Israel auszuwandern, ohne die Auswanderung der
Juden aber das Israel-Projekt nicht verwirklicht werden konnte, kam
den Zionisten der Antisemitismus der Nazis gar nicht so ungelegen.

12. Es scheint, daß also die Fabrizierung der Protokolle eng mit dem
zionistischen Projekt Israel zusammenhängt. Schon der Name
"Protokolle der Weisen von Zion" weist darauf hin. Wer sie nun
wirklich fabriziert hat, wird wohl im Dunkeln bleiben müssen. Nutzen
davon hätte sich vor allem das Britische Empire erhoffen können, als
sie entstanden. Sie mögen später dann auch gewissen zionistischen
Kreisen gelegen gekommen sein, um die Auswanderung nach Palestina zu
forcieren, aber um 1900 wären sie für diese eher kontraproduktiv
gewesen.
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