Klaus N schrieb am 16.05.2021 17:17:
Oder Du müsstest Dein Vorurteil korrigieren :-)
Niemals! :-)
Als allererste Annäherung geht das wohl, aber:
Unternehmens und Vermögenseinkommen sind zu hoch angesetzt, weil das Statistische Bundesamt es nicht separat ermittelt. Damit ist auch anderes darin enthalten, wie zum Beispiel die Schattenwirtschaft (Schwarzarbeit und Kriminalität).
Hm, Statista schätzt die fürs laufende Jahr auf 336 Mrd., ein relevanter Posten, zugegeben. Aber aktuelle Faulheit lässt mich das ignorieren.
Ebenso sollte man den Kapitalistenlohn nicht vernachlässigen. Die Selbständigen leisten immerhin rund 10% der gesamten Arbeitsstunden in Deutschland, und das ist auch im Unternehmenseinkommen enthalten.
Bist du dir ganz sicher, dass das im Unternehmenseinkommen steckt? Die können sich doch auch selbst, ihre Frau, drei Kinder und siebzehn Enkel anstellen und horrende Gehälter zahlen. Das wird statistisch umgelegt?
Auch das mit der Sparen und Konsum ist nicht ganz so einfach. Zwar nimmt die Sparquote mit steigendem Einkommen zu, aber auch die mittleren Einkommen sparen einen signifikanten Teil ihres Einkommens. Vereinfacht: wenn 30 Millionen mit einem Einkommen von 30.000 Euro 5% ihres Einkommens sparen, kommen dabei 45 Milliarden raus, wenn 1 Million Reiche mit einem Einkommen von 100.000 45% sparen kommen eben auch nur 45 Mrd. raus.
Ja, nee, da bleibe ich aus aktueller Faulheit strikt: Jeder Aktienbesitzer Kapitalist, auch wenn's bloß eine Aktie zum Geburtstag von der Oma war. Jedes Kindersparbuch einer alleinerziehenden Supermarktkassiererin eine Agentur zur Enteignung der ausgebeuteten Klasse.
Aber stimmt, ein Teil des Gehalts leitender Angestellter (vor allem Boni) könnte als Gewinneinkommen betrachtet werden.
Könnte. Andererseits: Wo führt das hin? Zur antideutschen Position: Letztlich ist ja alles variable Kapital auch Kapital, die Arbeiterklasse selbst eine Agentur der herrschenden Verhältnisse. Nein, nein, da bleiben wir aus aktueller Faulheit schön strikt begrifflich: Kapitalistin ist Eignerin von Kapital, nicht deren Angestellte, auch wenn die noch so sehr als Vorarbeiterin die Peitsche schwingt und dafür Millionen-Boni kassiert.
Aber selbst wenn Du das berücksichtigst, kommst Du wahrscheinlich nicht auf 100%.
Vielleicht nicht. Staatskonsum sollte vermutlich besser auch komplett der Mehrarbeit zugeschlagen werden, schließlich ist der herrschende Staat der Staat der Herrschenden. Aber gut, da bin ich mal wegen aktueller Faulheit großzügig.
Eigentlich interessierte mich ja der Zeitverlauf. Ich habe mir also mal die entsprechenden Spalten auf S. 18 in
https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Volkswirtschaftliche-Gesamtrechnungen-Inlandsprodukt/Publikationen/Downloads-Inlandsprodukt/inlandsprodukt-lange-reihen-pdf-2180150.pdf?__blob=publicationFile
rausgezogen, um die langjährige Entwicklung des Verhältnisses in den Blick zu bekommen, bis 1991 West-D-Land, ab zweitem 1991 Gesamt-D-Land:
1970 52.46%
1971 48.35%
1972 45.99%
1973 43.72%
1974 40.57%
1975 40.69%
1976 41.43%
1977 40.05%
1978 40.26%
1979 39.72%
1980 36.64%
1981 35.85%
1982 36.63%
1983 39.72%
1984 41.67%
1985 42.90%
1986 43.43%
1987 40.55%
1988 43.53%
1989 46.70%
1990 47.53%
1991 45.70%
1991 43.95%
1992 41.44%
1993 39.88%
1994 40.93%
1995 41.04%
1996 41.71%
1997 43.32%
1998 43.32%
1999 41.05%
2000 38.47%
2001 40.13%
2002 39.80%
2003 39.63%
2004 46.16%
2005 48.12%
2006 53.97%
2007 55.02%
2008 50.21%
2009 43.50%
2010 47.06%
2011 49.10%
2012 45.09%
2013 44.25%
2014 44.51%
2015 43.96%
2016 44.33%
2017 43.77%
2018 41.67%
2019 38.91%
2020 35.37%
Entwicklung von 1982 bis 1990 sieht in der Tendenz so aus, wie ich mir das vorgestellt habe. Wobei: Was war 1987 los?
1990 bis 2003 finde ich nicht ganz unerwartet: Wendezeit war anscheinend schwierig. Ich frage mich allerdings, was da alles versteckt an Aneignung DDR-volkseigenen Vermögens gar nicht auftaucht.
2004 bis 2007 zeigt sich schön der Effekt der Hartz-Reformen.
Tja, und dann ging der Kapitalismus halt in'n Arsch, aber wir tun so, als wäre nix.