Hat jetzt nichts mit deinem Bashing zu tun, aber ich hänge es dennoch mal an deinen Beitrag.
Ich stutzte wieder einmal über:
Was die Wertgenerierung angeht, hat der digitale Kapitalismus gar nicht so viel Neues zu bieten (auch wenn das auf der Phänomen- und erst recht auf der Diskursebene so aussehen mag).
Nullzinspolitik, Quantitative Easing und too big to fail sind "nicht so viel Neues"?
Vielleicht nicht, ist nicht so, dass es mir hinreichend klar wäre. Also bin ich mal ein wenig durch MEW25 gesurft, insbesondere dritter und siebter Abschnitt. Meine Stutzigkeit verharkte sich wesentlich im 15. Kapitel, dort am Ausgleichsmechanismus der Krisen als Bedingung der Möglichkeit ihrer Überwindung, plakativ mit einem Zitat vielleicht mal zumindest angerissen das Ende des Kapitels:
Die Schranke der kapitalistischen Produktionsweise tritt hervor:
1. Darin, daß die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit im Fall der Profitrate ein Gesetz erzeugt, das ihrer eignen Entwicklung auf einen gewissen Punkt feindlichst gegenübertritt und daher beständig durch Krisen überwunden werden muß.
<269> 2. Darin, daß die Aneignung unbezahlter Arbeit, und das Verhältnis dieser unbezahlten Arbeit zur vergegenständlichten Arbeit überhaupt, oder, kapitalistisch ausgedrückt, daß der Profit und das Verhältnis dieses Profits zum angewandten Kapital, also eine gewisse Höhe der Profitrate über Ausdehnung oder Beschränkung der Produktion entscheidet, statt des Verhältnisses der Produktion zu den gesellschaftlichen Bedürfnissen, zu den Bedürfnissen gesellschaftlich entwickelter Menschen. Es treten daher Schranken für sie ein schon auf einem Ausdehnungsgrad der Produktion, der umgekehrt unter der andren Voraussetzung weitaus ungenügend erschiene. Sie kommt zum Stillstand, nicht wo die Befriedigung der Bedürfnisse, sondern wo die Produktion und Realisierung von Profit diesen Stillstand gebietet.
Sinkt die Profitrate, so einerseits Anspannung des Kapitals, damit der einzelne Kapitalist durch beßre Methoden etc. den individuellen Wert seiner einzelnen Waren unter ihren gesellschaftlichen Durchschnittswert herabdrückt und so, bei gegebnem Marktpreis, einen Extraprofit macht; andrerseits Schwindel und allgemeine Begünstigung des Schwindels durch leidenschaftliche Versuche in neuen Produktionsmethoden, neuen Kapitalanlagen, neuen Abenteuern, um irgendeinen Extraprofit zu sichern, der vom allgemeinen Durchschnitt unabhängig ist und sich über ihn erhebt.
Die Profitrate, d.h. der verhältnismäßige Kapitalzuwachs ist vor allem wichtig für alle neuen, sich selbständig gruppierenden Kapitalableger. Und sobald die Kapitalbildung ausschließlich in die Hände einiger wenigen, fertigen Großkapitale fiele, für die die Masse des Profits die Rate aufwiegt, wäre überhaupt das belebende Feuer der Produktion erloschen. Sie würde einschlummern. Die Profitrate ist die treibende Macht in der kapitalistischen Produktion, und es wird nur produziert, was und soweit es mit Profit produziert werden kann. Daher die Angst der englischen Ökonomen über die Abnahme der Profitrate. Daß die bloße Möglichkeit Ricardo beunruhigt, zeigt gerade sein tiefes Verständnis der Bedingungen der kapitalistischen Produktion. Was ihm vorgeworfen wird, daß er, um die "Menschen" unbekümmert, bei Betrachtung der kapitalistischen Produktion nur die Entwicklung der Produktivkräfte im Auge hat - mit welchen Opfern an Menschen und Kapitalwerten immer erkauft -, ist gerade das Bedeutende an ihm. Die Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit ist die historische Aufgabe und Berechtigung des Kapitals. Eben damit schafft es unbewußt die materiellen Bedingungen einer höhern Produktionsform. Was Ricardo beunruhigt, ist, daß die Profitrate, der Stachel der kapitalistischen Produktion und Bedingung, wie Treiber der Akkumulation, durch die <270> Entwicklung der Produktion selbst gefährdet wird. Und das quantitative Verhältnis ist hier alles. Es liegt in der Tat etwas Tieferes zugrunde, das er nur ahnt. Es zeigt sich hier in rein ökonomischer Weise, d.h. vom Bourgeoisstandpunkt, innerhalb der Grenzen des kapitalistischen Verstandes, vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion selbst, ihre Schranke, ihre Relativität, daß sie keine absolute, sondern nur eine historische, einer gewissen beschränkten Entwicklungsepoche der materiellen Produktionsbedingungen entsprechende Produktionsweise ist.
(zitiert aus http://mlwerke.de/me/me25/me25_251.htm#S268)
Nun steigt global ja quasi beständig die vernutzte Arbeit und da ist noch sehr viel Luft nach oben. Ob dies aber auch steigende Mehrwertproduktion darstellt, erscheint verschleiert durch die Aufblähung der Finanzsphäre, des keynsianischen und nach-keynsianischen Staatskonsums sowie eben der Zentralbankpolitiken im jungen Jahrtausend: Der intertemporale Zusammenhang von Kauf und Verkauf wird unter Umständen über diese Mechanismen derart verzerrt, dass außer Fetisch da vielleicht gar keine objektive Bestimmung des Wertgeschehens mehr möglich ist. All das, was ich mal von Krisis und ähnlichen Strömungen las, klopft unbestimmt von innen an die Hirnschale. Meine Fragezeichen perennieren.
Ich hatte letztens irgendwann mal einen Beitrag von dir vage so verstanden, dass du meinst, dass Imperialismus und Destruktivkraftentwicklung das objektive Loch füllen, zu dem alle Wertkategorien zu mutieren scheinen - bin mir aber nicht sicher, ob ich das überhaupt richtig verstanden habe.
Falls dir möglich, hätte ich gern mal deine Meinung zu diesen Zusammenhängen. Wenn's geht, bitte nicht zu begriffs-pedantisch, sondern eher lax umrissen, weil deine Begriffspedanterien teilweise wirklich anstrengend und schwierig nachzuvollziehen sind. Wäre nett, vielen dank.
Profunde Meinungen von anderen Leuten hier fände ich selbstverständlich auch nicht schlecht.