Dem, was Kaltenbrunner ausführt, kann man cum grano salis zustimmen - doch führt er eben nicht alles aus, sondern lässt wesentliche Aspekte aus. So z. B. die triumphierende restaurative Geste in Berlin - 'Wir haben gewonnen, wir löschen euch jetzt aus' -, mit anderen Worten die Tendenz, die DDR unsichtbar zu machen. Nicht, in dem, was da steht, steckt das Politische, sondern in dem, was nicht mehr da steht.
Und dann ist da noch der finanzielle Aspekt. Die Ausgaben für die Aufplusterung Berlins, die Restitution zum Teil verlorener historischer Tiefe - auch das ein Akt des Unsichtbarmachens, dem sich nur Chipperfield zu entziehen versucht hat - lässt sich die dauerklamme Stadt viel kosten, auch wenn ein beträchtlicher Teil der Gelder dafür aus anderen Quellen stammt.
Korrigieren muss man die umstandslose Behauptung einer völkerrechtswidrigen Annexion der Krim, die das Recht der Bevölkerung auf Selbstbestimmung negiert, die sich mit grosser Mehrheit für die Rückkehr zu Russland ausgesprochen hat und auch besuchenden Kritikern nichts anderes mitteilt. Wenn ein Architekturbüro, wie Kaltenbrunner offenbar implizit fordert, nur da Aufträge annehmen darf, wo die Regierungsform den hohen Anforderungen des deutschen Nachkriegsstaates entspricht, fällt ein Grossteil der Welt aus Abschied und Traktanden. Oder ist diese hohe Empfindlichkeitsstufe - 'das System Putin' - nur auf dem Westen missliebige Regierungen bezogen, was die Auswahl möglicher Wirkungsorte sehr deutlich vermehren würde?