lilywhite schrieb am 31. Mai 2005 12:12
> Die NATO könnte nach wie vor ihrer Bedeutung hinsichtlich
> kontinenteübergreifender, gemeinschaftlicher Aktionen gerecht werden.
> Wo genau siehst du da ein Problem?
> Die NATO würde imho sogar gebraucht, um die Bedeutung des neuen
> vereinten Europas für die transatlantischen Beziehungen klar zu
> definieren. Ein vereintes Europa soll schließlich keinen Aggressor
> gegen Nordamerika darstellen, sondern in erster Linie einen
> stabileren, handlungsfähigeren Partner, als zwei Duzend
> Einzelstaaten.
>
> Hmm, ich kann mich auch irren. Wie siehst du das?
Schwer zu sagen. Zum einen war bisher die NATO eher ein verlängerter
Arm der US-Interessen in Europa, zum anderen ist der Gründungszweck
der NATO nach Ende des Kalten Krieges eigentlich erloschen. Das wären
mal zwei kurze Gründe GEGEN die NATO.
Was kontinenteübergreifende, gemeinschaftliche Aktionen angeht,
finde ich die NATO ungeeignet, da auch sie nur Interessen zweier
Regionen, Nordamerika und Europa, vertreten kann. Solche
(militärischen) Aktionen sollten ausschließlich von der UNO
durchgeführt werden (ja, ich weiß, hier muß noch kräftig reformiert
werden).
Natürlich könnte der überhöhte Einfluß der USA innerhalb der NATO
schwinden, wenn es, neben Canada und Türkei, nur noch die USA und EU
als Mitglieder gäbe. Allerdings sehe ich dann aber keinen dauerhaften
Bestand der NATO, da USA und EU in zu vielen Punkten bereits
Konkurrenten sind. Da ist zum einen der Euro, bereit die Nachfolge
der Weltleitwährung anzutreten, sollte der Dollar crashen. Dann sind
da noch die ehrgeizigen Bemühungen der USA, Einfluß in Zentralasien
zu gewinnen und über das Öl zu bekommen (aus Angst, der Dollar könnte
tatsächlich crashen) und damit nicht nur Russland, sondern auch die
EU zurückzudrängen. Die Amis würden niemals zulassen, dass die EU
dort "die Geschäfte" alleine übernimmt (oder das der Euro den Dollar
ablößt), die wollen dort das sagen haben, aber das wird langfristig
zum Nachteil der EU sein, die ja nicht nur mit den USA, sondern auch
mit Russland, China, Indien und den arabsichen Raum intensive
Handelsbeziehung führt und führen will. Warum sonst ist der
zentralasiatische Raum als Zentrum all dessen geopolitisch so
wichtig?
Die langfristigen Interessen der USA und der EU laufen imo nicht
zusammen, daher denke ich nicht nur, dass eine NATO keinen
dauerhaften Bestand haben wird, ich denke sogar, dass eine NATO
politisch der EU eher im Weg stehen wird, um einen eigenen Weg zu
gehen, während sie den USA nutzen werden, um ein vereintes Europa
auszubremsen.
Aber Du hast recht, betrachtet man das alles, ist es um so wichtiger,
einen ernstzunehmenden politischen und militärischen "Gegen"pol zur
USA zu bilden - natürlich ohne Konfrontation, aber auch nicht mit
einer bedingslose Zusammenarbeit.
Gruß, Z.
> Die NATO könnte nach wie vor ihrer Bedeutung hinsichtlich
> kontinenteübergreifender, gemeinschaftlicher Aktionen gerecht werden.
> Wo genau siehst du da ein Problem?
> Die NATO würde imho sogar gebraucht, um die Bedeutung des neuen
> vereinten Europas für die transatlantischen Beziehungen klar zu
> definieren. Ein vereintes Europa soll schließlich keinen Aggressor
> gegen Nordamerika darstellen, sondern in erster Linie einen
> stabileren, handlungsfähigeren Partner, als zwei Duzend
> Einzelstaaten.
>
> Hmm, ich kann mich auch irren. Wie siehst du das?
Schwer zu sagen. Zum einen war bisher die NATO eher ein verlängerter
Arm der US-Interessen in Europa, zum anderen ist der Gründungszweck
der NATO nach Ende des Kalten Krieges eigentlich erloschen. Das wären
mal zwei kurze Gründe GEGEN die NATO.
Was kontinenteübergreifende, gemeinschaftliche Aktionen angeht,
finde ich die NATO ungeeignet, da auch sie nur Interessen zweier
Regionen, Nordamerika und Europa, vertreten kann. Solche
(militärischen) Aktionen sollten ausschließlich von der UNO
durchgeführt werden (ja, ich weiß, hier muß noch kräftig reformiert
werden).
Natürlich könnte der überhöhte Einfluß der USA innerhalb der NATO
schwinden, wenn es, neben Canada und Türkei, nur noch die USA und EU
als Mitglieder gäbe. Allerdings sehe ich dann aber keinen dauerhaften
Bestand der NATO, da USA und EU in zu vielen Punkten bereits
Konkurrenten sind. Da ist zum einen der Euro, bereit die Nachfolge
der Weltleitwährung anzutreten, sollte der Dollar crashen. Dann sind
da noch die ehrgeizigen Bemühungen der USA, Einfluß in Zentralasien
zu gewinnen und über das Öl zu bekommen (aus Angst, der Dollar könnte
tatsächlich crashen) und damit nicht nur Russland, sondern auch die
EU zurückzudrängen. Die Amis würden niemals zulassen, dass die EU
dort "die Geschäfte" alleine übernimmt (oder das der Euro den Dollar
ablößt), die wollen dort das sagen haben, aber das wird langfristig
zum Nachteil der EU sein, die ja nicht nur mit den USA, sondern auch
mit Russland, China, Indien und den arabsichen Raum intensive
Handelsbeziehung führt und führen will. Warum sonst ist der
zentralasiatische Raum als Zentrum all dessen geopolitisch so
wichtig?
Die langfristigen Interessen der USA und der EU laufen imo nicht
zusammen, daher denke ich nicht nur, dass eine NATO keinen
dauerhaften Bestand haben wird, ich denke sogar, dass eine NATO
politisch der EU eher im Weg stehen wird, um einen eigenen Weg zu
gehen, während sie den USA nutzen werden, um ein vereintes Europa
auszubremsen.
Aber Du hast recht, betrachtet man das alles, ist es um so wichtiger,
einen ernstzunehmenden politischen und militärischen "Gegen"pol zur
USA zu bilden - natürlich ohne Konfrontation, aber auch nicht mit
einer bedingslose Zusammenarbeit.
Gruß, Z.